Die Kugelgasbehälter der Netze BW im Synergiepark überbrücken Versorgungslücken.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Man sieht es ihnen zwar nicht an, aber die beiden Kugeln an der Industriestraße Ecke Wallgraben leisten wichtige Dienste. Die Speicher tragen seit ihrer Errichtung 1965 zur Sicherung der Erdgasversorgung im Großraum Stuttgart bei. Das heißt, wenn das Erdgas aus den Rohren des Fernleitungsnetzbetreibers Terranets BW, das die Haushalte in ganz Baden-Württemberg versorgt, knapp wird, kann zusätzlich Gas aus den Kugelbehältern eingespeist werden. Solche „angespannten Versorgungslagen“ können etwa in lang anhaltenden Kälteperioden auftreten. Das schreibt die Netze BW, eine Tochter der EnBW und Betreiber der Kugelgasbehälter, in einer Stellungnahme an den Bezirksbeirat.

 

Vorausgegangen war ein Antrag der CDU-Fraktion im Juli, die Behälter abzureißen. In einer ersten Stellungnahme hieß es nämlich seitens der EnBW, die Kugelgasbehälter würden nicht länger benötigt. „Die Auskunft im Juli beruhte schlicht und einfach auf einem Fehler bei der internen Abstimmung“, sagt dazu Netze BW-Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth.

Eine gesicherte Versorgung

Ohne die Speicheranlagen sei die „gesicherte Versorgung aller Verbraucher im Großraum Stuttgart nicht mehr aufrechtzuerhalten“, heißt es nun in dem Schreiben der Netze BW. „Ein Abbau der Anlage würde unweigerlich zu einer Einschränkung dieser Versorgungssicherheit führen. Daher ist eine Stilllegung der Kugelgasbehälteranlage in Stuttgart-Vaihingen von Seiten der Netze BW derzeit nicht beabsichtigt“, heißt es weiter. Zuletzt haben die beiden Kugeln im Synergiepark im Januar 2016 die Gasversorgung aufrechterhalten. „Zwischen Netze BW und Terranets BW ist eine ‚maximale Bezugsleistung’ vereinbart. Jeder Ferngasnetzbetreiber, so auch Terranets, vereinbart diese Leistung mit den direkt nachgelagerten Netzbetreibern. Wenn wir einen Anstieg des Bezugs beobachten und erwarten, dass die maximale Bezugsleistung überschritten wird, müssen wir alle Speicher und Netzpufferanlagen einsetzen“, sagt Groscurth. Das sei auch Ende Januar 2016 der Fall gewesen: „Seinerzeit haben wir unter anderem die Gaskugeln in Vaihingen eingesetzt, die in diesem Fall eine Leistung von 169 Megawatt beigetragen haben“, erklärt Groscurth. Geht man von einem durchschnittlichen Leistungsbedarf von zehn Kilowatt je Einfamilienhaus aus, könne man also mit diesem Wert mindestens 16 900 Einfamilienhäuser versorgen.

Technisch auf dem aktuellen Stand

Diese maximale Bezugsleistung allerdings trete nur wenige Stunden im Jahr auf, sagt Groscurth. „Wir sind zu solch einem Puffer verpflichtet.“ Darüber hinaus seien die beiden Kugeln in den letzen Jahren dennoch fast täglich im Einsatz gewesen. „Sie dienen dann dazu, den Bezug aus dem vorgelagerten Netz möglichst gleichmäßig zu halten, also Spitzen zu vermeiden. Das reduziert die Kosten im Gesamtsystem und ist deshalb im Interesse aller“, so der Netze BW-Sprecher.

Sicherheitstechnisch sind die beiden Behälter auf dem aktuellen Stand, betont die Netze BW. „Betrieb, Wartung und Instandhaltung der Anlage erfolgen entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen und unterliegen der behördlichen Überwachung durch das Regierungspräsidium Stuttgart.“ Die Einhaltung des Sicherheitsstandards werde zudem regelmäßig von unabhängigen zugelassenen Überwachungsstellen überprüft. Dennoch haben die Gasspeicher Konsequenzen für die Nachbarschaft. Unter anderem müssen die Anrainer aus Sicherheitsgründen in Betracht ziehen, dass die Behälter explodieren könnten. Die Gebäude müssen auf der den Kugeln zugewandten Seite deshalb stabiler gebaut sein als üblich.