Weil gleich sechs Kardiologen beim umstrittenen Herzzentrum Bodensee gekündigt haben, verlangen deutsche und schweizerische Behörden nun Aufklärung, wie es in den Privatkliniken weiter gehen soll.

Konstanz/Kreuzlingen - Eine Kündigungswelle schwappt über das umstrittene Herzzentrum Bodensee in Konstanz und Kreuzlingen. Sechs Kardiologen haben Ende vergangenen Jahres ihren Abgang angekündigt. Damit könnte die personelle Situation in der deutsch-schweizerischen Privatklinik bereits im Februar, spätestens aber im März schwierig werden.

 

Die Einrichtungen waren wegen massiver Vorwürfe unter Druck geratenen. Die Behörden und die Krankenkassen in Deutschland und der Schweiz reagieren nervös auf den personellen Aderlass.

Ein Sprecher der Klinik bestätigte Informationen der Stuttgarter Zeitung und von SWR Info zu den Kündigungen. Danach hatten zwei Oberärzte und vier Assistenzärzte um die Auflösung ihrer Arbeitsverträge gebeten. Mit einem weiteren Oberarzt und einem Assistenzarzt verhandele man über eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Gibt es Ende März nur noch vier Kardiologen?

Sollten für die beiden Privatkliniken keine neuen Spezialisten gewonnen werden, stünde die Kardiologie Ende März mit nur noch einem Chefarzt, zwei Oberärzten und einem Assistenzarzt da und wäre wohl kaum arbeitsfähig.

Die Klinikleitung bestreitet, dass es eine „Kündigungswelle“ gegeben habe. Die „Fluktuationsrate“ habe 2013 vielmehr „im langjährigen Vorjahresdurchschnitt“ gelegen. Um die Abgänge auszugleichen, habe man in den vergangenen Wochen „mehrere erfahrene Ärzte für verschiedene Abteilungen rekrutieren“ können. Die Herzkliniken seien auch nach dem Weggang von zunächst sechs Kardiologen noch leistungsfähig.

Die Kündigungen haben die Behörden aufgeschreckt. Das Gesundheitsdepartement im Kanton Thurgau forderte Aufklärung. Das baden-württembergische Sozialministerium sieht die AOK Baden-Württemberg gefordert, die zusammen mit weiteren Kassen einen Versorgungsauftrag mit der Konstanzer Klinik geschlossen hat.

Ministerium will „zeitnahe und umfassend“ informiert werden

„Wir erwarten, dass wir zeitnah und umfassend darüber unterrichtet werden, welche Konsequenzen die gesetzlichen Kassen als Vertragspartner des Herzzentrums Konstanz aus den Vorgängen an dieser Klinik ziehen. Insbesondere wollen wir wissen, ob die Kassen ihren Vertrag mit dem Herzzentrum weiterführen oder aufkündigen wollen“, sagte ein Sprecher. Die AOK untersucht seit Ende November die Klinik. Dabei werde geprüft, „ob die Voraussetzungen für den Vertrag noch erfüllt sind“.

Die Stuttgarter Zeitung und SWR Info hatten über eine Fülle von Missständen berichtet, die den beiden Herzkliniken vorgeworfen werden. Es geht unter anderem um die Beschäftigung von Ärzten ohne Approbation, die Verwendung nicht zugelassener Herzklappen, Leichenschmuggel über die Grenze, die mögliche Verletzung des Arztgeheimnisses.

Weiter sollen die Kliniken die Notfallversorgung unzureichend organisiert und Sozialversicherungsbeiträge dem deutschen Fiskus vorenthalten haben. Dazu ermitteln die Staatsanwaltschaften in Konstanz und im Thurgau. Die Klinikchefs dementieren alle Vorwürfe.

Hinweis: In einer früheren Version des Textes hatten wir berichtet, dass bereits acht Ärzte gekündigt haben. Wir haben die entsprechende Textstelle überarbeitet.