Wie immer spielt auch das Verhältnis zwischen Deutschem und Japanischem eine Rolle im Roman: „Die Deutschen hatten einige ungewöhnliche Eigenschaften; eine von ihnen war zweifellos ihre Starrköpfigkeit. Sie glaubten fest daran, dass die Wahrheit stets mit dem Recht einherging, sie auch aussprechen zu dürfen“, heißt es einmal. Und Claudia fragt Takeda: „Und was passiert, wenn mal einer deiner Landsleute eben nicht das tut, was die Gesellschaft erwartet? Bricht dann sofort allgemeine Anarchie aus? Die öffentliche Ordnung kollabiert, und alle Japaner tanzen auf den Tischen?’“

 

Interessant und ungewöhnlich für Romane in und um Japan ist der historisch-politische Aspekt, den Siebold ausbreitet: Dass es während des Zweiten Weltkriegs eine Annäherung zwischen dem japanischen Kaiserreich und den Nationalsozialisten gab, eine Achse Berlin-Tokyo. Und dass es auch in Japan eine Herrenrassenmentalität gab und z.T. noch gibt, die Japaner sich als die auserwählten Herrscher Ostasiens fühlten. Und dass ein berühmter deutscher Nachkriegs-Zen-Buddhist wie Karlfried Graf Dürckheim nicht als Diplomat in Japan war, wie er immer behauptet hat, sondern als Mitarbeiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amts und eifrig nationalsozialistische Propaganda machte, was er hinterher nicht wahrhaben wollte. Im Roman wirkt diese nationalistische Propaganda bis heute nach, bis zu den Neuen Rechten. Und das ergibt einige sehr interessante Verflechtungen und Wendungen im Plot des Krimis. Siebold erklärt das noch einmal in einem sehr lesenswerten Nachwort.

Henrik Siebold: Inspektor Takeda und das doppelte Spiel. Kriminalroman, Aufbau-Taschenbuch 2019, 415 Seite, 10,99 Euro