Kritik des Rechnungshofs Duale Hochschule: erst Finanzkrise, nun zu viel Geld

Bei der DHBW-Zentrale in Stuttgart sollen künftig mehr Aufgaben gebündelt werden. Foto: Andy Ridder

Wundersame Wende: erst vor wenigen Jahren steckte die DHBW in einer schweren Finanzkrise, nun sieht der Landesrechnungshof sie deutlich überfinanziert. Ministerin Bauer findet, die Kritik sei eigentlich ein Lob.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Diskussion über die Finanzlage der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) nimmt eine überraschende Wende. Erst vor wenigen Jahren steckte die mit 34 000 Studierenden größte Hochschule im Land in einer schweren Finanzkrise. Regelmäßig wurde über eine strukturelle Unterfinanzierung geklagt, an einzelnen Standorten war sogar von Insolvenzgefahr die Rede.

 

Nun diagnostiziert der Landesrechnungshof genau das Gegenteil. Die vor zehn Jahren aus den Berufsakademien hervorgegangene DHBW bekomme weitaus mehr Geld vom Land, als sie benötige. Wenn sie effizienter wirtschafte, lasse sich jährlich ein zweistelliger Millionenbetrag sparen. Zu diesem Ergebnis kommt die Kontrollbehörde nach einer umfassenden Untersuchung der Dualen Hochschule.

Kritik an teurer Feier zum Jubiläum

Bei der Vorstellung der Denkschrift 2019 hieß es, die Finanzausstattung der DHBW habe „das Maß des Erforderlichen deutlich überschritten“. So seien zahlreiche Stellen nicht besetzt und die dadurch frei gewordenen Mittel anderweitig verwendet worden. Einnahmen habe man bewusst niedrig angesetzt „und dann natürlich übertroffen“. Trotz einer „bisweilen großzügigen Ausgabepolitik“ habe die Hochschule Jahr für Jahr Überschüsse erzielt; diese Ausgabenreste summierten sich inzwischen auf 53 Millionen Euro. Der zuständig Chefprüfer Andreas Knapp sieht die angebliche Finanznot dadurch klar „widerlegt“. Als Beispiel für überzogene Repräsentationskosten nannte er das Vierzig-Jahr-Jubiläum. Für jeden der etwa 1000 Besucher – darunter vier Fünftel Hochschulangehörige – seien 260 Euro ausgegeben worden. Offenbar habe die DHBW gemeint, an die Feier die Maßstäbe ihrer Partnerfirmen anlegen zu sollen. Für die Zukunft empfiehlt der Rechnungshof der Hochschule, sie solle die Verwaltung weiter zentralisieren. Weitere Aufgaben von den neun Standorten im Land sollten in Stuttgart konzentriert werden.

Ministerin lobt „große Leistung“

Für Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) ist die DHBW dagegen „nicht zu gut finanziert“. Sie wertete es als „große Leistung“, dass die Hochschule ihre Finanzkrise aus eigener Kraft überwunden habe; dafür müsse man sie „eher loben“. Beim Einsatz der Mittel gebe es aber noch Verbesserungsbedarf.

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