Bestens kochen kann Adam (Bradley Cooper). Aber bei seinem Rezept für die Topkarriere muss er noch nachbessern. In John Wells’ Film glaubt er, den Druck am Herd künftig auch ohne Drogen und andere Laster auszuhalten.
Stuttgart - Ach, die Last, ein Kochkünstler zu sein, ist schwer! Adam Jones (Bradley Cooper), obwohl breitkreuzig, schultert seine Probleme nur mit Mühe. Seit seinen harten Lehrjahren steht er in den Küchen exquisiter Restaurants und hat sich bereits zwei Sterne erkocht. Doch das Leben als Haute-Cuisine-Magier forderte seinen Tribut. Nur mit Drogen, Alkohol und Mädchengeschichten konnte er sich zu Höchstleistungen motivieren. Der Absturz kam unausweichlich. Doch jetzt, zwei Jahre und eine Million Austern später, die er als selbstauferlegte Demutsübung in den Restaurants anderer knackte, ist Adam clean und will zurück an die Spitze.
Pfiffig zeichnet John Wells zu Beginn seines Küchendramas „Im Rausch der Sterne“ das verkorkste Leben eines Ausnahmetalents in virtuos verschlungenen Rückblenden. Um die Zusammenhänge von Adams Misere richtig kombinieren zu können, sollte man gut aufpassen. Denn weitere Details der prallen Geschichte haben zur Folge, dass sie nicht als Fast Food verschlungen werden kann. Anders als in seichten Küchenfeefantasien à la „Madame Mallory und der Duft von Curry“ geht es hier nämlich ans Eingemachte: Bradley Cooper spielt Adam mit Wucht und Hingabe als einen Mann im psychischen Dauerausnahmezustand.
Traurige Gestalten
Authentisch inszeniert Wells auch die Ellbogengesellschaft der Edelköche, die sich gegenseitig mit immer neuen Kreationen übertrumpfen wollen. Wenn die Kamera gebannt verfolgt, wie die Meister mit bloßen Wurstfingern erlesene Zutaten begrapschen oder ein kostbares Gericht wütend an die Wand klatschen, ist das nicht sehr appetitlich! Ein wenig halbgar ist aber die Moral der Geschichte: Genies sind traurige Gestalten, die bloß Nestwärme suchen.
Im Rausch der Sterne. USA 2015. Regie: John Wells. Mit Bradley Cooper, Sienna Miller, Daniel Brühl, Emma Thompson. 102 Minuten. Ab 6 Jahren.