Der Physiker Stephen Hawking meidet eine in Israel stattfindende Konferenz aus Solidarität mit den Palästinensern. Damit hat er einen Sturm der Entrüstung entfacht, die israelischen Gastgeber sind brüskiert.

Jerusalem - Vorgesehen war er als Starredner der Zukunftskonferenz, die unter Schirmherrschaft von Israels Staatspräsident Schimon Peres im Juni internationale Vordenker nach Jerusalem holt. Jetzt hat Stephen Hawking (71), wegen seiner Quantenfeldtheorie weltweit bewundert als „geniales Hirn“, seine Zusage aus Solidarität mit den Palästinensern zurückgezogen und damit einen Sturm der Entrüstung entfacht. Die Gastgeber sind brüskiert. Sie werfen dem Physikprofessor aus Cambridge Mangel an Diskurs vor. Propalästinensische Akademiker, die Hawking zu seinem Schritt gedrängt und mit E-Mails überschüttet haben, triumphieren derweil. Ihre Boykottkampagne hat nun ein neues Symbol von intellektueller Strahlkraft.

 

Das proisraelische Lager spricht indes von „intellektuellem Terror“, flankiert vom Shitstorm im Internet, der sich in widerlichen Bemerkungen zu Hawkings Schwerstbehinderung überbietet. Hawking selbst meinte, er habe die Einladung zu der Konferenz erst in der Absicht angenommen, seine Meinung zu einem Friedensausgleich nicht nur dort, sondern auch im Westjordanland zu formulieren. Einhellig hätten ihm aber palästinensische Kollegen geraten, den Boykott zu respektieren. Der Physiker meint auch, „dass die Politik der jetzigen israelischen Regierung wahrscheinlich zu einem Desaster führen wird“. Als Antisemit lässt sich Hawking freilich nicht abstempeln. Er war oft in Israel und ist erst seit dem Gazakrieg ein scharfer Kritiker israelischer Politik geworden.

Die radikallinke BDS-Kampagne (boycott, divestment, sanctions), die „null Kontakt mit Israel“ fordert, will aber keine Debatten. Ihre Protagonisten setzen darauf, dass die israelische Besatzung kompromisslos wie einst das Apartheidsystem in Südafrika bekämpft werden müsse. In Deutschland hat die Bewegung aus historischen Gründen kaum Fuß gefasst. Zu sehr wecken Boykottaufrufe Erinnerungen an NS-Slogans wie: „Kauft nicht bei Juden“. In Großbritannien und Irland ist BDS derweil verankert. Zu Unterstützern zählen dort selbst Rockstars wie Roger Waters oder Annie Lennox. Der renommierten Cambridge-Uni war Hawkings Absage übrigens wohl peinlich. Sie hatte zunächst gesundheitliche Gründe dafür genannt.