Seine alte Stärke hat der Küblerball nach Corona noch nicht wieder erreicht – zu viele Unwägbarkeiten gab es zur Zeit der Planung. Den Spaß ließ sich dennoch niemand verderben.

Nach zwei Jahren Zwangspause wegen Corona fand eine der zentralen Veranstaltungen der Cannstatter Fasnet am Samstagabend wieder statt. Aber ein richtiger „Küblerball“, wie er seit seiner Premiere 1925 sich im Lauf der Jahrzehnte etabliert hat, war es trotzdem noch nicht wieder.

 

Der Verein Kübelesmarkt Bad Cannstatt als Veranstalter konnte sich lange doch nicht sicher sein, ob nicht irgendwelche Pandemie-Bestimmungen die Planungen durchkreuzen werden. „Deshalb haben wir uns schon im Oktober dazu entschieden, beispielsweise keine Liveband zu verpflichten, wie sie sonst üblich ist. Das war der Situation geschuldet“, sagt Oberkübler Steffen Kauderer.

Nicht nur der Vereinsboss fürchtete, bei einer kurzfristigen Absage auf hohen Kosten von bis zu 5000 Euro sitzen zu bleiben. Denn erst zum Jahresende war wirklich klar, dass man die Veranstaltung ohne Auflagen jedweder Art im Cannstatter Kursaal würde durchführen können. „Aber da noch was zu bekommen, ist schwer“, so Küblerratsmitglied Panajotis Delinasakis zum Verzicht auf Livemusik.

Auch die Zahl der klassischen Programmpunkte bei dieser traditionsreichen Samstagabendveranstaltung war in den vergangenen Jahren schon größer. Dabei begann alles, wie man es schon oft erlebt hatte: Pünktlich um 20.11 Uhr zum offiziellen Startschuss marschierten der Spielmannszug samt Fanfarenchor, gefolgt von der Narrengilde der Felben, den Monden, den Mondlöschern, dem Geizig alias Andreas Rolle und weiteren Vereinsgruppen des Kübelesmarkt unter lautstarkem Beifall der rund 300 Besucher in den Saal ein. Alleine die großen Holzratschen und Trommeln sorgten für die erste ohrenbetäubende Geräuschkulisse des Abends. Küblerbüttel Wolfgang Pfeffer versprach, von der Bühne herab ans Partyvolk gerichtet, „ein Feuerwerk der Narretei und ihr seid mittendrin dabei!“.

Die jungen Ballettdamen des Vereins boten einen klassischen Gardetanz, später folgte noch ein zweiter Auftritt dieser Gruppe mit einem Showtanz. Auch die Felben in ihrem grün-roten Ganzkörperhäs samt Holzmaske legten eine kurze Tanzvorführung hin. Anschließend konnte Steffen Kauderer „unsere Freunde aus Waldstetten“ ankündigen. Das Männerballett der Waldstetter Wäschgölten aus der Nähe von Schwäbisch Gmünd war schon mehrfach beim Kübelesmarkt zu Gast und gefiel diesmal mit einer tänzerischen Hommage an den US-Fliegerfilm Top Gun.

Damit genug der Bühnenauftritte. DJ Dichton übernahm die Regie. Ob verpopptes Faschings-Liedgut oder andere Party-Klassiker, der Mann an der Soundmaschine hatte daraus eine mit viel Bass unterlegte Endlosschleife zusammengemixt und ließ seine Lautsprecherboxen mächtig pumpen. Ruck-zuck wurde aus dem Kursaal ein Tanzsaal. Die Textzeile „Das ist kein Lied zum Singen, das ist der Beat zum Swingen“ wurde zum Motto eines langen Abends.

Dass sich manche Fasnets-Traditionalisten dann lieber in den Vorraum oder andere etwas ruhigere Ecken des Kursaals zurückzogen, hat sicher auch damit zu tun, dass das Kübler-Fastnetsfest 2023, wie es diesmal bewusst bezeichnet wurde, eben doch kein richtiger Küblerball war. „Nächstes Jahr“, das versprach Steffen Kauderer, „werden wir wieder Livemusik haben“.