Im nordfriesischen Schlütthörn wird die örtliche Filiale der Raiffeisenbank überfallen. Eine Kundin liegt mit einer Kugel im Kopf am Boden. Aber wer hat abgedrückt? Dorfpolizist Thies Detlefsen steckt in seinem neuesten Fall.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Hamburg - Ganz schön fies, der Krischan Koch! Sein neuester Krimi mit dem Titel „Rollmops Kommando“ kommt wie schon die ersten beiden Bände aus der Reihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen optisch reichlich brav daher: Ein Polizist mit Fahrrad und in gelben Gummistiefeln auf dem Deich, umringt von ein paar Schafen, die aus einem aufgesprungenen Geldkoffer die Scheinchen mampfen. Nicht fehlen darf der rotweiße Leuchtturm im Hintergrund. Naja, denkt sich der Leser, wieder so ein harmlos-platter Krimi mit Lokalkolorit, wie sie seit Jahren von den Verlagen in großer Menge und leider oft in fragwürdiger Qualität in die Regale gedrückt werden.

 

Aber weit gefehlt. Kochs „Rollmops Kommando“ funktioniert und ist irre lustig. Das hat zwei Gründe: Erstens hat Krischan Koch langjährige Erfahrung als Mitglied des Kabarett-Trios „Hamburger Spottverein“ und damit ein gutes Gespür für komische Situationen und treffsichere Pointen. Zweitens kennt er Land und Leute an der nordfriesischen Küste. In knochentrockenen, aber zum Brüllen komischen Dialogen lässt Koch die skurrilen Charaktere aufeinanderprallen. Als Thies Detlefsen, Dorfpolizist mit einer Schwäche für blondbezopfte Polizeiamazonen, den jüngsten Zugang der Leichenkammer mit den Worten: „Tja, Nicole, mit der Fahndung, dat hat sich erledigt.“ kommentiert, ist dem Leser schon lange klar, dass da einer mit rabenschwarzem Humor in die Tastatur gehauen hat.

Die Geschichte gleitet ins Groteske ab

Die Story ist so konfus wie die Verdächtigen es selbst sind. Das reicht vom gewalttätigen Bankräubertrio über den dauerbedröhnten Althippie und die eifersüchtige Arztgattin bis hin zum überehrgeizigen Bankangestellten. Jeder kocht in „Rollmops Kommando“ sein Süppchen, und dem Leser schwant schnell, dass es mit dem Banküberfall seine besondere Bewandtnis hat. Dass es dann doch anders kommt, als man denkt, liegt an Krischan Koch, der die Geschichte zunehmend ins Groteske abgleiten lässt, so dass am Ende (fast) alles möglich erscheint (und auch passiert).

Fazit: Wenn der NDR sich einmal dazu entschließen sollte, Kochs Krimis verfilmen zu lassen, dann bitte von Detlev Buck oder Fatih Akin. Sie dürften den Geschichten die für das Fernsehen zusätzlich notwendige Portion norddeutschen Wahnsinn einflößen. Wer Friesland mag und dort gerne urlaubt, der kann sich „Rollmops Kommando“ gerne in den Reisekoffer stecken.

Krischan Koch: „Rollmops Kommando“. Ein Küsten-Krimi. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2015. 272 Seiten, 9,95 Euro. Auch als E-Book, 7,99 Euro.