„Die Vielfalt der Kunstszene des Landes“, so Ursula Thiele-Zoll, Vorsitzende des Landesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Baden-Württemberg (BBK) war bei der sechsten Kunstmesse zu sehen.

Stuttgart - Es ist, als ob der Mann nicht genug kriegen könnte von dem, was unter und um ihn herum passiert. In mehrfacher Ausführung tummelt sich die aus Seife geschnitzte Figur auf der gläsernen Tischplatte, zwischen skulpturalen Schweinchen, leer gedrückten Tablettenpackungen, einem aufgeschlitzten Fußball, einer Beobachtungskamera oder Folien mit allerlei Pflanzlichem. Darunter grünt und blüht es im Überfluss: Topfblüten geben sich ein Stelldichein mit giftgrünen Kunstrasenpflanzungen.

 

Staudts Arbeit empfängt die Besucher

„Ich war im Zoo Gottes“ nennt der Künstler Claus Staudt seine Installation, die schwarz-humorig von den Widersprüchlichkeiten des Lebens erzählt: Was ist künstlich, was Natur? Trotz aller gläsernen Transparenz scheint die Komplexität der Welt nicht erfassbar. Und was nutzen Kameras, wenn sie die Freiheiten des Bürgers einschränken? Staudts Arbeit empfängt die Besucher der sechsten Künstlermesse Baden-Württemberg, die – einst im Kunstgebäude am Schlossplatz, Heimstatt des Württembergischen Kunstvereins WKV – am Wochenende zum zweiten Mal im Haus der Wirtschaft stattfindet.

Gleich hinter dem Eingang scheint die Installation vorweg zu nehmen, was großzügig in zwei Sälen, auf der Galerie und den angedockten Türmchen zu entdecken ist: „Die Vielfalt der Kunstszene des Landes“, sagt Ursula Thiele-Zoll, Vorsitzende des Landesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Baden-Württemberg (BBK). An 59 Ständen sind Skulpturen, Malerei, Fotografie, Objekte und Grafiken unterschiedlicher Genres und Techniken zu entdecken. Das Spektrum reicht von altmeisterlichen Stillleben über reduzierte Landschaften, lyrische wie surreale Figuration bis hin zu expressiver Abstraktion.

Schirmherr ist der Ministerpräsident

Ursula Thiele-Zoll, die mit dem Pinsel in reduzierten Wellenformen die „Dynamik des Augenblicks“ eingefangen hat, und ihr Mann Dietmar initiierten vor zehn Jahren die alle zwei Jahre stattfindende Künstlermesse, für die nun Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Schirmherrschaft übernommen hat. „Die Messe ist längst eine wichtige Plattform der Präsentation. Die Kunstschaffenden verkaufen nicht nur. Sie können neue Kontakte mit Galeristen oder Ausstellungsmachern schließen, die lange nach der Messe nachwirken, etwa mit Folgeaufträgen“, sagt Thiele-Zoll. Zwar sei nach dem Wechsel aus dem Kunstverein, wo das Parlament interimsmäßig tagt, die Besucherzahl erst etwas gesunken. „Neue Räume müssen sich etablieren. In diesem Jahr sieht es gut aus“, so Thiele-Zoll.