Krypto-Offensive Wie Trump Bitcoin-Fans im US-Wahlkampf umgarnt
Donald Trump will jetzt auch im boomenden Markt für Kryptoanlagen mitmischen. Was sich hinter dem dubiosen neuen Projekt des US-Präsidentschaftskandidaten verbirgt.
Donald Trump will jetzt auch im boomenden Markt für Kryptoanlagen mitmischen. Was sich hinter dem dubiosen neuen Projekt des US-Präsidentschaftskandidaten verbirgt.
Als Geschäftsmann ist Donald Trump vor allem als klassischer Immobilienhai bekannt, Tech-Innovationen liegen ihm eigentlich fern – angeblich verwendete er lange Zeit nicht mal Computer oder E-Mail. Entsprechend suspekt waren ihm digitale Anlagewerte wie Bitcoin, vor wenigen Jahren vermutete er hinter der größten Cyberwährung noch einen Betrug. Inzwischen hat sich seine Haltung grundlegend geändert. Was steckt hinter dem Sinneswandel?
Im US-Wahlkampf wirbt Trump plötzlich damit, die USA zur „Kryptohauptstadt des Planeten“ zu machen. Hinter der Kampagne verbirgt sich nicht nur der Versuch, bei Bitcoin-Fans auf Stimmenfang zu gehen. Es geht auch um knallharte eigene Geschäftsinteressen – wie so oft bei Trump. Denn der Präsidentschaftskandidat der Partei der Republikaner engagiert sich neuerdings selbst bei einem ominösen Kryptoprojekt.
„Wir haben nur eine echte Währung in den USA, und sie ist stärker denn je. Sie heißt US-Dollar!“, verkündete Trump 2019. Bitcoin hingegen sei „kein Geld“. Es scheine sich um „Abzocke“ zu handeln, sagte er noch im Jahr 2021. Mittlerweile gibt sich der ehemalige US-Präsident jedoch als leidenschaftlicher Kryptoanhänger. Im Sommer trat er als Stargast beim größten Branchenevent auf, der Bitcoin Conference in Nashville. Zuletzt stellte er sogar ein eigenes Start-up vor.
„Wir begrüßen die Zukunft mit Krypto und lassen die langsamen und veralteten großen Banken hinter uns“, tönte Trump im Promovideo von World Liberty Financial. Gemeinsam mit seinen Söhnen rührt er die Werbetrommel für das Projekt. Zu den Geschäftspartnern zählt der selbsterklärte Marketingguru Chase Herro, ein angeblicher Kryptoveteran, der innerhalb der Szene jedoch weitgehend unbekannt ist. Der 39-jährige Geschäftsmann beschrieb sich mal als „Drecksack des Internets“, im Netz stellt er gerne seine vermeintlichen Reichtümer zur Schau. Laut US-Medien hat er jedoch Steuerschulden sowie eine Vorgeschichte gescheiterter Kryptoprojekte und rechtlicher Konflikte.
Trump kennt sich mit dubiosen Geschäften bestens aus. Bei den Pleiten seiner Kasinos in der US-Glücksspielhochburg Atlantic City etwa mussten Gläubiger hohe Verluste hinnehmen. Seine Insolvenzen stellt er als clevere Geschäftsstrategien dar – dass Geldgeber und auch Mitarbeiter die Zeche zahlen, scheint ihm wenig auszumachen. Wer denkt, seit seiner Präsidentschaft habe sich am Bereicherungsgebaren etwas geändert, irrt. Von Silbermünzen über digitale Sammelkarten bis hin zu Bibeln oder Uhren für 100 000 Dollar – das Angebot an überteuerten Trump-Devotionalien kennt kaum Grenzen.
Über das Geschäftsmodell von World Liberty Financial ist indes nicht viel bekannt, einem geleakten White Paper zufolge soll dazu eine eigene Digitalwährung aufgelegt werden, einen ungewöhnlich hohen Anteil davon sollen Firmeninsider erhalten. Wie Trump konkret engagiert ist, dazu gibt es wenig Informationen. Ist der Präsidentschaftskandidat selbst Investor oder gibt er – wie bei vielen seiner Lizenzierungsgeschäfte und anfangs auch beim Medienkonzern hinter seiner Social-Media-Plattform Truth – nur seinen Namen dafür her? Man weiß es bislang nicht.
Fest steht, dass Trump im Wahlkampf voll auf Krypto setzt. So verspricht er, bei einer Rückkehr ins Weiße Haus eine strategische nationale Bitcoin-Reserve einzurichten. Außerdem will er den – wegen seines Regulierungseifers in der Kryptobranche unbeliebten – Chef der US-Börsenaufsicht, Gary Gensler, feuern. Auch hat er angekündigt, den Bitcoin-Pionier und Gründer des einst als „Ebay für Drogen“ bekannten Online-Schwarzmarkts Silk Road, Ross Ulbricht, zu begnadigen. Ulbricht sitzt wegen Drogenhandels, Geldwäsche und anderer Verbrechen mit lebenslanger Haftstrafe im Knast.
Ob die Krypto-Community im Wahlkampf ein so großer Trumpf ist, wie Trump offenbar annimmt, darüber lässt sich nur spekulieren. Tatsächlich zeigen Umfragen aber, dass besonders die internetaffinen jüngeren Generationen bei der Geldanlage zunehmend auf Bitcoin und Co. setzen. Fest steht, dass mit Trumps Offensive die Gefahr schwerwiegender Interessenkonflikte einhergeht. Sollte ihm ein Comeback als US-Präsident gelingen, könnte er massiv Einfluss auf die Regulierung des Sektors nehmen – von der auch die Erfolgsaussichten seines eigenen Projekts abhängen.