Ein Mann zündet eine Frau auf offener Straße an. Passanten kommen der brennenden 38-Jährigen zur Hilfe, versuchen, sie zu retten. Stunden später erliegt sie ihren schweren Verletzungen. Augenzeugen sind erschüttert.

Kronshagen - Grausige Szenen am Morgen vor einem Krankenhaus in Kronshagen bei Kiel: Auf einem Gehweg übergießt ein Mann eine Frau mit einer brennbaren Flüssigkeit. „Da war mir klar, da zündet jemand die Frau an“, sagt die Augenzeugin Angela Hauschild. Den ganzen Tag über versuchen Ärzte das Leben der Frau zu retten - vergeblich. Am Abend erliegt sie ihren schweren Verletzungen.

 

Auch andere Passanten und Mitarbeiter der Klinik werden Zeugen. Sie sehen, wie die Frau über die Straße rennt. Brennende Kleidungstücke fallen herab. Sie alarmieren ebenfalls die Polizei, wie ein Polizeisprecher sagt. Und sie stoppen die Frau auf dem gegenüber liegenden Gehweg, wo sie versuchen, die Flammen mit Decken zu ersticken, wie Hausschild sagt.

Zunächst ohne Erfolg. Erst ein weiterer Mann, der mit einem Feuerlöscher anrückt, kann die Frau löschen. „Das war eine gefühlte Ewigkeit, bis die Flammen aus waren“, sagt Hauschild. Die Frau wird nach Polizeiangaben mit schwersten Brandverletzungen in ein Kieler Krankenhaus gebracht, wo sie gegen 17.30 Uhr stirbt.

Als die Schwerverletzte von den Einsatzkräften in den Rettungswagen geschoben wird, habe sie Opfer gerufen: „Meine Kinder, meine Kinder, was wird mit meinen Kindern?“, schildert Hauschild. Die beiden drei und sieben Jahre alten Kinder des Opfers werden später vom Jugendamt in einer Pflegefamilie untergebracht.

Der Tatverdächtige wird in der Nähe des Tatorts festgenommen

Die Augenzeugin ist aufgewühlt. Die Bilder, die Schreie. „Das werde ich mein Lebtag nicht vergessen“, sagt sie. Für sie und die anderen Zeugen steht ein Kriseninterventionsteam bereit. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) spricht von einer „unfassbar grausamen Gewalttat“.

Der Tatverdächtige läuft zunächst weg, wird von Einsatzkräften aber schnell in der Nähe des Tatortes festgenommen. Es ist laut Polizei der 41 Jahre alte von dem Opfer getrennt lebende Ehemann. Die beiden wohnten demnach seit vielen Jahren in Kiel. Hintergründe und Motive stehen noch nicht abschließend fest. „Eine Beziehungstat kann jedoch angenommen werden“, heißt es in der Polizeimitteilung. Die Kieler Mordkommission ermittelt.

Das Areal vor der Klinik wird weiträumig abgesperrt. Die Ermittler sichern die Spuren am Tatort. Sie sichten Beweisstücke wie ein Haarband und eine Mütze, die auf dem Gehweg vor der Klinik liegen. Auch die zum Teil stark verkohlten Decken, die auf dem gegenüberliegenden Gehweg liegen, werden fotografiert, untersucht und später in Plastiktüten verpackt mitgenommen.

In dem grausigen Fall sind noch viele Fragen offen. Augenzeugen berichten davon, dass der mutmaßliche Täter sein Opfer gleich zweimal in Brand gesteckt haben soll - das zweite Mal kurz nachdem Retter die Flammen erstickt hatten. Dies kann die Polizei am Mittwoch aber nicht bestätigen. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist sie einmal angezündet worden“, sagt eine Polizeisprecherin.