Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Seit Jahren sehen mehr Zuschauer Peter Kloeppels "RTL aktuell" als das ZDF-Pendant "heute"; bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren sind die RTL-Nachrichten am beliebtesten. Von der Berichterstattung über die Umwälzungen in Arabien wird zudem vermutlich eher Rados' Interview als die zahllosen "Brennpunkte" hängenbleiben.

 

Kritik an ARD und ZDF

Der SWR verteidigt sich mit dem eigenen Neutralitätsanspruch. "Wir haben wie alle anderen bei Gaddafi angefragt. Aber wir unternehmen keine Sonderanstrengungen in der Berichterstattung, um ein Interview zu kriegen", lässt der SWR-Korrespondent Jörg Armbruster aus Tripolis ausrichten. Gerüchten zufolge hat Rados den Zuschlag wegen ihres guten Verhältnisses zu einem von Gaddafis Söhnen bekommen.

"Der eine hat diese Geschichte, der andere jene", sagt die SWR-Auslandschefin Ute Brucker. Was die Öffentlich-Rechtlichen nicht haben, sind Reporterstars wie Antonia Rados. Zudem müssen sie sich mit Kritik aus den eigenen Reihen auseinandersetzen. Nachdem der ZDF-Reporter Ulrich Tilgner 2008 Medienberichten zufolge wegen "zunehmender Einschränkung seiner Berichterstattung" ging, machten auch die ZDF-Korrespondenten Uwe Kröger, Klaus Prömpers und Ruprecht Eser sowie der ARD-Sonderkorrespondent Thomas Morawski den Mund auf: In den Redaktionen verlasse man sich zu sehr auf Agenturmeldungen; Korrespondenten kämen mit eigenen Vorschlägen kaum noch durch. Tagelang, so die Kritik, rufe kein Redakteur an. Wenn dann allerdings etwas passiere, kämen die Korrespondenten "gar nicht mehr dazu, das Mikrofon aus der Hand zu legen", sagte unlängst der ARD-Mann Morawski.

Die Öffentlich-Rechtlichen wuchern derzeit mit ihren Pfunden. Die ARD verweist auf 26 Auslandsstudios, die aktuelle Berichterstattung aus Krisengebieten ermöglichen. Der ZDF-Intendant Markus Schächter sagte zu Beginn des Monats, sein Sender sei ohne Auslandsberichterstattung "nicht vorstellbar"; sein Korrespondentennetz biete "eine Einordnungs- und Bewertungschance, die über das hinausgeht, was andere Sender tun".

Damit ist das Privatfernsehen gemeint: Die Sender der Gruppe Pro Sieben Sat1 teilen sich zwei feste und rund hundert freie Korrespondenten; der RTL-Nachrichtenlieferant Infonetwork unterhält vierzehn Büros im Ausland. ARD und ZDF haben personell die Nase vorn. Allerdings müssen sie dafür reihenweise Sondersendungen produzieren.

Die Privatsender suchen den Knalleffekt

Der bei den Privaten in Sachen Nachrichten führende Sender RTL verlässt sich lieber auf Antonia Rados. Die durch ihre Berichterstattung über den Irakkrieg 2003 berühmt gewordene Auslandsreporterin ist eine Art Allzweckwaffe. Rados ist die erste deutsche TV-Journalistin, der es seit Beginn der Aufstände gelungen ist, Libyens Staatschef Gaddafi zu treffen. RTL hängte den Coup an die große Glocke, sendete aber nur wenige Ausschnitte des vierzigminütigen Interviews.

Das Beispiel verdeutlicht die unterschiedlichen Philosophien der Auslandsberichterstattung: Die Öffentlich-Rechtlichen setzen auf hochaktuelle Beiträge; die Privaten wollen spektakuläre Themen und suchen den Knalleffekt. Wer, an journalistischen Ansprüchen gemessen, die Nase vorn hat, ist damit klar. Auch bei den Zuschauerzahlen lagen ARD und ZDF zuletzt vor den Privaten. Fraglich ist jedoch, ob das langfristig so bleibt.

