Der Managerjob im Ludwigsburger Eigenbetrieb Tourismus und Events ist abwechslungsreich. So die positive Beschreibung. Holger Schumacher sah das offenbar anders, nach knapp drei Jahren gibt er den Posten aus gesundheitlichen Gründen auf.

Ludwigsburg - Der Managerjob im Ludwigsburger Eigenbetrieb Tourismus und Events ist abwechslungsreich. So die positive Beschreibung. Kritiker dagegen witterten von Anfang an die Gefahr, dass sich ein Geschäftsführer angesichts der vielen Baustellen und oft auch weit auseinander driftenden Erwartungen verzettele. Holger Schumacher hat nach knapp drei Jahren die Reißleine gezogen, er gibt den Posten zum Jahresende aus gesundheitlichen Gründen auf. Nun muss die Stadt möglichst bald einen Nachfolger finden. Der Gemeinderat sollte diesen Personalwechsel als Chance nutzen, die Strukturen im Eigenbetrieb „noch einmal neu und ergebnisoffen zu diskutieren“, meint der CDU-Sprecher Klaus Herrmann.

 

Hohes Defizit

Der Eigenbetrieb Tourismus und Events ist 2012 geschaffen worden. Mit diesem Konstrukt, das die Zusammenlegung vorher getrennter städtischer Abteilungen vorsah, sollten die Arbeitsabläufe effizienter, die Auslastung der Hallen – vor allem der MHP-Arena – gesteigert und die Kosten allgemein gesenkt werden; außerdem ging es um Steuerersparnis. Lange war im Gemeinderat gestritten worden, ob nicht eine GmbH die bessere Lösung sei – in diesem Fall wäre der Geschäftsführer unabhängiger gegenüber dem Rathaus und den Gremien – doch dann setzte sich Oberbürgermeister Werner Spec mit dem von ihm bevorzugten Modell Eigenbetrieb durch.

Doch von Anfang an schien Sand im Getriebe zu sein: Der als Supermanager willkommen geheißene erste Geschäftsführer Thomas Stürm warf noch innerhalb der Probezeit nach knapp fünf Monaten das Handtuch. Auf ihn folgte im Sommer 2013 Holger Schumacher. „Ich will das Gefühl Ludwigsburg entwickeln“, hatte der Hamburger bei seinem Amtsantritt gesagt und dem Gemeinderat versprochen, „mittelfristig für eine deutlich bessere Wirtschaftlichkeit“ der städtischen Veranstaltungsstätten zu sorgen.

Doch nachdem der Gemeinderat ihm eine etwa einjährige First für die Einarbeitung zugestanden hatte, wurde die Kritik an dem Eventmanager immer lauter. Mal ging es darum, dass Rechenschaftsberichte ausblieben: so wurden etwa die Bilanzen für 2013 und 2014 erst im Jahr 2015 nachgereicht. Dann wieder ging es um das anhaltend hohe Defizit vor allem für die Arena und das Forum am Schlosspark. „Es ist wie bei den Beratungen zum städtischen Haushalt“, kritisierte Reinhardt Weiss (FW) anlässlich der Präsentation der Jahresrechnung 2015, „auch hier haben wir ein strukturelles Defizit.“ Der Hallenmanager habe es nicht geschafft, mit weniger Geld auszukommen, rügte Grünen-Stadtrat Michael Vierling: „Ich sehe hier nur eine Verdoppelung des Verlusts.“

Auch von einer 2014 mit viel Geld und viel Vorschusslorbeeren gestarteten Marketingaktion, die Ludwigsburg viele neue Touristen bescheren sollte, hat man lange nichts mehr gehört. Stattdessen gab es Querelen um einen Abteilungsleiter, der entlassen wurde, weil es im Umfeld des Weihnachtsmarktes „Unregelmäßigkeiten“ gegeben habe.

„Gesundheit geht vor“

Dass Schumacher Ludwigsburg verlasse, finde sie nicht sehr überraschend, sagt die SPD-Fraktionssprecherin Margit Liepins. Die Erwartungshaltung von allen Seiten seien sehr groß gewesen und „im letzten Jahr konnte man schon eine gewisse Unsicherheit bei ihm spüren“. Zwar wisse ein Bewerber um diesen Posten sicher, dass eine hohe Belastung auf ihn zukomme, meint Elfriede Steinwand (Grüne): „Aber ein bisschen tut es mir auch leid um Herrn Schumacher.“ Gesundheit gehe vor, betont CDU-Stadtrat Klaus Herrmann. Da der Eventmanager schon seit einigen Wochen im Krankenstand gewesen sei, finde er es „sehr gut, dass sich die Stadt und Herr Schumacher jetzt so geeinigt haben“.

Die Geschäfte wird bis auf weiteres Personalamtsleiter Robert Nitzsche führen, der schon seit März unterstützend im Eigenbetriebs tätig ist. „Das ist eine große Herausforderung, aber ich habe auf beiden Seiten gute Leute“, sagt Nitzsche. „Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen, den Eigenbetrieb auf Kurs zu halten.“ Auf Dauer gehe das jedoch nicht. Bis Januar soll ein Nachfolger für Schumacher bestimmt sein.