Film ab für historische Filme – im Rahmen des Stadtjubiläums hat Wolfgang Kiunke in den Archiven geforscht und einiges gefunden. Dafür bekam er auch das Okay der amerikanischen Botschaft.

Fellbach - Wenn der Fellbacher Herbert Kuhnle in seiner Heimatstadt zum Filmabend eingeladen hat, war der Saal immer bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit dem Tod des passionierten Hobbyfotografen und exzellenten Filmemachers im Jahr 2013 ist sozusagen der Film „gerissen“. Nun könnte die Tradition wieder aufleben – ein Anfang wird jetzt im Uhlandsaal der Schwabenlandhalle gemacht. Das Interesse an historischen Filmen aus Fellbach scheint in der Bevölkerung groß, die Karten für die Veranstaltung waren im Nu vergriffen.

 

Programmpunkt zum 900-jährigen Stadtjubiläum

Jubiläen und damit verbundenen Feierlichkeiten sind auch dazu da, in Archiven zu forschen, Historisches auszugraben und das Gefundene entsprechend zu präsentieren. Wolfgang Kiunke vom Filmclub Waiblingen hat sich die Mühe gemacht, viele interessante Fundstücke auf Zelluloid ausgegraben und sie zum Filmabend im Rahmen des 900-jährigen Stadtjubiläums von Fellbach zusammengestellt.

Dabei hat Kiunke die Zeit im wahrsten Sinne zurückgespult. Peter Schwarzkopf, Stadtrat und Chef bei Fellbacher Schnittrosen, hat dabei sozusagen auf den Auslöser gedrückt und den Kontakt zwischen Ursula Teutrine, Leiterin des Fellbacher Stadtmuseums, und Wolfgang Kiunke, passionierter Hobbyfilmer aus Korb und Mitglied des Filmclubs Waiblingen, hergestellt.

In der Nachbarstadt hat man jahrzehntelange Erfahrungen mit öffentlichen Filmabenden, die das Orts- und Stadtgeschehen in den Mittelpunkt rücken. 1963 wurde der Filmclub in der Stauferstadt gegründet. Seitdem sind seine Mitglieder unermüdliche Chronisten der Stadtgeschichte, immer in der ersten Reihe mit der Filmkamera dabei. In dieser Funktion kannte man auch Herbert Kuhnle, der nicht nur das Geschehen rund um den Fellbacher Herbst gefilmt hat, sondern beispielsweise auch die Tour Ginkgo begleitet oder die Anfänge auf dem Besinnungsweg in Oeffingen verfolgt hat.

Herbert Kuhnle hat aber auch von seinen zahlreichen Reisen, als Feuerwehrmann war er weltweit unterwegs, bewegende und informative Filme mitgebracht. In seinem perfekt ausgestatteten, privaten Fotostudio hat er sie geschnitten und vertont, so ist ein immenses Archiv von Zeitdokumenten entstanden. Seine Ehefrau Elfriede hat es unlängst dem Stadtarchiv übergeben, dort ist man aktuell dabei, diesen wertvollen Fundus zu digitalisieren.

Willy Reichert als Sprecher

Wolfgang Kiunke greift beim Filmabend auf zwei Filme aus Herbert Kuhnles „Schatzkiste“ zurück und zeigt den Streifen „Neues Leben in der Alten Kelter“ aus dem Jahr 2007 und den 1984 entstandenen Film „Ein Stück Stadtgeschichte“ zu „50 Jahre Stadterhebung von Fellbach.“ Acht beziehungsweise 26 Minuten sind die beiden Filme von Herbert Kuhnle lang und dominieren den zweiten Teil des Filmabends, der insgesamt rund eineinhalb Stunden dauern wird. Im ersten Teil geht Wolfgang Kiunke zurück in die 1950er-Jahre und hat hier echte Raritäten ausgegraben. Wie es beispielsweise in Fellbacher Familien damals aussah und zuging, damit beginnt der Filmabend. Sprecher ist Willy Reichert. Es folgt der Werbefilm zum Presto-Kochtopf, der nach dem Krieg in vielen Fellbacher Familien zum Einsatz kam, in Fellbach erfunden und hergestellt worden ist.

Ein Streifen über einen Betriebsausflug

Danach ist noch einmal die Stimme von Willy Reichert in „Eine Kleinstadt hilft sich selbst“, 1949 von der Deutschen Filmgesellschaft im Auftrag der amerikanischen Besatzer gedreht, zu hören. Bis heute liegen die Rechte für diesen Film bei den Amerikanern, weshalb „jedes Mal bei der amerikanischen Botschaft in Berlin die Erlaubnis eingeholt werden muss, wenn man den Film zeigen will“. Wolfgang Kiunke hat das getan und legt das 14 Minuten lange Werk als letztes vor der Pause in die Spule.

Im zweiten Teil erinnert er außer an die von Herbert Kuhnle aufgenommene Fellbacher Stadtgeschichte an eine mittlerweile ausgestorbene Gepflogenheit, den Betriebsausflug. Kiunke hat einen Streifen gefunden, der einen solchen aus dem Jahr 1941 zum Thema hat. Der Ausflug bestand in einer Wanderung von Waiblingen nach Buoch.

An die Tradition der Waiblinger Filmabende, die übrigens im halbjährigen Rhythmus im immer bis auf den letzten Platz besetzten Bürgerzentrum stattfinden, knüpft Wolfgang Kiunke am Ende der Vorführung mit dem „Minutenfilm“ an – eine heitere Anekdote, maximal 60 Sekunden lang.

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Vielleicht ist es der Anfang und die Tradition der Filmabende in Fellbach wird wieder aufgenommen. Kiunke hat signalisiert, dass er zur Verfügung stünde. „Das Archiv von Herbert Kuhnle ist enorm“, an Material würde es ihm nicht fehlen. Auch Ursula Teutrine, überwältigt von der großen Nachfrage auf die Karten, scheint nicht abgeneigt.

Die Stummfilmaufnahmen bei „Vorhang auf! – Historische Fellbacher Filme“ an diesem Dienstag, 5. Oktober, um 19 Uhr, werden von der Fellbacher Pianistin Poldy Tagle am „Kinopiano“ begleitet. Es gibt keine Karten mehr. Ursula Teutrine plant im November eine Wiederholung des historischen Filmabends, der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.