Der Gangster Kristijan Golubovic müsste eigentlich im Gefängnis sitzen. Stattdessen macht der rabiate Berufsverbrecher aus Serbien Karriere im Fernsehen.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Belgrad - Mehr als ein Drittel seines Lebens hat der athletische Berufskriminelle hinter Gittern verbracht. Doch obwohl der 1969 in München geborene Serbe Kristijan Golubovic eigentlich noch eine weitere Haftstrafe absitzen müsste, macht der Gangster TV-Karriere: Als Teilnehmer von Reality-Shows wie „Farm“ oder „Paare“ ist der Grobian dank kruder Anekdoten aus der Unterwelt, unflätigen Flüchen, regelmäßigen Gewaltausbrüchen und Sexaffären zum neuen Medienstar Serbiens avanciert.

 

Mal plaudert der selbsterklärte „Robin Hood“ über seine Jahre im Knast und gibt mit begangenen Morden und Raubzügen an. Dann schlägt er vor den Kameras aufbrausend eine einstige Geliebte zusammen oder lässt sich von leicht beschürzten Starlets unter die Bettdecke ziehen. Ob seine Sex- und Gewalteskapaden nun inszeniert oder authentisch sind: eine stete Pressenachlese seiner vor laufenden Kameras begangenen Untaten ist Golubovic gewiss.

Unter Milosevic hatten die Gangster Belgrads freie Bahn

Selbst Kinder drängen sich inzwischen um ein Autogramm von Golubovic. Als „Katastrophe für Serbien“ bezeichnet die Belgrader Zeitung „Blic“ erschüttert Serbiens diese Entwicklung: „Er lehrt den Kindern, dass sich das Verbrechen lohnt.“ Mit Hilfe der Medien würde Gewalt verherrlicht, warnt der Soziologe Ratko Bozovic. Jugendlichen werde vermittelt, dass auf Gesetzesverstöße keine Sanktionen, sondern Ruhm folge: „Jugendliche idealisieren den Gewalttäter, beginnen sich so zu verhalten wie er – und Schwächere zu malträtieren.“

Ein exhibitionistischer Drang in die Öffentlichkeit zeichnete Golubovic schon lange aus. Als in den Neunzigern, dem Kriegsjahrzehnt, die Mafiosi als Helfershelfer von Serbiens damaligen Autokraten Slobodan Milosevic leichtes Spiel hatten, war er einer der Bandenchefs, die der Regisseur Janko Baljak in der Kultdokumentation „Wir sehen uns in der Todesanzeige“ porträtierte. Golubovic ist einer der wenigen der damals interviewten Gangster, der die vielen Konflikte in Serbiens Unterwelt überlebt hat.

2014 wird Golubovic wegen Heroinhandels verurteilt

Sein Fernsehkarriere hat der Freigänger auch dem katastrophalen Zustand des serbischen Justizsystems zu verdanken. Denn eigentlich müsste der zuletzt 2014 wegen Heroinhandels verurteilte Golubovic noch vier Jahre Reststrafe absitzen. Doch erst gelang es Golubovic, wegen der Geburt seines Sohnes seinen Haftantritt zu verschieben. Dann erzwang er mit Hilfe eines Vertrags zur Teilnahme an der Reality-Show „Farm“ einen weiteren Haftaufschub.

Aus „Gesundheitsgründen“ legte er Anfang Januar erneut Widerspruch gegen seinen Haftantritt ein – und ließ über Facebook ein Foto von sich mit Kopfverband verbreiten. „Statt ins Gefängnis spaziert der Kriminelle über rote Teppiche“, konstatiert die Zeitung „Blic“ fassungslos.