Rados durfte beim ZDF nicht den Star geben

Seit Jahren sehen mehr Zuschauer Peter Kloeppels "RTL aktuell" als das ZDF-Pendant "heute"; bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren sind die RTL-Nachrichten am beliebtesten. Von der Berichterstattung über die Umwälzungen in Arabien wird zudem vermutlich eher Rados' Interview als die zahllosen "Brennpunkte" hängenbleiben.

Kritik an ARD und ZDF

Der SWR verteidigt sich mit dem eigenen Neutralitätsanspruch. "Wir haben wie alle anderen bei Gaddafi angefragt. Aber wir unternehmen keine Sonderanstrengungen in der Berichterstattung, um ein Interview zu kriegen", lässt der SWR-Korrespondent Jörg Armbruster aus Tripolis ausrichten. Gerüchten zufolge hat Rados den Zuschlag wegen ihres guten Verhältnisses zu einem von Gaddafis Söhnen bekommen.

"Der eine hat diese Geschichte, der andere jene", sagt die SWR-Auslandschefin Ute Brucker. Was die Öffentlich-Rechtlichen nicht haben, sind Reporterstars wie Antonia Rados. Zudem müssen sie sich mit Kritik aus den eigenen Reihen auseinandersetzen. Nachdem der ZDF-Reporter Ulrich Tilgner 2008 Medienberichten zufolge wegen "zunehmender Einschränkung seiner Berichterstattung" ging, machten auch die ZDF-Korrespondenten Uwe Kröger, Klaus Prömpers und Ruprecht Eser sowie der ARD-Sonderkorrespondent Thomas Morawski den Mund auf: In den Redaktionen verlasse man sich zu sehr auf Agenturmeldungen; Korrespondenten kämen mit eigenen Vorschlägen kaum noch durch. Tagelang, so die Kritik, rufe kein Redakteur an. Wenn dann allerdings etwas passiere, kämen die Korrespondenten "gar nicht mehr dazu, das Mikrofon aus der Hand zu legen", sagte unlängst der ARD-Mann Morawski.

Profunder ist die meist hinter vorgehaltener Hand geäußerte Kritik an den Strukturen etwa bei der ARD. Dort geht die Logik so: wenn in der Welt etwas passiert, ist die Landesanstalt zuständig, die in der Region das Korrespondentenbüro betreibt. Als etwa ein WDR-Journalist Außenminister Westerwelle bei einem spontanen Besuch in den Jemen begleiten wollte und dabei ins SWR-Gebiet eindrang, soll er die Erlaubnis aus Stuttgart gebraucht haben.

Rados hat das ZDF nach kurzer Zeit wieder verlassen

Solche Absprachen kosten Zeit. Ute Brucker vom SWR sieht darin kein Problem: Wenn ihr Sender einen "Brennpunkt" stemme und andere Landesanstalten zulieferten, seien das "Gemeinschaftsanstrengungen". Von Grabenkämpfen um Sendeminuten will sie nichts wissen. "Im Gegenteil: da ziehen alle an einem Strang."

Antonia Rados freilich ging 2008 nach nur sechs Monaten beim ZDF zurück zu RTL, weil sie beim Zweiten offenbar nicht den Star geben durfte. Der ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte dazu, die Vorstellungen der in Paris lebenden Journalistin hätten "mit den Arbeitsprozessen und Entscheidungsstrukturen in der ZDF-Aktualität nicht zusammenpasst".

Die Personalie verdeutlicht, wie weit Private und Öffentlich-Rechtliche bei der Auslandsberichterstattung auseinanderliegen. Bleibt zu hoffen, dass das Interesse an den Korrespondenten nicht wieder nachlässt, wenn der "arabische Frühling" vorüber ist.