Der Küchenhersteller Alno aus Pfullendorf verlagert Teile seiner Produktion von Nordrhein-Westfalen nach Baden-Württemberg. Der für diesen Bereich zuständige Vorstand muss das Unternehmen verlassen.

Stuttgart - Mindestens fünf Millionen Euro will der Pfullendorfer Küchenmöbelbauer Alno in diesem Jahr durch eine gleichmäßigere Auslastung seiner Produktionsstandorte einsparen. Das kündigte der Alno-Chef Max Müller am Montag in einer Mitteilung an. Der Aufsichtsrat habe in seiner jüngsten Sitzung einem Programm zur Restrukturierung zugestimmt. Als Kernelemente werden neben dieser Flexibilisierung der deutschlandweiten Produktion auch die Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten sowie die Optimierung des Sortiments genannt. Zudem habe der Aufsichtsrat beschlossen, den Vertrag mit dem Vorstandsmitglied Manfred Scholz aufzulösen. Er verlasse Alno auf eigenen Wunsch. Grund seien „unterschiedliche Auffassungen über die weitere strategische Ausrichtung“ des Unternehmens. Scholz war seit 2013 im Vorstand für die Bereiche Produktion, Kundenservice, Qualität/Umwelt/Energie, Einkauf und Logistik zuständig.

 

Die Auslastungen der Werke sollen angeglichen werden

Im vergangenen Jahr sei es zu teils erheblichen Auslastungsschwankungen an den deutschen Produktionsstandorten gekommen. Während das Werk in Pfullendorf eine zu geringe Auslastung verzeichnete, mussten im nordrhein-westfälischen Enger Belastungsspitzen über Sonderschichten und Leiharbeiter ausgeglichen werden, erläuterte ein Unternehmenssprecher. Die Ausgaben dafür beliefen sich nach Unternehmensangaben auf rund fünf Millionen Euro. „Mindestens diese Summe soll nun durch ein professionelles und flexibles Produktionsmanagement eingespart werden“, heißt es in der Mitteilung. So werde im Frühjahr beispielsweise die Fertigung von 500 bis 1000 Küchenschränken pro Tag von Enger an den Stammsitz des Unternehmens nach Pfullendorf verlagert. Die weiteren Werke in Brilon (Nordrhein-Westfalen) und Coswig-Klieken (Sachsen-Anhalt) seien gut ausgelastet, so der Sprecher.

Administrative Bereiche wie Buchhaltung, Controlling, Personal oder IT, die bisher noch dezentral für jedes einzelne Werk bestehen, sollen künftig an jeweils einem Standort zusammengelegt werden. „Das muss nicht alles in Pfullendorf sein“, erklärte der Sprecher. Im Bezug auf die Marken- und Produktpalette solle genau geprüft werden, ob „wir noch alle Produkte brauchen“, so der Sprecher. Dies sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden, sodass großer Nachholbedarf bestehe. Auch die Streichung einzelner Produkte sei möglich. „Im Mittelpunkt aller Maßnahmen steht, dass wir unseren Auftritt zum Kunden einfacher, schneller und schlanker gestalten“, teilte Alno-Vorstandschef Müller mit. Der Vorstand wolle in den kommenden Wochen weitere einschneidende Maßnahmen ergreifen, um die Profitabilität von Alno langfristig zu sichern, kündigte Müller an, ohne dabei konkret zu werden.

Seit 1995 stehen fast ausnahmslos Verluste in der Bilanz

Der zweitgrößte deutsche Küchenhersteller kämpft seit vielen Jahren mit Problemen. Seit der Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft 1995 hat das Unternehmen nur in wenigen Jahren schwarze Zahlen geschrieben. Im Geschäftsjahr 2013 erwirtschaftete die Gruppe mit Marken wie Alno, Wellmann, Impuls und Pino einen Umsatz von 395 Millionen Euro. Unter dem Strich stand einen Verlust von knapp elf Millionen Euro. Anfang 2014 übernahmen die Pfullendorfer den Schweizer Marktführer AFP. Der Produktionsstandort in Dietlikon wurde zum Jahreswechsel stillgelegt und die Fertigung der Marke Piatti nach Pfullendorf verlegt. Dabei verloren rund 100 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Die Oberschwaben beschäftigen derzeit rund 2300 Mitarbeiter, die Mehrzahl am Stammsitz in Pfullendorf (650) und im ostwestfälischen Enger (500). Seine Jahresbilanz für 2014 legt Alno voraussichtlich Ende März vor.