Die Zahl der Diebstähle aus Wohnungen war 2017 um fast 20 Prozent rückläufig. Insgesamt gab es weniger Straftaten: Sie sind um 7,6 Prozent gesunken. Unerfreulich ist jedoch, dass immer mehr Kinder Straftaten begehen.

Böblingen - Frank Rebholz kann mit guten Nachrichten aufwarten: Zunächst einmal erklärte der Chef des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, das auch für den Kreis Böblingen zuständig ist, gegenüber den Kreistagsmitliedern in der Ausschusssitzung: „Ihr Landkreis ist einer der sichersten im Land.“ Auf 100 000 Kreisbewohner kamen im Jahr 2017 durchschnittlich 4218 Straftaten. In der Landeshauptstadt waren es mehr als doppelt so viele, in ganz Baden-Württemberg lag der Schnitt bei 5300 strafbaren Delikten. Als einen der Gründe nannte Rebholz die im Kreis Böblingen erfolgreiche Präventionsarbeit, die etwa auch dazu beitrage, dass Einbrecher immer seltener Wohnungen und Gebäude heimsuchten und häufiger als früher an den Sicherheitsvorkehrungen scheiterten.

 

Polizei fährt verstärkt Streife

„Die Zahl der Einbrüche ist zum dritten Mal in Folge um fast 20 Prozent gesunken“, erklärte der Polizeipräsident. Die Ermittler hatten es im Jahr 2017 mit insgesamt 286 Fällen zu tun. Im vorigen Jahr habe es eine ähnliche Entwicklung gegeben. Die aktuelle Bilanz dürfe er aber noch nicht kundtun, warb Rebholz um Verständnis. Dass gelte überhaupt für das gesamte Zahlenwerk der Kriminalstatistik 2018, die zuerst der Innenminister in wenigen Tagen für das gesamte Land bekannt geben wolle.

Bei der Einbruchskriminalität setze sich der positive Trend fort, so viel verriet Rebholz. Zum einen komme wohl die Strafverschärfung zum Tragen: Einbrüche in bewohnte Gebäude werden inzwischen als Verbrechen geahndet. Zum anderen habe die Polizei sehr viel dafür getan, die Bevölkerung in Sachen Einbruchschutz zu beraten. 560 Mal sei im Kreis Böblingen im Jahr 2017 ein Info-Truck im Einsatz gewesen, um die Bürger darüber zu informieren, wie sie Türen und Fenster sicherer machen können, erläuterte der Polizeichef. Außerdem seien auch im Landkreis Böblingen die Streifenkontrollen verstärkt worden, die Ausschau hielten nach potenziellen Tätern.

Mehr falsche Polizisten

Ähnlich erfreulich ist die Entwicklung bei den ins Visier der Polizei geratenen Tatverdächtigen, deren Zahl bereits im Jahr 2017 um mehr als 500 gesunken ist. Eine wesentliche Rolle spiele dabei die Quote bei der Aufklärung von Straftaten, die nach wie vor bei insgesamt deutlich mehr als 60 Prozent liegt. Die „gute Polizeiarbeit“, lobte Rebholz seine Ermittler, zeitige offenbar eine abschreckende Wirkung. Zur positiven Bilanz zählte darüber hinaus, dass sich immer weniger Asylbewerber und Flüchtlinge strafbar machten. Am häufigsten sind in diesem Personenkreis Ladendiebstähle. „Das ist kein Wunder, wenn die Betroffenen aus fernen Ländern sehen, was es bei uns für ein Warenangebot gibt“, zeigte Rebholz sogar ein bisschen Verständnis. Oft werden die Menschen, die nur wenig in ihren Portemonnaies haben, auch beim Schwarzfahren in öffentlichen Verkehrsmitteln ertappt. „Sie wollen eben mobil sein“, sagte Rebholz dazu.

