Winfried Wolf hat vor kurzem das Buch „Mit dem Elektroauto in die Sackgase. Warum E-Mobilität den Klimawandel beschleunigt“ veröffentlicht. Nun war er in Stuttgart zu Gast – mit klaren Botschaften.

Stuttgart - Die Kritik an Elektroautos wächst – auch aus der linken politischen Ecke. Auf Einladung der Gemeinderatsfraktion von SÖS/Linke-plus begründete der Autor Winfried Wolf seine Ablehnung der neuen Antriebstechnologie vor allem damit, dass ihre Klimabilanz nicht besser sei als die von Verbrennungsmotoren. Zudem verhindere sie aber eine richtige Verkehrswende hin zu weniger Autos und mehr Bahn-, Rad- und Fußgängerverkehr. „Es ist keine Alternative, den Antriebsstrang auszuwechseln, sondern wir müssen generell den motorisierten Individualverkehr reduzieren“, sagte er am Freitagabend im Großen Sitzungssaal des Rathauses.

 

Vor kurzem hat Wolf das Buch „Mit dem Elektroauto in die Sackgase. Warum E-Mobilität den Klimawandel beschleunigt“ veröffentlicht. Der Einsatz der Elektroautos bringt seiner Ansicht nach nichts für den Klimaschutz, weil sie weder nachhaltig seien noch den Kohlenstoffdioxidausstoß reduzierten. Für ihre Produktion und wegen ihres aufgrund der Batterien hohen Gewichts trügen sie einen „ökologischen Rucksack“, der sie nicht klimafreundlicher mache als sparsame Verbrenner. Hinzu komme, dass mehr Strom benötigt werde, und der werde vor allem in fossilen oder Atomkraftwerken hergestellt – vor allem in Frankreich und im E-Mobilitätsboomland China, das in dieser Branche weltweit führend sein wolle, was ihm bei Verbrennungsmotoren nicht gelungen sei. Zudem würden Elektroautos vor allem im Stadtverkehr eingesetzt, sie seien oft Zweit- oder sogar Drittwagen, um damit Vorteile wie eigene Spuren und kostenlose Parkplätze nutzen zu können. „Insgesamt holen wir uns damit mehr Verkehr in die Städte“, sagt Wolf, „ohne die Zahl der Verbrennungsautos zu reduzieren.“

Ausbauprogramm für Bahn gefordert

Aber mit der Elektromobilität werde auch das Ziel eines Weiter-so in der Verkehrspolitik verfolgt mit der Bevorzugung des Autos gegenüber anderen Mobilitätsarten. Wolf forderte ein Ausbauprogramm für Bahn und ÖPNV, günstigere Preise und Nulltarif im Nahverkehr. Er sprach sich für eine massive Reduzierung des Güterverkehrs aus, Tempolimits und ein Verbot von Flügen unter 1000 Kilometern aus. Geradezu entlarvend findet er, dass nun allenthalben Elektrobusse gefordert und gefördert werden – auch in Stuttgart. „Dabei gibt es in Esslingen ein funktionierendes Oberleitungsbussystem. Doch daran verdienen die klassischen Autohersteller nichts“, sagt er.

Ohnehin diene der Hype pro Elektromobilität, so Wolf, der Autoindustrie und ihrer wirtschaftlichen Macht. „Für sie ist das die Generallösung aus der aktuellen Glaubwürdigkeitskrise“. Er fordert die Vergesellschaftung der Branche, nur so könne ihre Macht kontrolliert werden. Und die Arbeitsplätze? „Wir müssen offen sagen, dass das Produkt Auto Quatsch ist“, meint Wolf, der eine ernsthafte und offene Debatte über die Konversion der Industrie forderte. Finanzieren lasse sich die Umwandlung, wenn „wir auf Wahnsinnsprojekte wie S 21 und Steuervorteile für Dienstwagen und Flugbenzin verzichten“, so Wolf.