Leben: Susanne Hamann (sur)

20 Minuten südlich von Dublin liegt der zauberhafte Ort Killiney. „Die Gegend wird oft mit der Bucht von Neapel verglichen“, sagt Fremdenführerin Tanya Jordan (46). An der schroffen Steilküste mit großartigem Blick auf die Irische See haben sich viele Promis angesiedelt: Schriftstellerlegende James Joyce lebte einst hier und ließ seinen Roman „Ulysses“ in der Gegend spielen. Zum Dank hat er ein Museum bekommen. Sängerin Enya logiert in einem viktorianischen Schloss. Zu ihren Nachbarn gehören der Sänger Van Morrison, Oscar-Preisträger und Regisseur Neil Jordan sowie Bono und The Edge von der Band U2. Sein Bier trinkt der U2-Frontman übrigens am liebsten in der Kneipe namens Finnegan’s im Nachbarort Dalkey, wo man auch ganz ausgezeichnet isst – gutbürgerlich-irisch. Denn nicht erst seit der Krise gibt es in und um Dublin tolle Gastrokonzepte. Peter Caviston zum Beispiel hat mit einem kleinen Fischgeschäft in Glasthule angefangen. Heute besitzt er ein Feinkost-Imperium mit Restaurant, vergleichbar mit Käfer in München. „Ich habe mein Geschäft aufgebaut, indem ich den Leuten zugehört habe“, sagt er. Und sie wollten gutes Essen, saisonal, nachhaltig. Essen, das schmeckt. Peter Caviston hat die besten Lebensmittel zusammengetragen, die er finden konnte. Der 65-Jährige (im Herzen sei er 25, sagt er) ist ein unterhaltsamer Entertainer und ständig in Aktion. Der Chef wischt in seinem Laden sogar persönlich den Boden, wenn’s sein muss.

 

Geräuchter Lachs mit Guinness

Wer frischen Fisch liebt, sollte unbedingt auf der Halbinsel Howth nördlich von Dublin vorbeischauen. Der Hafen dort hat einen rauen, wenig touristischen Charme. Große Trawler, mittelgroße Kutter und kleine Fischerboote landen hier an. An der Pier reiht sich ein Fischgeschäft an das nächste. „Vor allem donnerstags ist hier viel los, wenn die Dubliner zum Einkaufen herkommen. Wir sind sehr katholisch, da wird traditionell am Freitag Fisch gegessen“, sagt Aidan McManus. Er besitzt ein kleines Restaurant namens King Sitric am Ende der Mole. Spezialität des Hauses – na klar: Fisch. Den geräucherten Lachs bekommt er von Martin McLoughlin. Der räuchert wie vor 300 Jahren. Erst salzen, dann ziehen lassen. Abspülen, abtrocknen, und für zwölf Stunden ab in den Eichenrauch. Was Köstlicheres gibt es nicht.

Oder? Rory Morahan fällt da was ein. Der Küchenchef hat in berühmten Häusern wie dem Baur au Lac in Zürich gearbeitet. Inzwischen ist er zurück in Irland und hat sich der neuen keltischen Küche verschrieben. „Wir haben hier auf der Insel so viele tolle Dinge, die muss man nur entdecken“, sagt er. Seine Mission verbreitet er auf Events, aber auch bei Auftritten im Fernsehen. Unter dem Namen „Druid Chef“ mixt er ureigene irische Dinge wie dunkles Guinness-Bier und Lachs zu einem völlig neuen Geschmackserlebnis. Das muss man einfach über den grünen Klee loben.