Nach 21 Folgen ist Schluss für die „Tatort“-Ermittler aus Leizpig: Mit „Niedere Instinkte“ legen Eva Saalfeld und Andreas Keppler noch einmal einen starken Abgang hin.

Stuttgart - Routine und Einfallslosigkeit haben allzu oft die Fälle aus Leipzig bestimmt – weshalb Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) für viele Fans der Krimireihe auf der Beliebtheitsskala weit unten rangierten. Dass sie nun ausgerechnet mit „Niedere Instinkte“, ihrer 21. und letzten Folge, einen ungewöhnlichen, verstörenden Psycho-Thriller hinlegen, stimmt am Ende auch ihre Kritiker versöhnlich. Nicht jedem „Tatort“-Ermittler ist ein souveräner Abgang vergönnt.

 

Die Geschichte, die der Autor Sascha Arango mit viel Gespür für Psycho-Suspense ausbreitet und von der Regisseurin Claudia Garde suggestiv in Szene gesetzt wird, verstößt gegen viele Krimiregeln: Statt systematischer Polizeiarbeit herrscht Chaos, in Kepplers Küche wie im Dezernat, vor allem aber in den Seelen des Ehepaars (sehr überzeugend: Susanne Wolff, Jens Albinus), das die achtjährige Magdalena entführt hat. Ermittelt wird nur am Rande, über Motive nicht viel spekuliert, und das Opfer befreit sich am Ende selbst.

Die zum krankhaften Verlangen angeschwollene Kindes-Sehnsucht, um die es hier geht, legt bei Saalfeld und Keppler längst Verschüttetes bloß; die Trauer um ihr gemeinsames verlorenes Kind entlädt sich in tragikomischen Wortgefechten und Ohrfeigen, die in der Kantine vor den Kollegen getauscht werden. Am Schluss kommt dieses Herz-Schmerz-Paar des Sonntagskrimis gar wieder zu sammen. „Mach mir ein Kind“ ruft sie ihm vom Bett aus zu – und er setzt zum Hechtsprung an. „Was ist der Sinn des Lebens? Soll das Ganze ein Scherz sein oder mehr eine Tragödie?“Der Krimi hält die Antwort auf diese von Keppler eingangs leitmotivisch ans Publikum gerichtete Frage bis zum Schluss in der Schwebe – besser zum Abschied stark als nie!