Die Sorge vor wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie wächst. Schon in der Vergangenheit haben Notenbanken in Krisen deutliche Signale gesetzt. In der aktuellen Lage sind ihre Möglichkeiten allerdings begrenzt.

London/Frankfurt - Immer mehr Notenbanken springen der Wirtschaft in der eskalierenden Covid-19-Krise zur Seite. Am Mittwoch verkündete die Bank of England in London nach einer außerordentlichen Sitzung, dass der britische Leitzins um 0,5 Punkte auf 0,25 Prozent gesenkt wird. „Obwohl das Ausmaß des wirtschaftlichen Schocks der Ausbreitung des Coronavirus höchst ungewiss ist, wird sich die Aktivität in Großbritannien in den kommenden Monaten wahrscheinlich erheblich abschwächen.“ Als nächste könnte die EZB bereits an diesem Donnerstag Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft beschließen.

 

Als erste bedeutende Zentralbank hatte die Bank of Japan bereits Anfang März das nationale Finanzsystem mit zusätzlicher Liquidität versorgt. Dazu wurde den Banken übergangsweise der Ankauf von Staatsanleihen im Wert von 500 Milliarden Yen (etwa 4,2 Milliarden Euro) angeboten.

Leitzins kommt nicht in Betracht

Die US-Notenbank als „Flaggschiff im Geleitzug der globalen Zentralbanken“ ist bereits mehrfach aktiv geworden. Zunächst hatte die Federal Reserve vor einer Woche den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf einen Korridor von 1 bis 1,25 Prozent heruntergeschleust - die erste Notfall-Zinssenkung der Fed seit der weltweiten Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren. In dieser Woche legte die Fed nach und erhöhte ihre Geldspritzen für das Finanzsystem. Dazu wurden Geschäfte, bei denen sich die Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld versorgen kann, deutlich ausgeweitet.

Die EZB wartet bislang noch ab, hat aber bereits versichert, sie beobachte die wachsende Unsicherheit und steigende Risiken für die Konjunktur genau. „Wir sind bereit, bei Bedarf geeignete und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die den zugrunde liegenden Risiken angemessen sind“, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärt.

Der EZB-Rat um die neue französische EZB-Chefin trifft sich an diesem Donnerstag in Frankfurt. Volkswirte erwarten, dass die EZB ihren Einlagezinssatz von bislang minus 0,5 Prozent weiter um 0,1 Punkte drücken könnte. Außerdem könnte sie das Volumen ihrer Anleihekäufe erhöhen und so mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf schleusen. Eine Leitzinssenkung kommt nicht in Betracht, weil der Leitzins, zu dem sich Banken mit EZB-Geld versorgen, bereits seit mehreren Jahren bei null Prozent liegt.