Klar ist allerdings, dass es am bestehenden Standort in der Weststadt wohl nicht weitergehen wird. Denn Max Maier will auf dem Areal das Konzept weiterführen, das er mit seinem Werkzentrum und dem Urban Harbor schon erfolgreich begonnen hat: digitale und Mobilitäts- Start-Up-Unternehmen ansiedeln. „Ich will keine weitere Energie darauf verschwenden, ihn vom Gegenteil zu überzeugen“, sagt OB Knecht dazu. Daher kommt für ihn ein städtisches Kaufangebot für das Areal an Maier nicht in Frage.
Ein halbes Jahr Verlängerung ist in Sicht
Doch das Aus für den alten Standort kommt mit einer ziemlich konkreten Perspektive für einen neuen daher. Der Geschäftsführer Johannes Rossbacher hat bereits mit der Liegenschaftsverwaltung des Rathauses einen Suchlauf veranstaltet, auch Knecht selbst hat sich eingeschaltet und verhandelt mit Eigentümern. „Wir suchen ein Gebäude in Bahnhofsnähe“, bestätigt er. Ein möglichst kurzer Weg zu öffentlichen Verkehrsmitteln sei wichtig, und keine Anwohner in der Nachbarschaft, die gestört werden können.
Dies wird flankiert von einem Angebot von Max Maier, das über dessen Anwälte den Vertretern der Rofa inzwischen zugestellt wurde: Wenn ein neuer Standort in Aussicht ist, wird der Mietvertrag bis 30. Juni verlängert, um den Umzug zu ermöglichen. „Es ist wichtig für uns, dass es keine lange Pause gibt“, sagt Rossbacher, „sonst sind Besucher und DJs weg.“
Nestlé-Gelände oder Getrag-Areal?
Auch dürfe die neue Rofa nicht zu weit weg von der alten entstehen. Zwei Areale sollen, so hört man es allenthalben, bereits in der engeren Wahl stehen. Einmal das Nestlé-Gelände der ehemaligen Caro-Landkaffee-Rösterei am Bahnhof. „Das wäre superpremium“, sagt der Rofa-Macher Rossbacher. Allerdings gehört das Gelände noch dem Nestlé-Konzern. Ob bis Mitte 2020 daher eine Lösung möglich ist, ist fraglich.
Auch das Getrag-Gelände an der Keplerstraße soll im Gespräch sein, das Areal des ehemaligen Zahnrad-Produzenten liegt nahe zum Bahnhof und nicht weit weg vom bisherigen Rofa-Standort.
Eine weitere wichtige Botschaft hat Johannes Rossbacher noch im Gepäck: Es gibt einen Investor, der den Umzug und einen möglichen Umbau an einem neuen Standort finanzieren will. Der Name bleibt geheim. Es soll sich um einen Stammgast der Discothek handeln, dem die Erhaltung der seit 1983 bestehenden Einrichtung am Herzen liegt. Das ist wichtig, weil ein Wechsel der Location aufwendig und nicht ohne Risiko ist.
Die Besucherzahlen stabilisieren sich
Diese Perspektiven dürften auch bei den Fans der Initiative „Rettet die Rockfabrik“ um Götz Arnscheid positiv aufgenommen werden, die eine Petition mit 32 000 Unterzeichnern und eine große Demonstration mit mehr als 2000 Teilnehmern organisiert haben. Die Welle der Solidarität nach den ersten Berichten über das drohende Aus für den Kultschuppen hat dem Betrieb gut getan. Die Besucherzahlen haben sich stabilisiert, wie Johannes Rossbacher bestätigt: „Trotz der vielen Festivals im Sommer und des Cannstatter Wasens hatten wir meistens volles Haus.“ Am Tag der Demonstration hat die Rockfabrik abends sogar einen Andrang erlebt wie selten in der 36-jährigen Geschichte. Viele prominente Musiker wie Doro Pesch oder die Rockbands Lordi und Saxon haben ihre Verbundenheit zur Rofa ausgedrückt.
Alle Parteien wollen die Rofa erhalten
Auch von politischer Seite erfährt die Rockfabrik über Parteigrenzen hinweg viel Unterstützung, was in der Vergangenheit nicht immer so war. „Die Rofa ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt etwa der Ludwigsburger CDU-Vorsitzende Maik-Stefan Braumann am Donnerstag im Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung, und der Freie-Wähler-Vorsitzende Jochen Zeltwanger spricht von einer „wichtigen Einrichtung“. Grüne und SPD stehen ohnehin der Disco nahe.
Die Grünen hatten sogar die Stadtverwaltung in einem Antrag aufgefordert, mit Max Maier über einen Kauf des Rofa-Geländes zu verhandeln. Diesen hat die Fraktionsvize der Ökopartei, Christine Knoß, nun allerdings zurückgezogen. „Uns ging es nur darum, mit Max Maier über eine Lösung zu verhandeln“, sagte sie, „aber das ist ja bereits geschehen.“ Es hätte ohnehin keine Mehrheit für einen Kauf des Grundstücks gegeben, der mehrere Millionen Euro teuer geworden wäre. Nicht nur der OB Matthias Knecht, auch die anderen Fraktionen lehnten das angesichts nötiger Investitionen in Schulen und Kindergärten in der Barockstadt ab.
Was muss investiert werden?
Noch sind Fragen offen. Neben dem endgültigen Standort auch die, welche Umbauten dort notwendig sind. Johannes Rossbacher klingt jedenfalls zuversichtlich und will sich weiter engagieren.