Die Berlinerin Selma Jacobi starb 1943 in Theresienstadt als Opfer der Nazi-Verfolgung. Weil eine „Tatort“-Ermittlerin ihren Namen für die Serie angenommen hat, gibt es jetzt Protest.

Die Berlinerin Selma Jacobi starb 1943 in Theresienstadt als Opfer der Nazi-Verfolgung. Weil eine „Tatort“-Ermittlerin ihren Namen für die Serie angenommen hat, gibt es jetzt Protest.

 

Berlin/Frankfurt/Main - Die Namensgebung der neuen Frankfurter „Tatort“-Kommissarin nach einer von den Nazis ermordeten Frau stößt auf Kritik. Für ihre neue Rolle hatte die Schauspielerin Margarita Broich den Namen von einem sogenannten „Stolperstein“ angenommen, der vor ihrem Wohnhaus an die 1943 nach Theresienstadt deportierte Selma Jacobi erinnert. „Dafür habe ich kein Verständnis“, sagte der Initiator der „Stolpersteine“, Gunter Demnig, in Berlin. Der Hessische Rundfunk verteidigte die Entscheidung.

„Ich weiß nicht, wie man auf eine solche Idee kommen kann“, sagte Demnig, der in ganz Deutschland die Erinnerungssteine vor einstigen Wohnhäusern von Holocaust-Opfern in den Bürgersteig verlegt. Der Name von Selma Jacobi sei zwar nicht geschützt - und „es tut der Selma auch nicht weh“. Eine solche Verbindung zwischen einem realen Opfer und der Kunstfigur einer „Tatort“-Kommissarin sei unpassend.

Die Zeitung „Der Tagesspiegel“, die über den Fall am Donnerstag berichtet hatte, zitierte Stimmen aus der Jüdischen Gemeinde Berlin, die eine solche Form der Erinnerung als „völlig unpassend“ kritisiert hatten.

HR: "Eine kleine Geste in der Verantwortung gegen das Vergessen"

Die HR-Fernsehspielredaktion habe sich bewusst für den Namen Selma Jacobi entschieden, der auf einem Stolperstein vor dem Wohnhaus von Margarita Broich in Berlin eingraviert ist. „Das ist keine große Tat, sondern eine kleine Geste in der Verantwortung gegen das Vergessen“, erklärte der Sender. „Den Namen auf dem Stein in Berlin nehmen Zehntausende wahr, im „Tatort“ werden es Millionen sein. Mit der Berichterstattung werde an das Nazi-Oper Selma Jacobi erinnert.

Die 1854 geborene Selma Jacobi war im März 1943 nach Theresienstadt im heutigen Tschechien deportiert worden und im dortigen Ghetto etwa fünf Monate später gestorben.

Gemeinsam mit Wolfram Koch tritt Margarita Broich in der ARD-Reihe die Nachfolge von Joachim Król und Nina Kunzendorf an, die seit 2011 als Frank Steier und Conny Mey im Einsatz waren. Der HR dreht noch bis 14. April in Frankfurt, Bad Homburg und Ober-Mörlen die erste Folge mit dem neuen Team. Sie wird voraussichtlich Anfang 2015 in der ARD ausgestrahlt.