In einer Serie stellen wir Künstler von den Fildern vor und sprechen mit ihnen auch über Werke, die sie um keinen Preis verkaufen wollen oder solche, die seit Langem keinen Käufer gefunden haben.

Leinfelden-Echterdingen - Haylor Vogt malt, weil der Umgang mit den Farben für sie eine Leidenschaft ist. Landschaften zum Beispiel, wobei es für die Künstlerin keine Rolle spielt, welche Region in der Welt sie auf der Leinwand darstellt. „Das kann die Toskana, die Provence oder der Bodensee sein, aber auch der Wald vor der Haustür“, sagt die seit mehr als 35 Jahren freischaffend tätige Künstlerin.

 

Früher war die Malerin bei Wind und Wetter mit ihrer Staffelei draußen in der Natur. „Da kam immer der Geruch dazu, je nach Tageszeit und Wetter auch wechselnde Lichtverhältnisse“, beschreibt sie ihre Arbeitsweise, die ein längerer, sehr schöner Prozess gewesen sei. Heute orientiert sie sich an Fotos und Farbstudien, um ihr im Kopf entstandenes Bild im Atelier auf Papier und Leinwand zu bringen.

Vorliebe für Porträts

„Mein Stil hat sich dadurch geändert“, sagt Haylor Vogt, die unter anderem viele Jahre an der Kunstakademie in Esslingen unterrichtet hat und heute in ihren eigenen Räumen dem künstlerischen Nachwuchs mit Rat und Tat zur Seite steht. Der Unterricht ist ihr wichtig, „da man immer auch etwas zurückbekommt“.

Ihre zweite malerische Vorliebe gilt den Porträts. „Das Schwierigste ist dabei, die charakteristischen Eigenschaften der Person und ihren Ausdruck zu treffen“, sagt sie. Und dann sind da schließlich auch noch die Pferde, die der passionierten Reiterin immer wieder liebevolle Pinselstriche wert sind.

Experimente mit verschiedenen Materialien

Nur selten greift sie für ihre Arbeiten zum Aquarellkasten. Auch gezeichnet werde nur zu Studienzwecken, wie sie sagt. Die Ausführung ihrer Werke geschehe immer mit Öl- oder Acrylfarben. „Generell experimentiere ich jedoch gerne mit verschiedenen Materialien“, ergänzt die in Bad Cannstatt geborene Künstlerin, die im Laufe der Jahre mit zahlreichen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in der Öffentlichkeit präsent war und auch Preise gewonnen hat.

Haylor Vogt hat Malerei – auch die altmeisterliche Technik – an der Kunstakademie Esslingen sowie Bildende Kunst an der europäischen Akademie in Trier studiert, sich zudem bei Matthias Ruf dem Impressionismus gewidmet, dem auch anfänglich ihre Vorliebe galt. Auch die Anzahl abstrakter Arbeiten sei in letzter Zeit gegangen. „Heute beschäftige ich mich vor allem mit der Wechselwirkung zwischen abstrakter Darstellung und konkreten Linien“, sagt sie. Ein Beispiel dafür sei ein Pferd in abstrakter Umgebung oder die Darstellung einer Familie auf einem Sockel – ein 2010 entstandenes Werk, mit dem Haylor Vogt die Bedeutung der Familie als Säule unserer Gesellschaft verdeutlichen will.

Kein Tipp für die Interpretation

„Warten auf ...“ heißt das 1997 entstandene Werk, das im Gang zum Wohnzimmer hängt und unverkäuflich ist. „Das figürliche Gemälde ist aus einer Emotion heraus entstanden“, sagt die Malerin. Zu sehen ist darauf eine Gruppe von bunt gekleideten, gesichtslosen Menschen, die vor der Kulisse von Bäumen mal auf den Boden blicken, mal zur Seite und mal nach oben. Einen Tipp, worauf die Menschen – oder auch Haylor Vogt selbst – in diesem Moment warten, will Haylor Vogt nicht geben. „Das soll“, sagt die Künstlerin, „der Betrachter selbst entscheiden.“