Die Umweltschützer von den Fildern wollen die Wähler sensibilisieren. Sie spitzen ihre Kritik am Flughafen und an den Plänen der Bahn für Stuttgart 21 zu.

Stuttgart - Die Schutzgemeinschaft Filder (SGF) trommelt schon seit über 50 Jahren für die Erhaltung des Lebensraums auf den Fildern – und vor den Wahlen am 26. Mai erhöht sie die Schlagzahl wieder. Sie will die Menschen nun auch dafür sensibilisieren, bei den Gemeinderatswahlen und bei der Regionalwahl richtig zu wählen. Das hat der teilweise neu formierte, aber weiterhin von Steffen Siegel angeführte Vorstand am Freitag mitgeteilt. Die Wähler sollen die zur Wahl stehenden Kandidaten nach ihrer Haltung zu den für die Filder wichtigen Themen befragen. Die spitzte der Vorstand zu.

 

Thema Bodenschutz: Nötig seien Tabuzonen für Gewerbe- und Wohnungsbauten sowie Schutzgebiete, wo die Erzeugung von Nahrungsmitteln auf Flächen mit hervorragenden Ackerböden Vorrang habe, sagte die Pressesprecherin Gabi Visintin. Ein Appell an das Land, mit einem Bodenschutzgesetz die Tabuzonen zu ermöglichen, werde inzwischen von rund 3000 Unterzeichnern unterstützt. Die SGF will sich auch nicht von massiven Anfeindungen beirren lassen. „Man wirft uns vor, wir würden dringenden Wohnungsbau verhindern, junge Menschen zum Wegziehen zwingen“, sagten Visintin und der neue Vize Wolfgang Berthold. Sie aber mahnen, Bodenschutz und Wohnungsbau nicht gegeneinander auszuspielen. Man könne Parkplätze tieferlegen und überbauen, auch Supermärkte.

Airlines sollen nicht subventioniert werden

Thema Flughafen: Siegel fordert nicht nur die Besteuerung des Flugbenzins. Die Flughafen-GmbH müsse aufhören, mit Rabatten und Zuschüssen für Airlines den Flugverkehr verdeckt zu subventionieren – noch dazu fragwürdige Billigflüge. Was im Moment am Flughafen laufe, sei vor dem Hintergrund des Klimawandels „unverantwortlich und obszön“, sagte Siegel. Verkehrsminister Winfried Hermann und Stuttgarts OB Fritz Kuhn (beide Grüne) sollten nicht über einen Rechtsanspruch von Airlines auf Flüge reden. Sie sollten lieber innerdeutsche Flüge ab Stuttgart untersagen, jedenfalls solche nach Frankfurt und München. Der Flugverkehr sei ein heftiger Klimaschädiger, er emittiere zudem Luftschadstoffe und Lärm. Daher fordert die SGF, dass es nachts mindestens acht Stunden ein konsequentes Flugverbot geben soll, von 22 bis 6 Uhr. Im Moment gebe es sechsstündige Beschränkungen, die nicht streng eingehalten würden.

Nicht einmal weitere Terminalausbauten möchte die SGF zulassen, schon gar nicht die Wiederbelebung von Plänen für eine zweite Startbahn. Die Flughafenverantwortlichen würden über einen Anstieg der Fluggastzahl von jetzt 11,8 auf 17 oder 18 Millionen nachdenken, und man sei sich in der SGF nicht sicher, ob sich Grüne und SPD gegen eine zweite Startbahn stemmen würden. „Aber sie wird nicht gebaut werden können“, versprach Siegel.

Massiver Einsatz für bestehende Gäubahntrasse

Thema Stuttgart 21: Da hält sich die SGF bereit, im Fall einer Genehmigung der Pläne für den Abschnitt 1.3b (Gäubahnführung) zu klagen. Die Gäubahnzüge sollten auch langfristig über die Panoramastrecke zwischen Stuttgart-Vaihingen und Hauptbahnhof verkehren, nicht via Flughafen. Man müsse problemträchtigen Mischverkehr aus S-Bahn-Zügen sowie Regional- und Fernzügen auf der S-Bahn-Strecke zwischen Vaihingen und Flughafen verhindern, sagte SGF-Vize Frank Distel. Ebenso einen benutzerunfreundlichen Bahnhof unter der Messepiazza und eine jahrelange Sperrung der S-Bahn-Strecke zwischen Echterdingen und Bernhausen. Personenzüge von und nach Ulm könnten durch das Neckartal und Wendlingen fahren. Den weitgehend gebohrten Fildertunnel von und zum Flughafen könne man für Stadtbahngleise nutzen.