Die Kreissparkasse will ein neues Gebäude für ihre Leonberger Direktion bauen. Im Gemeinderat gibt es Kritik.

Leonberg - Selten hat man die Freien Wähler im Leonberger Gemeinderat so grün erlebt. „Der Wohnungsbau an dieser Stelle darf nicht auf Kosten des Stadtklimas gehen“, sagte Wolfgang Schaal im Planungsausschuss des Gemeinderates. Der Anlass, weshalb der Stadtrat sprichwörtlich „rot“ sah, sind die Pläne der Kreissparkasse Böblingen, ihre Leonberger Direktion am bisherigen Standort neu zu bauen. Damit einhergehend sollen zudem vier Gebäude mit rund 70 Mietwohnungen entstehen.

 

Bisher ist das Areal an der viel befahrenen Sonnenkreuzung recht grün und – von der Stuttgarter Straße her gesehen – nach hinten versetzt. Der Direktionsneubau würde einem Testentwurf zu Folge aber direkt an der Kreuzung stehen. Kritik hagelte es auch für die Mietshäuser, die über eine zurückgebaute fünfte Etage verfügen. „Die fünfte Etage ist für uns tabu“, konstatierte Schaal. Sein entsprechender Antrag ging bei 6:5 Stimmen ganz knapp durch. Es wird spannend, wie der Gemeinderat an diesem Dienstag (19 Uhr, Rathaus) darüber entscheiden wird. Nach Angaben des Architekturbüros Ackermann und Raff, das den Testentwurf vorgelegt hat, sind nur 30 Prozent der vier Wohngebäude im fünften Stock bebaut.

Großes Problem: der Verkehr

Kritikpunkte an den Plänen, die bereits vor einem Jahr vorgestellt wurden, gibt es viele. „Der Verkehrsfluss über die Sonnenkreuzung muss passen, bevor wir uns über Wohnbebauung dort Gedanken machen“, merkte Christa Weiß (SPD) an und verwies dabei auf den wohl wichtigsten Aspekt. Denn der Verkehrsknotenpunkt ist bereits jetzt in Stoßzeiten überlastet, Tendenz steigend. Eine vorab erfolgte Verkehrsstudie hatte zudem aufgezeigt, dass ein Kreisverkehr keine ausreichende Lösung darstellt. Stattdessen soll der Kreuzungsbereich Stuttgarter Straße nun fünf Meter nach Süden verlegt werden. Die Verhandlungen zwischen Stadt und KSK bezüglich eines Grundstückstauschs laufen.

„Das ist ein schwieriger Ort. Die Belastung der Luft mit Stickoxiden ist nicht gesunken, sondern sogar gestiegen, und überschreitet regelmäßig die Grenzwerte“, kritisierte Bernd Murschel (Grüne). Der vorliegende Entwurf betone zwar die Schluchtensituation in der Grabenstraße, wo sich eine Messstelle der Landesumweltanstalt befindet. Er gestand aber zu, dass man es besser nicht hinbekommen werde in Sachen Durchlüftung. Denn die Häuser sind so ausgerichtet, dass es jeweils zwei Schneisen in West-Ost- sowie in Nord-Süd-Richtung gibt. Ein Klimagutachten, das auch Voraussetzung für die nötige Änderung des Bebauungsplanes ist, soll in Kürze vorliegen.

Dass es eine intensive Diskussion geben würde, war klar

„Die Direktion ist direkt an der Straße. An der Stelle benötigen wir aber einen offenen Platz. Als Zugang zur Altstadt, als Platz zum Verweilen“, merkte Dieter Maurmaier (FDP) an. Je nachdem, wie der Gemeinderat abschließend entscheidet, wird das Ergebnis einem Architektenwettbewerb zugrunde gelegt. Die Ergebnisse sollen im zweiten Quartal 2020 präsentiert werden. Darauf aufbauend erfolgt ein Bebauungsplanverfahren.

„Wir waren uns klar darüber, dass es eine intensive Diskussion geben wird“, sagte Michael Fitz, Vorstandsmitglied der KSK. „Aber wir halten unverändert an unserer Position fest.“ Und die beinhaltet ein verkleinertes fünftes Stockwerk. Er begründet dies vor allem mit der Wirtschaftlichkeit des Projekts, das 40 Millionen Euro kosten soll. Damit sich das trägt, müsse eine gewisse Anzahl an Wohnungen und Quadratmetern vorhanden sein. Und das auch nicht zu übertriebenen Preisen. „Wir sind uns unserer Verantwortung als Vermieter bewusst“, betonte Fritz. Deshalb habe man dem Wunsch der Stadt nach 25 Prozent sozial gefördertem Wohnraum entsprochen. „Wenn man Wohnungen an dieser Stelle will, muss man irgendwo Einbußen hinnehmen“, sagte der Architekt Hellmut Raff, der den Testentwurf vorgelegt hat.

„Wir gehen ergebnisoffen in den Gemeinderat“

Bereits vor einem Jahr hatte die Kreissparkasse ihre Pläne dem Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung vorgestellt. „Wir haben viele Anmerkungen aus dem Gremium in den jetzigen Entwurf bereits einfließen lassen“, erklärte Daniel Häußler, der Leiter der Bauorganisation bei der KSK. So habe man anfangs mit 120 Wohnungen geplant, jetzt liege man bei 70. Auch die Zahl der Parkplätze habe man überarbeitet. Den jetzigen Stellplatzschlüssel von 1,25 kassierte der Planungsausschuss dennoch und legte 1,5 pro Wohneinheit fest. Angesichts der sehr guten Busanbindung direkt vor der Haustür konnte Architekt Raff das nicht ganz nachvollziehen. Schließlich wolle man an der Stelle doch explizit weniger Verkehr. „In Tübingen ist der Stellplatzschlüssel bei solchen Projekten 0,8“, sagte Raff.

„Wir haben durch die Bebauungsstudie einen guten Kompromiss gefunden“, fand der KSK-Vorstand. Das sei anhand der Gegebenheiten nicht einfach gewesen. „Viele der angesprochenen Sachen haben aber nicht direkt mit uns zu tun“, merkte Steffen Killian an, der Leiter der Leonberger Direktion. Etwa die Themen Altstadtzugang, Luftschadstoffe oder Verkehrsbelastung. Aufgrund des knappen Ergebnisses im Ausschuss zeigen sich die Sparkassen-Vertreter optimistisch. „Wir gehen ergebnisoffen in den Gemeinderat. Aber wir brauchen klare Antworten“, sagte Fritz.