Der kürzeste internationale Linienflug der Welt führt vom Airport St.Gallen/Altenrhein nach Friedrichshafen. Acht Minuten dauert der Flug. Kritiker der Verbindung sprechen von einer ökologischen Katastrophe.

St. Gallen/Friedrichshafen - Getränke werden nicht ausgeschenkt, selbst die Erfrischungstücher bleiben in den Schubladen. Es gibt lediglich ein freundliches Begrüßungslächeln vom Bordpersonal. Zu knapp bemessen ist die Zeit beim kürzesten internationalen Linienflug der Welt: In acht Minuten verbindet die österreichische Fluggesellschaft People’s Viennaline das schweizerische St. Gallen-Altenrhein mit dem deutschen Friedrichshafen. Einmal über den Bodensee führt die Ultrakurzstrecke, seit Mittwochfrüh wird täglich zweimal geflogen, 20 Kilometer für 40 Euro. Friedrichshafen sei als Zwischenstopp gedacht, der aber auch einzeln gebucht werden kann, ein Nebenprodukt sozusagen, erklärt Daniel Steffen, Geschäftsführer der People’s Air Group.

 

Das eigentliche Ziel heiße Köln-Bonn, eine ideale Verbindung für Geschäftsreisende. Bis zu 40 000 Passagiere erwartet Steffen im Jahr. Grundlage für seine Berechnungen sind unter anderem die Zahlen der 2015 pleitegegangenen Fluglinie Intersky, die von Friedrichshafen nach Köln geflogen war. Der Geschäftsführer hat sich Großes vorgenommen: Er will die Märkte rund um den Bodensee verbinden – Süddeutschland, Vorarlberg, Liechtenstein, die Ostschweiz, eine lukrative Reisegegend.

Ein Superlativ am See

Für die kleine Fluggesellschaft ist die Strecke ein gelungener PR-Coup, das Medieninteresse ist riesig, selbst der US-Sender CNN berichtet auf seiner Homepage über den Superlativ am See. Kaum angeschnallt ist man schon da, schnell geht es rauf und schnell wieder runter – dazwischen können die Passagiere den Blick auf den See von oben genießen. People’s Viennaline stellt einen Rekord in den Lüften auf und verweist die Zehn-Minuten-Verbindung zwischen den Karibikinseln Anguilla und St. Maarten auf Platz zwei bei den internationalen kommerzielen Linienflügen.

Für das Klima sei die Verbindung eine ziemliche Katastrophe, ökologisch unverantwortbar, kritisiert der Schutzverband Aktion gegen Fluglärm Altenrhein. Sein Präsident Heinz Grob ist sauer: „Das bringt mehr Lärm und eine unnötige Kohlendioxidbelastung.“ Der Treibstoffverbrauch bei Kurzstrecken sei bekannterweise extrem hoch. Für die paar Kilometer müsse wirklich keiner fliegen, und mit der Bahn sei der Airport Zürich bestens zu erreichen.

Schon als junger Kantonalrat hat Grob gegen den Betrieb auf dem privaten Flugfeld Altenrhein gekämpft. „Wir hatten 1988 mit einer Menschenkette die Piste besetzt“, erinnert er sich und ist stolz darauf, dass über all die Jahre nur eine einzige feste Flugverbindung konzessioniert wurde: zwischen Altenrhein und Wien. Die Kröte habe man geschluckt, sagt Grob, ein weiterer Ausbau des kommerziellen Linienflugverkehrs sei aber nicht akzeptabel. Grob fordert ein umfangreiches Bewilligungsverfahren, bei dem die Kommunen, die Umweltverbände und der Kanton gehört werden. Gedanken macht sich Grob auch über die Rentabilität der schweizerisch-deutschen Linie. „Vor einigen Jahren gab es mal eine Verbindung von Altenrhein nach Mönchengladbach.“ Die sei erst groß angekündigt worden und dann nach ein paar Wochen schnell wieder verschwunden, eine schnelle Luftnummer.

Beim Jungfernflug dauerte die Reise nur vier Minuten

Für People’s-Geschäftsführer Steffen ist die neue Strecke schon jetzt ein Erfolg. „Ich bin absolut zufrieden, alles hat bestens geklappt“, sagt er. „Wir haben außerdem nur vier Minuten über den See gebraucht.“ Steffen hat es sich nicht nehmen lassen, beim Erstflug mit in der Kabine zu sitzen. Der Wind sei günstig gewesen, der Jet bestens gefüllt, sagt Steffen. Das Frühstück habe das Bordpersonal auf der Strecke Friedrichshafen–Köln serviert.

Die Strategie seiner Fluggesellschaft sei langfristig eine Erweiterung des Netzes, aber alles Schritt für Schritt, betont Steffen. Jetzt folge eine Phase der Konsolidierung. Durchaus denkbar sei, eines Tages von Friedrichshafen aus die Städte Hamburg oder Berlin zu bedienen.