Die Heimsheimerin Sigi Gall ist Sängerin, Comedian und Autorin. Nach der Pandemie freut sich die Künstlerin, jetzt wieder auftreten zu können.

Schreiben, singen, spielen, scherzen: Sigi Gall kann das alles – und noch mehr. In ihrem Heimatort Heimsheim und der Region ist sie geradezu eine kulturelle Institution, aber auch auf den Bühnen ihrer Geburtsstadt Stuttgart hat sie ein stabiles Standbein. Wieder.

 

Corona hat die Bühnensparte zwischen Comedy, Kabarett und Varieté ganz besonders hart getroffen. Und was die Lockdowns in der Kultur angerichtet haben, ist noch immer nicht ausgestanden. „Aber wir fangen an, uns allmählich zu erholen“, sagt Sigi Gall zuversichtlich. Am Mittwoch, 17. Mai, 19.45 Uhr, geht das Programm „Starke Stunde“, ein Mitsing-Konzert zusammen mit Cherry Gehring, erstmals über die Bühne der Eventlocation des Heimsheimer Barockreitzentrums. Da sollen auch legendäre Rocksongs mit tiefen Texten wie „Lady in Black“ erklingen.

Mit der Formation Backblech im Theaterhaus

Am 18. Juni, 17 Uhr, gibt es als Premiere im eigenen Garten des Hauses in Heimsheimer Halbhöhenlage, das Sigi Gall mit ihrem Mann bewohnt, die Märchenstunde „Das kalte Herz“ mit Musik und dem Gitarristen Chessy Czesnat. Und für den 16. November ist die Künstlerin samt ihrer Formation Backblech mit dem Popdrama „Cheers in Heaven“ für das Theaterhaus auf dem Pragsattel gebucht, wo sie ab September auch ein früheres Programm wiederholt.

Bald nach der Geburt in Schwaben ging es für Gall nach Amerika. Ihr Vater wurde von IBM in die Nähe von New York versetzt. Als Lehrerin für Sport und Ethik fühlte sich auch die Mutter in der bildungsbeflissenen, jüdisch geprägten Kleinstadt Scarsdale sehr wohl. Längst zurück in Deutschland stellte Sigi Gall für ihre Abi-Feier mit „School’s out“ erstmals ein Bühnenprogramm aus Musik und Sketchen zusammen. An der Uni Stuttgart machte sie dann eine Ausbildung zur Chemielaborantin, jobbte aber in der Reise- und Eventagentur ihres Bruder. Als Reiseleiterin für eine evangelische Ferienfreizeit im toskanischen Städtchen Pistoia erarbeitete sie ein Kabarett-Programm. Die Wiederholung im Jugendhaus war wider jedes Erwarten ein überwältigender Erfolg. Gina Wieder war ihre erste Bühnenpartnerin und Freundin – und ist es bis heute geblieben. Mit ihrem Ensemble Les Douze Légères tingelte Sigi Gall fortan bis zum Jahr 2002 durch die Region, bildete sich musikalisch, tänzerisch und in den Bühnenfächern intensiv fort und arbeitete halbtags bei ihrem Bruder.

Auf Schalke vor 40 000 Zuschauern

Der Gospelchor theUnion kam hinzu, Engagements bei Romy Haag im Friedrichsbau-Varieté oder in der Mäulesmühle. Bei vielen Programmen war auch das Fernsehen dabei. Zur musikalischen Eröffnung des Stadions auf Schalke gab Sigi Gall mit ihrem Gospelchor das Vorprogramm zu Pur – vor 40 000 Zuschauern. Sie war Stipendiatin der Köln Comedy Schule, bereicherte Feste großer Firmen, schenkte aber auch Freude und Trost als Kinderkrankenhaus-Clowndoktor mit ihren Roten Nasen. Zudem gibt die Künstlerin ihr Wissen in Vorträgen oder als Dozentin weiter. Das Comedy-Trio Backblech mit Cherry Gehring und James Geier hat sie 2001 gegründet. Als vielseitige Bühnen-Comedienne schreibt sie auch die Texte und managt das Ganze bis heute. „Wir arbeiten wie verrückt“, sagt sie über sich und ihre Ensembles. Die durch die Lockdowns entstandenen Verluste seien jedoch längst noch nicht wieder aufgeholt. Daran hätten auch die Coronahilfen nichts ändern können. „Superschwer“ sei der plötzliche Zusammenbruch des ganzen Kulturlebens vor drei Jahren gewesen. Von jetzt auf gleich: alles abgesagt. „Nie wieder Bühne, wir werden das nicht überleben“, habe sie für lange Zeit befürchten müssen.

In düsteren Zeiten vom geliebten Yoga gerettet

Zwar versuchte sie sich mit Onlineprogrammen zu behelfen, doch der Schock sitzt bis heute tief: „Das waren dunkle Momente“, erinnert sie sich. Ihr geliebtes Yoga, auf Sri Lanka erlernt, habe sie damals gerettet. „Zwei in dieser düsteren Zeit geschriebene Songs würde ich gerne noch veröffentlichen“, sagt die Heimsheimerin. Dennoch hat sich Sigi Gall auch als Komponistin, Songschreiberin und Autorin fest vorgenommen, den schlechten Erfahrungen Lebensmut und Zuversicht entgegenzusetzen. Vielleicht auch, weil sie gesund lebt und viel Sport treibt – das reicht vom Joggen und Skifahren über Segeln bis zum Schwimmen und Tanzen –, hat sie die schweren Zeiten gesundheitlich bestens überstanden. Eine Pflegedienstleiterin hat vom Ersparten bei ihr einen Song gekauft, einen optimistischen, als eine Art privates Mäzenatentum. Mit ihrem hell timbrierten Alt stimmt Sigi Gall ihn am eigenen Flügel an.

Und nicht nur als Krankenhausclown bleibt der Satz von Charlie Chaplin ihr täglicher Leitspruch: „Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.“

Mehr über Sigi Gall und ihre Programme gibt es unter www.sigigall.de. Über die Internetadresse ist auch die Kartenbestellung möglich.