Der Optimismus war wohl etwas verfrüht: Der finanziell angeschlagene DRK-Kreisverband schafft es nicht aus eigener Kraft wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Jetzt holt sich der Vorstand Hilfe von außen.

Ludwigsburg - Noch Anfang des Jahres ist Utz Remlinger guter Dinge gewesen. „Wir gehen davon aus, dass wir im laufenden Jahr in die schwarzen Zahlen kommen werden“, ließ sich der ehrenamtliche Vorsitzende des DRK-Kreisverbands und hauptamtliche Vizelandrat in der Presse zitieren. Doch kurz vor den Sommerferien ist erneut Beunruhigendes vom Roten Kreuz zu hören: der Schatzmeister, heißt es, sei zurückgetreten, beim Landesverband des Roten Kreuzes laufe eine Liquiditätsprüfung der Ludwigsburger Kreisfinanzen, zudem fehle der Geschäftsführer häufig. Es ist gar von einer im Herbst drohenden Insolvenz die Rede.

 

Remlinger bestätigt auf Anfrage, dass es um die Finanzen des Kreisverbands nicht gut bestellt sei. Allerdings werde vieles weit schlimmer kolportiert, als es tatsächlich sei. „Ich würde nicht sagen, dass wir schon wieder ein Sanierungsfall sind – eher sind wir immer noch einer.“ Der Kassierer müsse aus beruflichen Gründen beim DRK kürzertreten, das sei seit Monaten bekannt und habe nichts mit der finanziellen Lage zu tun. Der Kreisgeschäftsführer sei schlicht krank.

„Müssen das Betriebsdefizit abbauen“

Die Begriffe „Liquiditätsprüfung“ und „Insolvenz“ beschreiben seiner Ansicht nach die Lage nicht korrekt. Es stimme vielmehr, dass der Kreisverband beim Landesverband um Unterstützung gebeten habe, „weil wir es endlich schaffen müssen, unser Defizit im laufenden Betrieb abzubauen“, erklärt Remlinger.

Dabei sei die Idee entstanden, sich Sachverstand von außen zu holen. Ein externer Fachmann für Unternehmenssanierung soll die Finanzen des DRK-Kreisverbands unter die Lupe nehmen und weitere Sparvorschläge unterbreiten. Das sei dringend nötig, weil sein Verein im laufenden Geschäft mehr als 500 000 Euro Verlust zu verbuchen habe. Hinzu komme, dass das Kreis-DRK über praktisch keine nennenswerten Rücklagen verfüge. „Das ist das schwere Erbe, das wir angetreten haben“, sagt Remlinger. Der stellvertretende Landrat hatte den Vorsitz Anfang 2012 übernommen, als der Verein vor einem finanziellen Fiasko stand: Die Rücklagen von fast sieben Millionen Euro waren binnen weniger Jahre aufgebraucht worden, allein der Rettungsdienst fuhr jährlich mehr als eine Million Euro Verlust ein. Als er das Amt des Vorsitzenden übernommen habe, „da steckte der Karren sehr tief im Schlamassel“.

Schließungen, Verkäufe, Entlassungen

Erste drastische Sparmaßnahmen brachten eine Linderung, aber keine Lösung des Problems: Der Kreisverband verkaufte seine Ludwigsburger Geschäftsstelle, die rund 200 hauptamtlichen Mitarbeiter verzichteten auf einen Teil ihres Gehalts, 15 Stellen wurden abgebaut, die Sozialstation geschlossen, ebenso wie die Pflege-WG für Aidskranke. Zudem habe der Landesverband bereits viel für den Kreisverband Ludwigsburg erreicht. Durch bessere Erstattungssätze, die mit den Kassen ausgehandelt worden seien, ist es laut Remlinger durchaus möglich, das Defizit für den Rettungsdienst von derzeit mehr als 300 000 Euro „auf ein Minium zu reduzieren“.

Auch bei den Fahrdiensten sowie der Kranken- und Behindertenbeförderung hofft der Vorsitzende auf Verbesserungen. In jüngster Zeit habe das Rote Kreuz einige Ausschreibungen knapp verloren – wahrscheinlich, weil die Konkurrenz Sozialstandards massiv untergraben habe, vermutet er. „Inzwischen ist auch bei vielen Mitbewerbern von Preiserhöhungen die Rede“, sagt Utz Remlinger. Er habe also Hoffnung, dass das Ludwigsburger DRK, wenn alle Bewerber sich an Mindestlohn und Tarife hielten, wieder wettbewerbsfähig werde. Dennoch seien „weitere Schließungen momentan nicht auszuschließen“, räumt er ein.