Deutlich zugenommen haben dagegen die Fälle mit falschen Polizisten, die sich bei älteren Menschen telefonisch melden und ihnen vorgaukeln, ihr Erspartes und ihre Wertgegenstände seien in Gefahr. Sie bieten den Betroffenen „Hilfe“ an, indem sie einen falschen Beamten vorbeischicken und versuchen, die Senioren um ihr Hab und Gut zu bringen. Allein im Kreis Böblingen seien die Delikte von vier im Jahr 2016 auf 20 im Jahr 2017 gestiegen. Dieser Trend habe sich im vergangenen Jahr fortgesetzt, sagte Rebholz.

Kinder begehen früher strafbare Handlungen

Unerfreulich ist auch, dass im Jahr 2017 wieder mehr Kinder Straftaten begingen. Rebholz beobachtet, „dass sie heutzutage früher kriminell werden“. Die wachsende Zahl verdächtiger Täter betrifft aber besonders die Heranwachsenden im Alter zwischen 18 und 21 Jahren. Binnen zehn Jahren wuchs die Zahl derer, die sich strafbarer Handlungen schuldig gemacht haben und der Polizei gemeldet wurden – wie etwa wegen Körperverletzung –, um rund hundert.

Islamisten ständig im Visier

Straffällige: Im Kreis Böblingen verzeichnete die Polizei im Jahr 2017 insgesamt 16 276 Straftaten, im Jahr zuvor waren es noch 17 623. Etwa zwei Drittel der gemeldeten Fälle betraf Männer. Wie das Polizeipräsidium Ludwigsburg mitteilt, wächst die Zahl der männlichen Straftäter, während die der Frauen abnimmt. Etwa 40 Prozent der Tatverdächtigen haben einen ausländischen Pass.

Delikte: Im Jahr 2017 gab es keinen Mordfall, im Jahr zuvor einen. Die Zahl der Totschlagsdelikte sank in diesem Zeitraum von sechs auf fünf. Auch die Fälle des sexuellen Missbrauchs nahmen ab: Im Jahr 2016 wurden noch 102 gemeldet, im Jahr darauf 73. Rückläufig sind ebenfalls die bekannt geworden Körperverletzungen. Deren Zahl sank von 2226 auf 2066. Die Aggressionsdelikte im öffentlichen Personennahverkehr dagegen stiegen deutlich: Von 142 auf 175 Fälle. Auch gegen Polizisten wurde mehr Gewalt angewendet. Die Täter vergriffen sich im Jahr 2017 insgesamt 201 Mal an den Beamten, im Jahr zuvor 196 Mal. Die Zahl der angezeigten Diebstahlsdelikte wiederum sank von insgesamt 5349 auf 4811. Die Fälle der registrierten Ladendiebstähle ging um 124 auf 921 zurück. Die Diebe schlugen 286 Mal in Wohnungen zu, im Jahr 2016 erbeuteten sie noch in 356 Fällen vor allem Bargeld und Schmuck. 599 Mal wurden Fahrzeuge gestohlen, 62 mehr als noch im Jahr 2016. Außerdem nahm die Rauschgiftkriminalität um zwölf Fälle zu: 2017 wurden 47 bekannt. Die Vermögens- und Fälschungsdelikte sanken von 3030 (2016) auf 2772 (2017). Darunter waren 2017 insgesamt 2051 Betrugsfälle, im Jahr zuvor bearbeitete die Polizei 2207.

Ermittlungsarbeit: Vor zehn Jahren wurden noch rund 57 Prozent der Fälle aufgeklärt. Im Jahr 2017 lag die Quote bei 62,8 Prozent, im Vorjahr bei 63,3 Prozent.

Islamisten:
Ein besonderes Augenmerk richten die Ermittler auf die so genannten islamistischen Gefährder. „Der Kreis Böblingen ist kein völlig weißer Fleck“, erklärte der Polizeipräsident Frank Rebholz. Es gebe im Kreis Personen, die im Visier der Ermittler seien. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg arbeite mit dem Landeskriminalamt und anderen Sicherheitsbehörden zusammen. „Es gibt Personen, die wir rund um die Uhr im Fokus haben“, sagte Rebholz.