Es ist die erste britische Krönung seit Jahrzehnten. Anlass genug, sich inhaltlich darauf vorzubereiten, wenn Charles am 6. Mai gekrönt wird und seiner Mutter Elizabeth nachfolgt. Ein paar Empfehlungen.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Die britischen Royals bleiben angesagt – im Guten wie im Schlechten, und gerade auch in Deutschland. Auf der Lichtseite finden wir zuletzt etwa den launigen Besuch von Charles in Deutschland dieser Tage, oder das fulminante Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. im September 2022. Familiäre Abgründe tun sich hingegen bei den Kabalen von Prinz Charles und Lady Diana in den 1980er und 1990er Jahren oder dem spektakulären Bruch von Prinz Harry und Meghan mit dem Königshaus auf.

 

Aus deutscher Sicht haben die Royals vor allem Unterhaltungscharakter, für Großbritannien und den Commonwealth hingegen sind sie ein wichtiger Bestandteil der Verfassung, ihre Integrationskraft darf abseits aller Trendumfragen nicht unterschätzt werden. Zu beiden Aspekten der britischen Monarchie gibt es Bücher, TV-Serien, Filme und Dokumentationen, mit denen sich Fans und solche, die es werden wollen, auf die Krönung von Charles vorbereiten können.

Eine Biografie für den Überblick

Einen guten Einstieg bietet eine Biografie, die allerdings eher am Rande von Charles handelt. Thomas Kielingers Buch über Elizabeth II. (erschienen im Verlag C. H. Beck) ist zwölf Jahre alt, aber pünktlich nach Elizabeths Tod und vor der Inthronisation von Charles auf den aktuellen Stand gebracht worden. Es spannt den großen Rahmen von der Generation und der Epoche, die Elizabeth II. und ihren Gemahl Philip geprägt haben, bis in die Gegenwart.

Das ist interessant, weil bereits damals Grundlagen gelegt wurden für die dysfunktionale Kommunikation und fehlende Empathie in der Windsor-Familie, die bis heute den Brüdern William und Harry das Miteinander schwer macht – und natürlich auch Charles und seine Geschwister geprägt hat. Kielinger schreibt flüssig und humorvoll, bleibt aber immer sachlich und wenig spekulativ. Er arbeitet gut heraus, warum die Monarchie für Großbritannien und den Commonwealth einen so wichtigen integralen Charakter hat.

Lustig bis penetrant: Die Autobiografie von Prinz Harry

Erfrischend bis enervierend subjektiv hingegen ist die jüngste Publikation aus der Windsor-Familie, die Autobiografie von Prinz Harry. In „Reserve“ stellt der Adelsspross aus seiner Sicht dar, wie es zum Bruch zwischen Meghan und ihm einerseits und dem Königshaus andererseits gekommen ist.

Eindrücklich beschreibt Harry einerseits die traumatische Erfahrung durch den Tod seiner Mutter Diana, andererseits spart er nicht mit amüsanten Anekdoten und gibt sich gelegentlich der Lächerlichkeit preis, etwa wenn er seinen Leserinnen und Lesern weismachen will, es sei völlig harmlos, als britischer Adelsspross in einem Hotel in Las Vegas gemeinsam mit einem Rudel unbekannter weiblicher Schönheiten eine Partie Nacktbillard zu inszenieren.

Zu seinem Vater Charles hat der abtrünnige Prinz natürlich auch einiges zu sagen, und die Aussagen sind differenziert. Harry sieht seinen Vater wie sich selbst durchaus als Opfer des Umstandes, in ein Königshaus hinein geboren worden zu sein, andererseits macht der Sohn den Vater für sein mieses Image verantwortlich: Charles habe ihn auf dem PR-Altar geopfert, damit seine Camilla in besserem Licht da stehe.

Die epische Serie zu den Windsors: The Crown

Deutlich mehr Noblesse in Inhalt und Inszenierung bietet die auf dem Streamingportal Netflix zu findende Serie „The Crown“. Bisher fünf Staffeln fächern das Panorama des Jahrhundertlebens von Queen Elizabeth II. auf – vom frühen Tod ihres Vaters, selbst König wider Willen, bis zum Scheitern der Ehe ihres Sohnes Charles und Diana, damit endet die aktuelle Staffel.

Ausführlich erzählt die Serie vom Aufwachsen von Prinz Charles und wie er damit hadert, dass seine Mutter Elizabeth die Interessen der Krone konsequent über die der Familie und ihrer Kinder stellt. Viel Raum nimmt in den späteren Staffeln auch die scheiternde Ehe mit Diana ein – ein Prozess, der mit dem Unfalltod der Königin der Herzen zu einer ernsthaften Gefahr für das Königshaus wurde, und die Queen dazu zwang, etwas sehr Seltenes zu tun: öffentlich Empathie zu zeigen.

„The Crown“ gelingt es, eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen, wenngleich das Erzähltempo nicht jedermanns Sache sein dürfte. Wer sich dem langen Atem hingibt, wird aber mit grandiosen Schauspielleistungen und einer opulenten Ausstattung belohnt. Es lohnt sich, nach einer Folge das Internet zu durchstöbern – immer wieder erstaunlich, was der Queen in ihrer langen Regentschaft alles widerfahren ist. Andererseits ist der Grat zwischen Fakten und Spekulation sehr fein. Auch hier hilft die erwähnte Kielinger-Biografie zum Nachlesen.

Ansonsten gilt: Ein solch historisches Ereignis, überdies noch planbar, lassen sich Verlage und TV-Sender natürlich nicht entgehen. Die Mediatheken und Streamingportale sind gut gefüllt, ebenso die Regale der Buchhandlungen. An Möglichkeiten, sich über den neuen König und seine Geschichte zu informieren, mangelt es nicht.