Jeder weiß, wer Jesus, Maria und Josef in der bekannten Krippeszene sind. Aber in der Geschichte von Christi Geburt stecken spannende Details.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Dass Sterne unser Schicksal mitbestimmen und die Zukunft anzeigen, ist keine antiquierte Vorstellung. Sonst fänden die Horoskope in

 

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den Medien nicht so viel Interesse. Ähnlich ist es in der Bibel: Der Stern von Bethlehem zeigt den Weisen aus dem Morgenland, wo sie den neuen Hoffnungsträger der Welt finden, anbeten und beschenken können. Über der Stadt Davids, über Jesus, bleibt der Stern dann stehen. Ob es eine solche Himmelserscheinung damals wirklich gab, ist aber umstritten.

Kaum zu glauben, aber Josef blieb bei den ersten Krippen außen vor und

konnte später oft nur eine Nebenrolle in den Ensembles spielen. Das liegt wohl an seiner unklaren Stellung: Er ist Marias Mann, klar, aber laut der Bibel eben nicht der biologische Erzeuger des Jesuskindes, sondern quasi sein Adoptivvater. Doch das mindert seine Verdienste nicht. Josef trägt vielmehr laut Schrift wesentlich dazu bei, dass sich die Vorhersehung erfüllt. Er steht zu seiner schwangeren Partnerin, entzieht Mutter und Kind durch Flucht dem blutrünstigen Herodes. Und er folgt dabei stets treu Gottes Gebot.

Klar, ohne die Engel hätte die ganze Geschichte zumindest so nicht funktioniert. Dabei ist zunächst gar nicht an jene himmlischen Wesen zu

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denken, die den Hirten die frohe Botschaft vom Frieden auf Erden verkünden. Wichtiger ist, dass die Sendboten Gottes eifrig helfen, die Dinge in die richtigen Bahnen zu leiten. Einer von ihnen mit Namen Gabriel macht etwa Maria noch vor ihrer ersten Schwangerschaft ihre künftige Rolle als jungfräuliche Mutter des neuen Königs deutlich. Ein anderer redet im Traum ihrem Mann Josef ins Gewissen, damit der seine Partnerin nicht – wie zunächst geplant – verlässt, sondern den Sinn des Geschehens begreift. Auch danach spielen Engel im Neuen Testament wichtige Rollen. Sie veranlassen die für das Jesuskind lebensrettende Flucht nach Ägypten oder verkünden die Auferstehung des Heilandes. Als Überbringer göttlicher Nachrichten sind sie somit unverzichtbar, und in den Krippen verbreiten sie himmlischen Glanz.

So ganz stimmig ist das Auftauchen der Hirten in der Weihnachtgeschichte

ja nicht. Sie hätten des Nachts ihre Herde auf dem Felde gehütet, schreibt der Evangelist Lukas zwar, aber Ende Dezember ist das wegen des Wetters kaum üblich. Sei’s drum. In jedem Fall zählten die Hirten zu den sozial Schwachen, quasi zu den Hilfsarbeitern. Ausgerechnet die erfahren als Erste von Engeln, dass eine völlig neue, eine bessere Zeit angebrochen ist und die Menschheit gerettet wird. So zeigt die Bibel: der Erlöser kommt auch und zuerst zu den Verachteten, zu den Armen und Hilfsbedürftigen. Gleichzeitig erinnert diese Episode daran, dass der Messias der Hüter, also der Hirte der ganzen Menschheit ist. Keines seiner Schafe lässt der Erlöser verloren gehen, wie Jesus später in einem tröstlichen Gleichnis erzählen wird.

Wie heilig und verehrungswürdig Maria ist, darüber mögen die Konfessionen streiten. Klar scheint jedoch: Maria war laut Bibel nicht nur

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eine gottesfürchtige, sondern auch eine starke Frau. Sie akzeptiert erst ebenso gläubig wie selbstbewusst, dass der Herr im Himmel ausgerechnet sie erwählt, den universalen Heilsbringer zur Welt zu bringen. Dann bewältigt die Hochschwangere eine Reise in die Geburtsstadt ihres Mannes, kommt schließlich in einer Notunterkunft nieder und behält dort auch trotz eines Auflaufs wildfremder Hirten die Nerven. Kein Wunder also, dass die junge Mutter oft als sanftmütig dargestellt wird und in Krippen als gewisser Ruhepol erscheint. Dass ihr Sohn auf dem rechten Weg geht, darum bemüht sich Maria freilich auch später. Und sie bleibt bei ihm bis zum bitteren Ende.

