Kriminalstatistik in Plochingen Kriminalitätshotspot? Mehr Sicherheit als gefühlt
Plochingen ist kein Hotspot der Kriminalität, auch wenn das von den Bürgerinnen und Bürgern teilweise so empfunden wird.
Plochingen ist kein Hotspot der Kriminalität, auch wenn das von den Bürgerinnen und Bürgern teilweise so empfunden wird.
Wie sicher ist Plochingen? Vor zwei Jahren haben die Stadt und die Region eine ganze Reihe von Vorfällen im Rahmen von Bandenkriminalität erlebt, darunter auch Schießereien in Plochingen. Das wirke bis heute nach, seitdem seien viele Bürgerinnen und Bürger verunsichert, stellten mehrere Gemeinderäte jüngst in der Ratssitzung fest. Glaubt man der Polizei, ist Plochingen aber nicht unsicherer als andere Orte. Rochus Denzel, der Leiter des Polizeireviers Esslingen, und Joachim Löffler, Leiter des Plochinger Polizeipostens, stellten die Kriminalstatistik für 2024 im Gemeinderat vor.
Die Gesamtzahl der Straftaten ist von 835 (2023) auf 816 im Jahr 2024 leicht gesunken. Lässt man die Fälle außen vor, die die Bundespolizei betreffen, weil sie beispielsweise im Bereich des Bahnhofs begangen werden, bewegt sich Plochingen im Mittelfeld: Die Straftaten sind, auf 100 000 Einwohner hochgerechnet, etwas über dem Durchschnitt des Landkreises Esslingen, der viele kleine Gemeinden hat – und etwas niedriger als im Landesdurchschnitt. Denn tatsächlich ist die Kriminalität im ländlichen Raum niedriger als in Großstädten.
Von den rivalisierenden Banden, die vor zwei Jahren für Aufruhr sorgten, sind etliche Mitglieder verhaftet worden: Denzel sprach von mehr als 90 Festnahmen und mehr als 50 Verurteilungen. Dennoch ist es schwierig, den Menschen wieder ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Die Kollegen seien so präsent wie möglich, sagte der Leiter des Polizeireviers, für regelmäßige Streifen fehle aber das Personal: „Dazu kommen wir gar nicht.“ Bürgermeister Frank Buß sprach in Zusammenhang mit dem Sicherheitsgefühl auch die Videoüberwachung im öffentlichen Raum an. Es gebe „wenige Länder in Europa, die bei diesem Thema so zurückhaltend sind wie Deutschland“.
Denzel hob einige Punkte hervor: 2024 wurden etwas weniger Diebstähle – einschließlich Ladendiebstählen – gemeldet, dafür aber häufiger solche „unter erschwerten Bedingungen“, also mit Einsatz von Werkzeug oder mit Sachbeschädigung. Darunter waren acht Wohnungseinbrüche. Die Sachbeschädigungen an sich sind gestiegen, ein Großteil davon bezieht sich auf Graffiti und anderen Vandalismus an S-Bahn-Zügen. Denn alles, was in Plochingen im S-Bahn-Betriebswerk registriert wird, geht in die Statistik der Stadt ein. Deutlich gesunken ist die Betäubungsmittelkriminalität – schlicht deshalb, weil durch die neue Gesetzeslage der Besitz von Cannabis in kleinen Mengen erlaubt ist. Dazugekommen sind sogenannte „Auslandsstraftaten“, die allerdings nichts mit Vergehen hier lebender Nicht-Deutschen zu tun haben. Vielmehr geht es dabei um Straftaten aus dem Ausland mit Geschädigten in Plochingen.
Dazu gehören betrügerische Internet-Verkäufe oder auch „Love Scamming“, bei dem die Täter sich als Frauen auf Partnersuche ausgeben und ihre Kontaktperson um Geld prellen. Auch die Erpressung von Unternehmen mit Schadsoftware erfolgt oft von außerhalb Deutschlands. Hanna Zinßer (SPD) und Silvia Ergin (OGL) sprachen das Feld der häuslichen Gewalt an. 23 solcher Fälle wurden im Erhebungsjahr gemeldet, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.