In einer Serie stellen wir Künstler von den Fildern vor und sprechen mit ihnen auch über Werke, die sie um keinen Preis verkaufen wollen oder solche, die seit Langem keinen Käufer gefunden haben.

Filderstadt - „Papa hat uns eine Wippe mitgebracht.“ Für Volker W. Hamann ist dies ein Moment, an den er sich sehr gut erinnert. Denn die „Wippe“ war eine Arbeit aus Holz, die der Künstler mühevoll gefertigt hatte und die nicht zuletzt durch diese Aussage des Nachwuchses eine Maxime Hamanns verdeutlicht: „Kunst gehört auch in den Alltag, aber es sollte immer Respekt vor der Arbeit vorhanden sein.“

 

Von Hamann gibt es viele Arbeiten, denen man im Alltag begegnen kann. Der gebürtige Stuttgarter, der in Sielmingen aufgewachsen ist und heute in Plattenhardt lebt, ist ein ausgebildeter Steinbildhauer und seit 1993 freischaffender Künstler. „Ich habe damals ohne Netz und doppelten Boden begonnen.“

Werke im öffentlichen Raum

Es folgten diverse Stipendien, mit denen Hamann seine künstlerischen Fähigkeiten verfeinern und ausweiten konnte. „Ich arbeite in verschiedenen Bereichen, kann Dinge vernetzen und zusammenführen“, sagt er über seine Arbeitsweise. Und dann sieht sich Volker Hamann auch noch als eine Art Forscher: „Ich probiere sehr viel, betrete Neuland.“ Das wurde und wird in den zahlreichen Ausstellungen deutlich, aber auch durch seine Werke, die im öffentlichen Raum stehen – beispielsweise am Skulpturenpfad in Waldenbuch.

Wer Hamanns Atelier (seine Werkstatt?) betritt, wird sofort auf großformatige, ungemein plastische und farbenprächtige Bilder aufmerksam. „Ich fotografiere, seitdem ich 18 bin“, sagt er. Und es sind Fotografien, die den Betrachter fesseln, das Licht, das hier so eigenartig, fast schon unnatürlich wirkt. Nachtaufnahmen, die vor allem in Asien entstanden sind und die Hamann durch eine ganz eigene – schon seit hundert Jahren bestehende – Aufnahmetechnik zum Leuchten bringt.

„Nur mit marginaler Nachbearbeitung“, wie er betont. Dabei setzt er immer auf das vorhandene Licht, das direkt von den Lampen auf seine Motive fällt oder von Hauswänden reflektiert wird, verändert es jedoch nicht, sondern zeigt es in seiner Farbigkeit.

Wasser ist das aktuelle Thema

Auffallend ist, dass immer Häuser oder Hütten zu sehen sind, Spuren wie hell erleuchtende Fenster, die auf die Anwesenheit von Menschen hindeuten – aber nur ganz selten die Menschen selbst. „Das war nicht immer ganz ungefährlich“, sagt er mit Blick auf einige „Hinterhof-Motive“.

Aktuell beschäftigt sich Hamann mit dem Thema Wasser. Lässt Wassertropfen aufblitzen, zeigt die Bewegung der Flüssigkeit. Als Mittel, um seine Sichtweise dem Betrachter näher zu bringen, hat er die Fotografie und auch die Videoinstallation ausgewählt. „Flüssige Bilder“ heißt das Projekt, für das er auch extreme Makroeinstellungen nutzt, um in die Ästhetik einer kaum beachten, kleinen Welt einzudringen.

Nicht als Kinderspielzeug gedacht

„Ich möchte die Leute dazu bringen, dass sie genauer nachschauen, um eine neue Sichtweise zu bekommen“, schildert er seine Absicht. Als Künstler sehe er die Dinge, die andere nicht sehen, und das möchte er zeigen.

Immer wieder passiert es, dass Hamann Arbeiten als „unverkäuflich“ bezeichnet. Im Falle der eingangs erwähnten „Wippe“ waren es die Kinder, die gegen einen Verkauf waren. Nur war „unbenannt 1004“ von dem Künstler eigentlich nicht als Kinderspielzeug, sondern als Kunstwerk gedacht. Ein Objekt aus hartem Eichenholz, das in seiner Form ein wenig an eine Banane erinnert „und keine perfekte Linien aufweist, aber als Gesamtwerk perfekt ist“, wie Hamann sagt. Auch hier geht es, wie in den meisten seiner Arbeiten, um das Licht und wie es auf den Betrachter wirkt – und ihn auch täuschen kann.