Die Münchener Tatort-Kommissare überzeugen in ihrem jüngsten Fall: Die Folge „Die letzte Wiesn“ generiert große, kluge Unterhaltung aus gigantischer Trostlosigkeit.

München - Wiesn-Zeit, Ausnahmezustand! Grölalarm in der U-Bahn, Erbrochenes und Bierleichen allüberall. Der Münchener Kommissar Franz Leitmayr (sehr nachdenklich: Udo Wachtveitl) fährt da wie in jedem Jahr lieber in Urlaub und vermietet seine Wohnung an Sauftouristen. Sein Kollege Ivo Batic (irgendwie postnachdenklich und auch klasse: Miroslav Nemec) hingegen muss kroatische, Wiesn-affine Verwandtschaft beherbergen. Aber dann kommt im „Tatort: Die letzte Wiesn“ alles anders als geplant, weil im Amperbräu-Bierzelt die Leute sterben, nicht an der einen Maß zu viel, sondern an beigemischter Gammahydroxybuttersäure, kurz GHB, als so genannte Partydroge auch bekannt unter dem Namen Liquid Ecstasy.

 

Allein schon, dass die ARD am Wochenende des realen Oktoberfest-Starts in München das alljährliche Massenbesäufnis jeglicher Brauchtumsverbrämung beraubt, ist eine mutige Leistung. Dass dann noch weniger ermittelt als eher still philosophiert wird, passt gut als Widerpart zum grellen Gewoge im Zelt. Leitmayr bricht seinen Urlaub ab und nächtigt als vorübergehend Wohnungsloser bei einer sympathischen Bierzelt-Bedienung, die allabendlich mit den Auswüchsen gemeinschaftlichen Alkoholkonsums zu kämpfen hat. Verdächtig sind zunächst andere: Zwei konkurrierende Bierzelt-Karrieristen und ein einsamer Sonderling, auf den auch die Täterbeschreibung der Profilerin gut passt: „Einzelgänger, vermutlich keine Tracht!“

Dass die Mörderin dann doch Tracht trägt, Dirndl nämlich, und darunter Radlerhosen, weil ihr die Besoffenen dauernd zwischen die Beine grapschen, ist zweitrangig. In erster Linie demonstriert dieser „Tatort“ eindrucksvoll, dass es eben doch geht: große, kluge Unterhaltung aus gigantischer Trostlosigkeit zu generieren.