Die KKK-Gruppe, die Fahnder am Mittwoch unter anderem in Fellbach ausgehoben haben, war noch vor Kurzem völlig unbekannt. Der Verfassungsschutz will den Fahndungserfolg nicht kommentieren.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rems-Murr-Kreis - Die „National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschland“ waren der Bundesregierung offenbar bislang völlig unbekannt. Im Jahr 2016 war in einer Antwort auf eine Linken-Anfrage noch keine Rede von der nun bekannt gewordenen Gruppe gewesen – wohl aber von vier anderen Fraktionen des KKK. In dieser Stellungnahme ging die Bundesregierung noch von einer sehr geringen Mitgliederzahl aus.

 

Bei ihrer bundesweiten Razzia gegen die Splittergruppe des Klans am Mittwoch hatten die Behörden nun etwa 40 Personen im Visier – wie berichtet, auch in Fellbach-Schmiden. Festnahmen gab es keine – dafür nahmen die Fahnder unter anderem Propagandamaterial, Waffen, Mitgliederlisten und Auflistungen von Beitragszahlungen mit. „Wir werten jetzt aus, seit wann es diese Gruppe gegeben hat, ob es weitere Mitglieder gibt und was ihre Absichten waren“, so ein Sprecher des baden-württembergischen Landeskriminalamts.

Eine Gruppe des Ku-Klux-Klans tauchte bei den NSU-Ermittlungen auf

Auch wenn die Namen der KKK-Splittergruppen oft ähnlich klingen: Sie unterscheiden sich in ihrer Organisation und in der Weltanschauung. Eine zentrale Steuerung aus dem Ursprungsland des Klans, der USA, gibt es zumindest laut Ansicht der Bundesregierung nicht. Allerdings sind manche der deutschen Gruppen Ableger von amerikanischen Zellen, auch auf persönlicher Ebene halten einige Mitglieder Kontakt zu Funktionären in den Staaten.

Um die Unterschiede zwischen den einzelnen Klan-Gruppierungen weiß auch der Winnender Grünen-Landtagsabgeordnete Willi Halder. Er war im Jahr 2014 Vorsitzender der Enquetekommission, die die Mordserie der Terrorgruppe NSU untersuchen sollte. Auch damals tauchte der Ku-Klux-Klan auf: Zwei Bereitschaftspolizisten waren Mitglieder der in Schwäbisch Hall gegründeten „European White Knights of the Ku Klux Klan“. Einer von ihnen war der Gruppenführer der im Jahr 2007 in Heilbronn ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter.

Der Verfassungsschutz nimmt zum KKK keine Stellung

Haller betont allerdings: „Diese Gruppe war ein amerikanischer Ausläufer. Die jetzt bekannt gewordene Geschichte ist eine deutsche Neugründung.“ Er glaubt, dass es zu anderen rassistischen Gruppen in Fellbach – etwa dem Netzwerk Blood and Honour, das im Dezember Ziel einer Razzia gewesen war – keine personellen Überschneidungen gibt.

Auch wenn bei der Razzia keine scharfen Schusswaffen, sondern Schwerter, Messer, Luftdruck- und Schreckschusspistolen sichergestellt worden waren, bewertet Halder die Aktion als Erfolg. „Wenn diese Gruppe tatsächlich kurz vor der Bewaffnung stand, war das höchste Zeit.“ Polizei und Staatsschutz hätten aus den Versäumnissen, die rund um die NSU-Verbrechen ans Licht gekommen sind, gelernt: „Dass so etwas wie früher ewig beobachtet wird – das gibt es heute nicht mehr“, so Halder.

Das baden-württembergische Landesamt für Verfassungsschutz gibt sich äußerst wortkarg, was den Klan im Ländle angeht. Während die Behörde zum Beispiel über Islamisten oder die Scientology-Organisation Informationen auf ihrer Webseite bereithält, findet sich zum KKK dort kein Wort. Auf Anfrage erklärt ein Sprecher, zu dem Thema nicht einmal Fragen allgemeiner Natur beantworten zu können.