Wenige Tage vor dem CDU-Wahlparteitag ist der Bewerber Andreas Renner in Bedrängnis geraten. Grund ist ein im Lebenslauf aufgeführter Titel.

Stuttgart - Wenige Tage vor dem CDU-Wahlparteitag am kommenden Samstag, auf dem die Basis ihren OB-Kandidaten für die Wahl im Oktober küren will, ist der Bewerber Andreas Renner in Bedrängnis geraten. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit, ob der ehemalige Singener OB und Ex-Sozialminister gegen den Paragrafen 132 a des Strafgesetzbuches verstoßen hat, indem er in seinem für die Parteibasis verfassten Lebenslauf einen falschen Titel angeführt habe, so die Pressestaatsanwältin Claudia Krauth. Ob gegen Renner Ermittlungen eingeleitet werden, soll nach Angaben der Pressestaatsanwältin spätestens bis zum Freitag feststehen.

 

Fest steht: den Abschluss Master of Governmental Management gibt es bei der Führungsakademie des Landes gar nicht. Die Kaderschmiede teilte auf Anfrage mit, der Lehrgang werde bei erfolgreichem Abschluss lediglich beurkundet. Der akademischer Grad Master wird aber nur von Hochschulen verliehen; der Titel ist zudem gesetzlich geschützt.

Geknickt ob dieser Panne

Renner hat jedenfalls von seinen parteiinternen Gegnern den inoffiziellen Titel „Master of Disaster“ verliehen bekommen. Der Ex-Sozialminister räumt gegenüber der StZ einen Fehler ein. Er habe einst seine Vita ins Englische übersetzen lassen. Um die erfolgreiche Absolvierung des Lehrgang bei der Führungsakademie treffend zu beschreiben, sei ein Dolmetscher auf die nun skandalisierte Formulierung gekommen. Renner, hörbar geknickt ob dieser Panne kurz vor der entscheidenden Wahl, will sich ansonsten aber zu dem schwebenden Verfahren nicht äußern.

Die Frage, die die Staatsanwaltschaft zu entscheiden hat, ist, ob sich Renner strafbar gemacht hat, indem er bewusst einen Titel vortäuschte. Nach Ansicht städtischer Rechtsexperten spricht vieles dafür, dass der Bewerber den falschen akademischen Grad vorsätzlich verwendet hat. Es gebe den Titel im Englischen überhaupt nicht, das Argument der Rückübersetzung aus dem Englischen sei „unglaubwürdig“.

Blankes Entsetzen bei Renner-Anhängern

Unter den Renner-Anhängern gibt es einerseits blankes Entsetzen über „diese Dummheit“. Es wird aber auch spekuliert, ob der Hinweis auf die Vita des Kandidaten Renner aus dem Dunstkreis seines Rivalen Sebastian Turner kommen könnte oder ob Parteischädlinge am Werk sind, die keinem der beiden Lager zuzuordnen seien. Im Umfeld Turners wird dagegen auf den politischen Gegner verwiesen: Das grüne Staatsministerium habe womöglich seine Finger im Spiel, heißt es. Eine Spekulation, die Renner für absurd hält: „Warum sollten sich die Grünen in diesem Stadium der Vorauswahl mit meiner Vita befassen?“

Der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz sagte am Dienstag, er sei zwar für den Bewerber Turner, hege jetzt aber keine Schadenfreude. Sollte sich die Staatsanwaltschaft allerdings entschließen, Ermittlungen einzuleiten, sei Renner aus seiner Sicht als Bewerber nicht mehr tragbar. Ergäbe die Vorprüfung nichts, sei die Sache für ihn vergessen. Kotz macht aber keinen Hehl daraus, dass er die Titelhuberei mit Anglizismen für ungeschickt hält. „Damit kann man doch in unserer CDU nichts ernten – bei uns zählt der Meister, am besten der Handwerksmeister“, so der Chef der örtlichen Kreishandwerkerschaft.

Vorwürfe gegen Kaufmann

Weiter Ärger macht indes die anonyme Mail, in der dem Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann vorgeworfen wird, seinem Favoriten Sebastian Turner logistische Vorteile im Wahlkampf verschafft zu haben. Die Unterstützerinitiative für Sebastian Turner hat die in diesem Zusammenhang auch die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Anders als in der Mail behauptet lägen von allen der mehr als 100 Unterzeichner schriftliche Einverständniserklärungen vor. Im Übrigen sei es verwunderlich, dass Medien ungeprüft die Inhalte anonymer Mails wiedergäben.

Allerdings hatte der Anonymus die ebenfalls geäußerte Vermutung, der Kreisvorsitzende Kaufmann fürchte im Fall einer Niederlage Turners um seinen Posten und eine neuerliche Nominierung als Bundestagskandidat, nicht exklusiv. Das ist nämlich durchaus Thema in der Partei. Zudem hatten Kaufmann und parlamentarischer Mitarbeiter Philipp Hahn die Vorwürfe ernst genommen und gegenüber der StZ umgehend darauf reagiert.