Die Zahl der Einbrüche im Südwesten ist weiter zurückgegangen, gleichzeitig konnte die Polizei mehr Fälle aufklären. Insgesamt ging die Zahl der Straftaten im Land zurück.

Stuttgart - Deutlich weniger Menschen im Südwesten sind im vergangenen Jahr Opfer von Einbrechern geworden. Die Zahl der Fälle sank im Vergleich zu 2015 noch einmal um knapp zehn Prozent, zugleich konnte die Polizei mehr davon aufklären, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Kriminalstatistik hervorgeht. Erstmals seit Jahren ging auch die Zahl der Straftaten insgesamt wieder zurück - obwohl zugleich die Zahl der Einwohner zunahm, wie Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Donnerstag betonte. Ausschließlich positiv fiel seine Bilanz dennoch nicht aus: Sorge bereiten ihm unter anderem die Gewalt gegen Polizisten sowie überproportional viele Straftaten von Flüchtlingen.

 

Beim Thema Wohnungseinbrüche sprach Strobl von einer „Trendumkehr“. Bis 2014 waren die Zahlen stetig gestiegen, seitdem gehen sie zurück. Knapp 11 100 Einbrüche wurden 2016 verzeichnet, im Jahr davor waren es gut 12 250. Etwa jeder fünfte Fall wurde aufgeklärt, das war die beste Quote seit 2008. „Wir machen den Einbrechern das Leben in Baden-Württemberg so schwer wie irgend möglich“, sagte Strobl unter Verweis auf eine Vielzahl von zusätzlichen Kontrollen zum Beispiel auf Autobahnen - vor allem im Winter, der Hauptsaison für Einbrecher. Einbrüche würden meist von gut organisierten Banden begangen, und die seien extrem mobil. „Wir halten den Druck hoch - das werden wir auch in Zukunft machen.“

Mehr Gewalt gegen Polizisten

Bei der Gesamtzahl der Straftaten gab es erstmals seit 2012 wieder einen Rückgang. Rund 609 000 wurden im vergangenen Jahr registriert, gut 60 Prozent davon wurden aufgeklärt. Je nach Art der Straftat variiert die Aufklärungsquote stark: Bei Tötungsdelikten ist sie in der Regel sehr hoch, bei Einbrüchen oder Diebstählen eher niedrig.

Der baden-württembergische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, warnte vor einer oberflächlichen Betrachtung und zu stark auf „Bürgerberuhigung“ bedachten Bewertung und Darstellung der Statistik. Täglich gebe es Angriffe auf Leib und Leben. Die Gewaltspirale setze ihren Aufwärtstrend fort. „Es ist besorgniserregend, welche Entwicklungen wir in den Deliktsbereichen vorfinden, die mit der körperlichen Unversehrtheit und dem Leben zu tun haben. Im 10-Jahresvergleich haben wir weiterhin schlechte Zahlen“, betonte Kusterer.

Deutlich zugenommen hat die Gewalt gegen Polizisten, was Strobl als „besonders bitter“ bezeichnete. „Das können wir nicht hinnehmen und das werden wir nicht hinnehmen“, betonte er. Abhilfe soll unter anderem die sogenannte Bodycam schaffen, mit denen Polizisten Angriffe aufzeichnen können. Sie soll im Frühjahr testweise bei der Polizei in Stuttgart, Mannheim und Freiburg eingesetzt werden.

Jeder zehnte Tatverdächtige Flüchtling

Kusterer geht davon aus, dass mehr als je zuvor Straftaten überhaupt nicht gemeldet oder entdeckt wurden. „Wenn in bestimmten Deliktsfeldern überhaupt keine Anzeigen mehr erstattet werden, weil man außer eigenem Zeitaufwand kein Vertrauen in die Polizei und deren Erfolge hat, dann täuschen die Ergebnisse der Statistik.“ Insbesondere im Diebstahlsbereich geht die DPolG davon aus, dass das Dunkelfeld wesentlich höher ist.

Für problematisch halten Strobl und sein Staatssekretär Martin Jäger auch, dass Flüchtlinge „endgültig im Kriminalitätsgeschehen angekommen“ sind, wie Jäger sagte. Etwa jeder zehnte Tatverdächtige 2016 sei ein Flüchtling gewesen - Verstöße gegen Asyl- und ähnliche Gesetze schon ausgenommen. Dabei mache die Gruppe nur geschätzte 1,5 Prozent der Bevölkerung aus. „Man darf hier nicht dramatisieren, aber es gibt auch nichts zu relativieren“, sagte Jäger.