Das Friedrich-Schillergymnasium hat seinen Schüleraustausch mit der Stadt auf der Krim erstmal ausgesetzt, ein gemeinsamer Frauenkongress fällt aus. Aber die Partnerschaft mit Jevpatorija soll erhalten bleiben.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Wenn sie könnten, wie sie wollen, würden in Ludwigsburg gerne alle so weitermachen wie bisher. Die Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Jevpatorija, die nun russisch werden soll, steht nicht zur Disposition. Auf gar keine Fall denke er darüber nach, betont der Ludwigsburg Oberbürgermeister Werner Spec, die Städtepartnerschaft zu beenden. „Es war von Anfang an wichtig, dass Menschen jenseits aller politischen Entwicklungen miteinander in Verbindung stehen“, sagt Spec. Das Stadtoberhaupt hat darüber schon mit dem Ältestenrat des Gemeinderates gesprochen. Auch von dort sei das Signal gekommen: wir machen weiter.

 

Seit 1990 unterhält die Barockstadt partnerschaftliche Beziehungen zu der Stadt auf der Krim. 2010 haben die Ludwigsburger das mit dem Besuch einer Gemeinderatsdelegation in Jevpatorija noch gefeiert. Nach dem französischen Montbéliard und dem walisischen Caerphilly war die ukrainische Stadt der dritte Partner, mit dem Ludwigsburg einen Städtebund einging. Im Moment fließen die Informationen aus Jevpatorija eher spärlich. Das Vertrauen in E-Mail- und Telefonkontakte von Seiten der ukrainischen Partner scheint nicht groß zu sein, besonders wohl im Austausch mit westlichen Partnern.

Einladung aus Jevpatorija liegt vor

Aus der Zeit noch vor dem Referendum vom Sonntag hat Spec eine Einladung seines Amtskollegen Andrei Danilenko vorliegen, die für Juni geplante Chorreise des Ludwigsburger Dirigenten Siegfrieds Bauer zu begleiten. Spec wertet das als klares Signal, dass auch Jevpatorija an der Städtepartnerschaft festhalten will. Geplant war der Besuch jedoch ursprünglich ohne zusätzliche offizielle Delegation. Ob der Besuch allerdings zustande kommt, ist momentan fragliche. Letztlich hänge es davon ab, ob das Auswärtige Amt Reisewarnungen ausspreche, sagt Spec.Jevpatorija, Simferopol und Jalta sind die Partnerstädte von Ludwigsburg, Heidelberg und Baden-Baden auf der Krim.

Mit einer eher förmlichen Absage der Stadtverwaltung Jevpatorijas sieht sich der Ludwigsburger Verein Frauen für Frauen konfrontiert. Seit 2003 arbeitet er mit Ariadna, einer Nichtregierungsorganisation von Frauen, zusammen. Der gemeinsam geplante internationale Kongress, der Ende April mit Frauen aus Russland, Weißrussland, der Ukraine und Deutschland auf der Krim stattfinden sollte, wurde abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Absage kam bereits einen Tag vor dem Abtauchen des ukrainischen Präsidenten Victor Janukowitsch. „Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr zu Ariadna“, sagt Adelheid Herrmann, die den Kontakt zu der Organisation seit dem Beginn begleitet.

Auch sie hofft auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit und dass der Kongress zur „UN-Frauenrechtskonvention und der Rolle der lokalen Nichtregierungsorganisationen bei deren Umsetzung“ noch stattfinden kann. Auf dem Kongress wollten unter anderen zwei Polizeibeamtinnen aus Ludwigsburg den Kollegen in Jevpatorija ihr Präventionsprogramm zum Thema Häusliche Gewalt vorstellen. Herrmann wartet nun auf ein Signal von Ariadna und hofft, dass es den Frauen aus Jevpatorija gelingt, weiter ihren multiethnischen Anspruch zu leben. Für Adelheid Herrmanne kommt ein Ende der Zusammenarbeit nicht in Frage.

Schulaustausch liegt erstmal auf Eis

Warten heißt es auch im Friedrich-Schiller-Gymnasium. Die Schule geht im Moment nicht davon aus, dass der für die Zeit vor Pfingsten geplante Besuch von Schülern aus Jevpatorija stattfinden wird. „Wir stehen zwar in Kontakt mit der zuständigen Deutschlehrerin“, sagt der Direktor Klaus Arnold, „aber wir wissen nicht, wohin wir unsere Einladung schicken sollen.“ Bisher sei die deutsche Botschaft in Kiew der Ansprechpartner gewesen. Ob die Ludwigsburger Schüler ihrerseits im Herbst auf die Krim fahren werden, „steht in den Sternen“. Grundsätzlich stellt Arnold die Schülerbegegnung aber nicht in Frage. „Wir machen einen Austausch mit den Menschen, Politik hat da nie eine Rolle gespielt.“

Auch Ulrich Hebenstreit, der Vorsitzende des Freundeskreises Jevpatorija, wartet. Wie schon in der Vergangenheit gibt es ein Angebot aus Ludwigsburg, der Partnerstadt auf der Krim medizinisches Gerät zu stiften. Der Brief nach Jevpatorija ist abgeschickt, die Antwort steht aus. Für Hebenstreit ist klar: „Wir machen weiter.“