Mit „Boa meets friends“ hat Stuttgarts Kultdisco die Partysaison eröffnet. Es kamen alle – von stilvoll bis zu stillos.

Stuttgart - Der Zick-Zack und der Sexy, die alten Ganoven, die kennt die ganze Stadt“. Bernd Heidelbauer thront am Eingang zur Alten Reithalle auf einem Barhocker und begrüßt die Nachtschwärmer von einst. Sie haben sich am Samstagabend hier wiedergefunden, um den 36. Geburtstag der Disco Boa zu feiern und in alten Zeiten zu schwelgen. Nebenbei haben Sie das Vorurteil widerlegt, dass vor der Theo-Heuss in Stuttgart tote Hose war. Von wegen: da gab’s die Mausefalle, das Maddox und allerhand skurrile Typen und durchsetzungsfähige Frauen wie etwa Colette Gerber: „Colette, wie Kotelett oder Schnitzel.“ Sie war die Grande Dame im Tanzpalast, später hat sie das Monument gebaut. Als die Nobeldisco eröffnete, war Colette schon von Bord: „Ich hatte eine andere Philosophie als der Inhaber. Ich war eine Künstlerin.“

 

Die Boa stand in den 70ern eher für Kommerz als für Kunst. In dem Club an der Tübinger Straße mit den blauen Stoffschlangen, die von der Decke hingen, traf sich ein Schickimicki-Publikum, damals, als die Zugehörigkeit zu einer Gruppe noch optisch eindeutig war. „Früher hat man daran gesehen, wie jemand angezogen war, ob er Geld hatte oder nicht“, sagt der Boa-Chef Werner „Sloggi“ Find. „Im Karohemd kam hier niemand rein. Eine solche Türpolitik kann sich heute schon lange keiner mehr erlauben“.

Spitzenminikleider uns ausgebeulte Jeans

So sieht man an diesem Samstagabend in der Alten Reithalle alles, vom superkurzen Spitzenminikleid bis zur ausgebeulten Jeans. Die Kleidung ist so bunt wie das Publikum, Lebenskünstler treffen auf wohl situierte Banker, Juristen und Zahnärzte. „Einmal im Jahr taucht die Boa wie ein Schiff aus dem Nebel auf“, sagt ein Gast, der früher das Waver-Mekka Maxim beim Wilhelmsplatz bevorzugt hat. Er meint das anerkennend. Die Disco hat Kultstatus, auch bei jenen die sich nicht „Boaisti“ nennen.

Selbst der griechische Taxifahrer ist gleich im Bild. „Grüßen Sie mir den Sloggi. Das ist ein echtes Unikat. Wie der sich in der Branche so lange gehalten hat.“ Vielleicht, weil die Boa nie so wirklich cool war. „Boa meets friends“, man trifft sich unter Freunden, heißt die jährliche Megaparty Anfang des Jahres. Um Mitternacht flattern peinliche Strohhüte von der Balustrade, die prompt willige Träger finden. Dann wird die Eisbombe (ja, so was gibt’s noch!) in Schlangenform in den Saal geschoben und mit flambierten Beeren übergossen. Das ist wie bei der Kommunion, nur größer.