Mit einem starken Schau knüpft die Gruppe „Zweiundvierzig-Drei“ an Ausstellungen Botnanger Künstler im Bürgerhaus an – des Aufwands wegen im Nachbarbezirk.

Botnang - Rätselhaft und kryptisch wirkt der Name, mit dem hier eine Künstlergruppe wie mit einer Art Gründungsdatum den Eintritt ins Universum der Künste zu markieren scheint: „Zweiundvierzig-Drei“. Tatsächlich handelt es sich um eine witzige Spielerei mit Ziffern, die aber auch eine starke Geschichte fasst und weiterschreibt: die Jahresausstellung „Botnanger Künstler“ im Bürgerhaus. Fände sie weiter dort statt, wäre es heuer die 42. in der Reihe. Des Rätsels zweiter Teil: Weil das Schicksal schmerzliche Schneisen in den Zusammenschluss der Botnanger Kreativen geschlagen hat, findet sich aktuell nur noch ein Trio für gemeinsame Präsentationen. Den Aufwand fürs Bürgerhaus haben sie diesmal gescheut und so die Nummer 42 zu dritt in den Nachbarbezirk Stuttgart-West verlegt, in der dafür eigens für ein Wochenende ausgeräumten Sprachschule Eloquentia.

 

Elisabeth Fischer-Bolz, Stephanie Wieck und Ralph Klohs haben dort einen starken Auftritt. Mit markanten individuellen Positionen und großformatigen Arbeiten, die locker auch in großen Räumen Wirkung machten. Vorneweg der Fotograf Ralph Klohs mit dem monumentalen Alpen-Panorama „eiger moench jungfrau“, das zum benachbarten Frachtschiff-Oldtimer-Bild, das schon im Bürgerhaus zu sehen war, in denkbar starken Kontrast steht. Abgesehen vom Himmel, der beide Male als makellose ausgeräumte Farbfläche ätherische Abstraktheit beansprucht. Letzteres gilt beim Schiff als Ganzes, mit einem Hauch Pop Art gekreuzt. Nun gilt der Perfektionismus des Künstlers nicht der Tilgung und Transzendierung von Materialität, sondern deren akribischen Ausarbeitung.

Hingabe ans Detail

Eine Hingabe ans Detail, die der jahrelangen Pilgerschaft zum Sujet alle Ehre macht. Acht Jahre habe er, so Klohs, „den Bergen zugeschaut, um diesen einen Moment zu erhaschen“. Das betrifft die perfekte Position, vor allem aber den idealen reinen Lichtraum an einem frühen Morgen, sodass auch die abgebildete Nordsicht der Trias noch nicht verschattet ist und so hinreichend Licht abbekommt. Wie monumentale Feinmalerei wirkt diese Fotografie, wie eine Kaltnadelradierung von Dürer etwa die legendäre Eiger-Nordwand. Lauter meisterliche Details ließen sich präparieren in dieser Arbeit, die schlicht ein Meisterwerk ist. Mal abgesehen von der erstarrten Erhabenheit, in der sich hier die aufgefaltete Geologie wie eine kalte Kathedrale der Erdgeschichte präsentiert.

Pure Glut obwaltete dagegen in der expressiven Malerei von Elisabeth Fischer-Bolz, wo die emotionalen Eruptionen wie aus einer Ursuppe der Farben geschöpft scheinen. Orange, Pink, Rot, Gelb, Schwarz, Blau oder ein schmutziges Graugrün. Mal im scharfen Kontrast, mal aus Übermalungen herausmodelliert. Eine ungeglättete Leidenschaftlichkeit des Malens, die gleichwohl auf Form zielt und jeweils in präzise kalkulierten Kompositionen spielt. Und man täusche sich nicht: Die den Gemälden eingeschriebenen skizzenhaften Figurationen sind nicht subtile Zugabe, sondern Substanz. Paarweise Begegnungen im Spannungsverhältnis von Überwältigungsgestus und Schutzhaltung. Und im Zusammenspiel scheinen hier Innen und Außen permanent wechselweise zu kippen.

Hoch spannende, abstrakte Malerei

Verblüffend der Auftritt von Stephanie Wieck, die sich hier nicht experimentell und mit Mischtechniken, sondern ganz als Malerin präsentiert: hoch spannende, abstrakte Malerei, die nur von den Titeln her als Landschaftsdarstellung festgelegt ist. Eine horizontale Querstruktur oder eine wie eine Spiegellinie fungierende Mitte verleiten zu dieser Festlegung, die sich aber schnell löst in diesen reine Atmosphäre evozierenden Gemälden, die subtile Seelenbilder sind. Aus der Tiefe unzähliger Schichtungen hochverdünnter Acrylfarben gearbeitet, voll raffinierter Details in der Textur, wobei jeweils etwas Helles durch das untergründige Dunkel zu dringen scheint. So durchfließt diese drei Gemälde eine großräumige, stratosphärische Bewegungsenergie, die die Landschaft wie eine zarte Umarmung zu umfassen scheint.