Der von Michael Reschke zusammengestellte Kader offenbart deutliche Schwächen. Nun geht es für den Sportvorstand des VfB Stuttgart selbst ans Eingemachte, kommentiert unser Redakteur Heiko Hinrichsen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich die Fußballwelt des Michael Reschke gewaltig in Schräglage befindet, sendete der Sportinformationsdienst nur Stunden nach dem erneuten 0:4 des VfB, diesmal in Hoffenheim. „Weinzierl braucht schon Rückendeckung“, lautete die Überschrift der Nachrichtenagentur angesichts der schlechtesten Zwei-Spiele-Startbilanz eines Trainers seit 30 Jahren, die der von Reschke verpflichtete Niederbayer nun in seiner Vita stehen hat.

 

Dabei ist der Zeitpunkt des Trainerwechsels von Tayfun Korkut auf Markus Weinzierl nur eines der kleineren Probleme, mit denen es Michael Reschke dieser Tage zu tun bekommt. Denn andere Missstände sind offensichtlicher: Etwa, dass bisher keiner der von Reschke im Sommer für 30 Millionen Euro verpflichteten sechs Neuzugänge durchgestartet ist.

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Zudem kreierte der Sportvorstand einen Kader, der weitere Schwachstellen besitzt: So wird der ohne Not nach Wolfsburg verkaufte Daniel Ginczek auch als Entlastung für Mario Gomez schmerzlich vermisst. Dass Weinzierl in Hoffenheim den jungen Sechser Hans Nunoo Sarpei bringen musste, der im Vorjahr noch in die Slowakei verliehen war und der nur noch in Stuttgart ist, weil sich diesmal kein Abnehmer für ihn fand – auch dies bringt Reschke in Erklärungsnot. Sein Kader ist offenkundig nicht breit genug aufgestellt.

Die Zwischenbilanz des VfB liest sich verheerend

Doch über allem thront die sportliche Zwischenbilanz des VfB, die sich verheerend liest. Der VfB ist nach neun Spieltagen gemeinsam mit Düsseldorf Letzter, hat bei einer Tordifferenz von Minus 15 bisher lediglich fünf Punkte geholt und zerbröselte in der zweiten Hälfte in Sinsheim derart heftig in seine Einzelteile, dass es einen mit Blick auf das Selbstvertrauen und die Teamstabilität himmelangst werden kann.

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Also betritt der Mann mit der einprägsamen Rhetorik, der nach Jahrzehnten im zweiten Glied erstmals die Führungsrolle besetzt, nun Neuland. Zuletzt bezog Reschke erstmalig branchenintern Prügel. Das war, als er sich einen Namen als „Wahrheitsbeuger“ machte, indem er Korkut erst den Rücken stärkte – um ihn Stunden später zu entlassen.

Nun geht es für ihn selbst ans Eingemachte. Denn mit dem zweiten Trainerwechsel der 15-monatigen Amtszeit hat Reschke eine wichtige Patrone schon verschossen. Also steht nun auch das Wirken des Sportvorstands auf dem Prüfstand. Scheitert Weinzierl beim VfB, wird es auch für Michael Reschke ganz eng.