Es ist wie im richtigen Leben. Ein gerade auf die Welt gekommenes Baby

spielt einerseits die Hauptrolle – zieht die Blicke und die Menschen magisch an – muss aber andererseits passiv alles mit sich machen lassen. So geht es auch dem neugeborenen Jesus. Er wird laut Evangelien gewickelt und in eine Krippe – also einen Futtertrog – gelegt, weil seine Mutter keinen besseren Platz für ihn hat. Dann folgt ein ziemlicher Auflauf rund ums Kind. Nüchterne Betrachter mögen da den Kopf schütteln, doch für Christen und die, denen es nach dem Neuen Testament offenbart wurde, ist das Geschehen von ungeheurer Bedeutung. Gott wird Mensch. Er macht sich klein, solidarisiert sich völlig mit seinen Geschöpfen und löst so große Freude aus. Dieser wunderbare, geheimnisvolle Vorgang ist nicht zu begreifen, sondern nur glaubend anzunehmen. Die gute Botschaft lautet: mögen die Umstände noch so widrig, die Nöte noch so groß sein, am Schluss winkt doch ein Happy End.

Eigentlich muss man Mitleid mit dem Esel haben. Der Glaube, er sei dumm und stur, macht ihn zum Schimpfwort. Doch das ist natürlich ein Vorurteil.

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Auf der anderen Seite wurde dieses zähe Tier schon früh geschätzt und religiös verehrt. Das ist der Hintergrund, auf dem sich der Esel in die Krippe verirrt. Er steht – so die Überlieferung – symbolisch für das Judentum. Er galt auch als geduldig und demütig – wie Jesus selbst. Im Neuen Testament leistet der Esel übrigens dem Erlöser noch einen wichtigen Dienst: Er trägt Jesus zum finalen Passahfest nach Jerusalem.

Da kann man die Evangelien noch so oft lesen: der Ochse taucht wie der

Esel in der Weihnachtsgeschichte nicht auf. Umso verwunderlicher ist es, dass beide Tiere bei den Krippen stets mit von der Partie sind. So stehen sie etwa auf einer Darstellung aus dem vierten Jahrhundert schon beim Jesuskind. Erklärungen dafür gibt es viele. Da ist zum Beispiel das Alte Testament, wo in Jesaja 1,3 scheinbar der Bogen zur Geburt Jesu geschlagen wird: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn.“ Außerdem sind Ochse und Esel typische Stalltiere und passen damit in die Weihnachtsgeschichte. Vom Ochsen heißt es noch, er symbolisiere die Heiden. Und zu guter letzt steht dieses Opfertier des Alten Testaments stellvertretend für den Leidensweg Jesu. Es teilt sozusagen das Schicksal des Herrn.

An Weihnachten machen die hohen Herren aus dem Morgenland zwar das

Bild der Krippe komplett, in Wirklichkeit kamen sie aber wohl etwas später an. Schließlich feiert man den Dreikönigstag erst am 6. Januar. Freilich weiß die Bibel gar nichts von monarchischem Besuch bei der Heiligen Familie. Matthäus erzählt nur, dass „Weise“ gekommen seien. Ob diese Fernreisenden

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Philosophen, Magier oder Sterndeuter waren, bleibt dahingestellt. Zu Königen erklärt sie die Tradition dennoch relativ rasch, vermutlich weil ihre Geschenke für das Neugeborene ziemlich üppig ausfielen. Da auch noch drei Präsente überbracht wurden, glaubt man bald, dass die Truppe dreiköpfig war, obwohl auch darüber das Neue Testament kein Wort verliert. Ihre Namen bekommen die Weisen allerdings erst später verpasst. Kasper, Melchior und Balthasar heißen sie heute. Populär sind sie in Deutschland übrigens auch, weil ihre Reliquien in Köln liegen sollen.