Für die Reihe „Ein Zimmer für mich allein“ begleitete die Fotografin über einen längeren Zeitraum gleichgeschlechtliche Paare. Die Aufnahmen zeigen Alltagsszenen, jemand hängt Wäsche auf, eine Frau stillt ein Baby. Als Belorusets die Aufnahmen vor zwei Jahren in Kiew ausstellte, wurde die Galerie von Rechtsradikalen attackiert, Bilder wurden zerkratzt und von der Wand gerissen. Eine andere Ausstellung in Räumen der Universität wurde vom Rektor geschlossen – wegen Pornografieverdachts. Der Mann ist heute der Bildungsminister im Übergangskabinett.

 

Der Bürgerprotest, die Flucht des Autokraten Janukowitsch haben in der Ukraine noch nichts grundsätzlich geändert. „Die Situation für Künstler ist schwierig und ohne Zukunft“, sagt die 33-Jährige. Seit Februar 2013 lebt sie immer wieder monatsweise in Berlin. „Die deutsche Kultur spielt eine große Rolle für mich. Sie hat mir das Gefühl der Freiheit gebracht.“

„Ich habe alle Gerichtsverfahren gewonnen“

Aufgewachsen ist sie in einer Intellektuellenfamilie. Ihr Vater Mark Belorusets ist ein bekannter literarischer Übersetzer, der unter anderem Paul Celan ins Ukrainische und Russische übertragen hat. In der heimischen Wohnküche trafen sich zu Sowjetzeiten die Dissidenten zu starkem Tee und leidenschaftlichen Diskussionen. Solche Informationen muss man Belorusets allerdings aus der Nase ziehen.

Als man sie darauf anspricht, dass das Internet kaum biografische Details über sie preisgibt, muss sie grinsen. Das sei gewollt. Seit sie 26 war, so erzählt sie dann doch, habe sie in verschiedenen sozialen Projekten in Kiew mitgearbeitet und sich unter anderem gegen staatliche Bauprojekte engagiert. „Ich habe gelernt, wie man sich durchsetzt. Ich habe alle Gerichtsverfahren gewonnen.“ Sagt’s, legt den Kopf schief und zieht amüsiert die Brauen hoch.

Ausstellung geschlossen wegen Pornografieverdachts

Für die Reihe „Ein Zimmer für mich allein“ begleitete die Fotografin über einen längeren Zeitraum gleichgeschlechtliche Paare. Die Aufnahmen zeigen Alltagsszenen, jemand hängt Wäsche auf, eine Frau stillt ein Baby. Als Belorusets die Aufnahmen vor zwei Jahren in Kiew ausstellte, wurde die Galerie von Rechtsradikalen attackiert, Bilder wurden zerkratzt und von der Wand gerissen. Eine andere Ausstellung in Räumen der Universität wurde vom Rektor geschlossen – wegen Pornografieverdachts. Der Mann ist heute der Bildungsminister im Übergangskabinett.

Der Bürgerprotest, die Flucht des Autokraten Janukowitsch haben in der Ukraine noch nichts grundsätzlich geändert. „Die Situation für Künstler ist schwierig und ohne Zukunft“, sagt die 33-Jährige. Seit Februar 2013 lebt sie immer wieder monatsweise in Berlin. „Die deutsche Kultur spielt eine große Rolle für mich. Sie hat mir das Gefühl der Freiheit gebracht.“

„Ich habe alle Gerichtsverfahren gewonnen“

Aufgewachsen ist sie in einer Intellektuellenfamilie. Ihr Vater Mark Belorusets ist ein bekannter literarischer Übersetzer, der unter anderem Paul Celan ins Ukrainische und Russische übertragen hat. In der heimischen Wohnküche trafen sich zu Sowjetzeiten die Dissidenten zu starkem Tee und leidenschaftlichen Diskussionen. Solche Informationen muss man Belorusets allerdings aus der Nase ziehen.

Als man sie darauf anspricht, dass das Internet kaum biografische Details über sie preisgibt, muss sie grinsen. Das sei gewollt. Seit sie 26 war, so erzählt sie dann doch, habe sie in verschiedenen sozialen Projekten in Kiew mitgearbeitet und sich unter anderem gegen staatliche Bauprojekte engagiert. „Ich habe gelernt, wie man sich durchsetzt. Ich habe alle Gerichtsverfahren gewonnen.“ Sagt’s, legt den Kopf schief und zieht amüsiert die Brauen hoch.

Am Abend in der voll besetzten Werkstatt des Tübinger Landestheaters erleben die Besucher eine begnadete Rednerin. Nicht ohne Humor legt sie ihre Analyse der Zustände auf dem Maidan vor, laut und klar. „Zuerst war es nur eine Bewegung für Europa. Zuerst war es ein Spektakel, das den Mächtigen zeigen sollte: Ihr müsst mit uns rechnen. Dann wurde es eine Bewegung gegen Entwürdigung und Beraubung.“ Als die jungen Demonstranten im November brutal zusammengeschlagen wurden, seien die Älteren nachgerückt. „Meine Freunde, die keine Mücke töten können, haben Molotowcoktails gemacht.“ Das politische System habe sich selber zu Fall gebracht. „Der Maidan wurde das Instrument zum Selbstmord eines korrupten Staates.“ Im Scheinwerferlicht glitzern Belorusets’ Augen.

Zur Person

Preis: Yevgenia Belorusets (33) lebt in Kiew und Berlin. Sie arbeitet mit Fotografie und Video, immer an der Schnittstelle zu sozialen Bewegungen. Für ihre Arbeit „Gogolstraße 32“ erhielt sie den Fotografiepreis des „Guardian“.

Projekt: Im Frühjahr plant das Literaturhaus Stuttgart einen Abend mit ihr. Die Veranstaltung am LTT Tübingen wurde in Kooperation mit dem EU-Projekt Trans Star Europa veranstaltet. Momentan arbeitet Belorusets an einer Langzeitstudie über die daheimgebliebenen Familien ukrainischer Arbeitsmigranten.