Der Göppinger Sparkassenchef Hariolf Teufel muss vor den Kreistagsabgeordneten im Verwaltungsrat erklären, warum er einem US-Investor 150 Millionen Euro Kredit für den Kauf der WMF in Geislingen gewährt hat.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen/Geislingen - Der Kreissparkassenvorstandsvorsitzende Hariolf Teufel wird sich vor den Kreistagsabgeordneten im Verwaltungsrat hinter verschlossenen Türen zur Geschäftspraxis des Unternehmens äußern. Anlass ist die Frage, ob die Kreissparkasse ihren Auftrag verletzt hat, als sie 2012 den Einstieg des US-Investors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) bei der WMF in Geislingen mit einem Kredit über 150 Millionen Euro ermöglichte. KKR ist massiv in die Kritik geraten, seit der Investor angekündigt hat, rund 700 Arbeitsplätze bei der WMF, davon allein 500 in Geislingen, zu streichen.

 

Größter Kredit in der Geschichte der Sparkasse

„Wir hoffen, dass wir Antworten erhalten werden, die uns zufriedenstellen“, kommentiert Sascha Binder das bevorstehende Gespräch. Der Geislinger SPD-Landtagsabgeordnete hatte in einem Brief den Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses, den Landrat Edgar Wolff, aufgefordert, Teufel zum Rapport zu bitten.

Binders Fraktion möchte bei dieser Gelegenheit alle Fragen loswerden, die mit dem größten Kreditgeschäft in der Geschichte der hiesigen Bank in Zusammenhang stehen. Die Kreissparkasse Göppingen hatte vor zwei Jahren gemeinsam mit der Kreissparkasse Biberach in einem Konsortium aus 20 Sparkassen die Finanzierung des WMF-Kaufs durch den US-Investor federführend geleitet und dem Unternehmen KKR einen Kredit über 150 Millionen Euro ermöglicht.

Die kritischen Stimmen mehren sich

Die Kreissparkasse hat das Geschäft bisher mit der Seriosität der KKR gerechtfertigt und von einem nachhaltigen Engagement der Amerikaner gesprochen. Zu einer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung war Teufel allerdings nicht bereit.

Fraglich ist, ob die Sparkasse Göppingen bei diesem Geschäft tatsächlich ihrem ureigenen Auftrag zur Unterstützung des Mittelstands nachgekommen ist, wie es das baden-württembergische Sparkassengesetz fordert. Inzwischen häufen sich die kritischen Stimmen, die der Sparkasse vorwerfen, nicht erkannt zu haben, dass es sich bei dem Investor, der zur Riege der weltweit größten und mächtigsten Kapitalbeteiligungsgesellschaften zählt, eher um eine Heuschrecke als um einen segensreichen Investor handle. Immerhin gehöre es zum Geschäftsmodell des Unternehmens, die aufgekauften Firmen innerhalb von wenigen Jahren profitabel zu machen und sie gewinnbringend zu verkaufen.

KKR schickte 2006 in Böblingen fast 700 Menschen in die Arbeitslosigkeit

In vielen Fällen gehe dies mit einem massiven Abbau der Personalkosten durch Stellenstreichungen einher; die Beispiele dafür mehrten sich auch in Deutschland. So verloren zum Beispiel in Böblingen fast 700 Menschen ihren Arbeitsplatz, als KKR dort 2006 einen ehemaligen Unternehmensbereich von Philips Electronics aufkaufte. Zwei Jahre später ließ die KKR mehrere Firmen im Unternehmen schließen, weitere Entlassungen an verschiedenen Standorten waren die Folge. Ähnliches drohe im Zuge der WMF-Umstrukturierung nun auch den Verwaltungssitzen und Logistikabteilungen der WMF-Töchter Silit in Riedlingen und Kaiser in Diez an der Lahn.