Die „Bühne 16“ widmet der spannenden Persönlichkeit ihr aktuelles Theaterstück.

Kultur - Wer schon einmal bei einer Theaterprobe dabei war, kennt diese einzigartige Atmosphäre – bunt, laut, etwas chaotisch und sehr kreativ. Das Ensemble der „Bühne 16“ ist bei den letzten Proben für die Premiere von „Das Wunder der Katharina Hummel“, die am 11. November um 18.30 Uhr im Theater im Spitalhof stattfindet.

 

Das von Peter Höfer geschriebene Stück erscheint passend zum Geburtstag von Katharina, die 1618 in Ohmden bei Kirchheim unter Teck das Licht der Welt erblickt. Von der Mutter verlassen, kommt sie bettelnd und geschwächt nach Leonberg. Hier erlebt die durch ihre Krankheit und Siechtum zwischenzeitlich gelähmte junge Frau nach jahrelangem Martyrium 1644 in der Stadtkirche eine wundersame Heilung. Die Predigt, bei der auch Herzog Eberhard III. von Württemberg anwesend ist, erzählt vom Gleichnis des barmherzigen Samariters – Katharina lauscht unter der Kanzel verkrochen. Auf den Schlusssatz „So gehet hin in Frieden“ steht sie plötzlich auf und wandelt ab diesem Moment wieder auf ihren eigenen Beinen durch das Leben.

Tragische und verbotene Liebe

Auch Katharina Hummels Begegnung mit dem Gerlinger Weinbauern und Propheten Hans Keil, die tragische und verbotene Liebe zwischen den beiden sowie die folgenden Zerwürfnisse mit der Obrigkeit werden in der Aufführung thematisiert.

Was hier unter der Regie der resoluten und erfahrenen über 80-jährigen Annalies Müller entsteht, ist mehr als ein bloßes Laienspiel. Es ist ein Zeitzeugnis der Stadt Leonberg und fängt das Mittelalter auch mit Musik und Tanz des 17. Jahrhunderts wunderbar ein. Matthias Ansel, der auch Regieassistent ist, spielt den Herzog Eberhard mit einer körperlichen Präsenz und glaubhaften Intensität, die sogar ohne Kostüm in der Theaterprobe spürbar ist. Seine angenehme Stimme und die wohlmodulierten Worte unterstreichen die Darstellung eines Adeligen dieser längst vergangenen Epoche.

Auf die Frage, wie er zum Schauspiel gekommen ist, antwortet er: „Ich war während meiner Schulzeit in der Theater AG. Aber eigentlich bin ich in alles mehr oder weniger ,rein terrorisiert’ worden. Man hat mich wirklich bearbeitet. Aber als ich einmal dabei war, hat es so großen Spaß gemacht und heute kann ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen.“

Rebecca Kammerer, die in die Rolle der jungen Katharina schlüpft, spielt mit Inbrunst und Hingabe. Vor allem ihre helle, feingliedrige Physiognomie passt perfekt, um die Darstellung einer Gelähmten und wundersam Geheilten glaubhaft zu gestalten. Wenn die Schauspielerin als Katharina auf der Bühne liegt, in völliger Agonie und bereit den Tod zu empfangen, ergeben auf ihr Ende wartend, möchte man aufspringen und ihr zu Hilfe eilen.

Die Handlung nimmt die Zuschauer immer stärker gefangen

Sehr interessant ist auch der gleichzeitige Auftritt mit Nicole Bender als ältere Katharina. Hier spiegeln sich die beiden Schauspielerinnen im perfekten Zusammenspiel von Jugend und Alter, Naivität und Gutgläubigkeit bis zur Ernüchterung und teilweise bitteren Erfahrung des späteren Lebens. Während die anderen Schauspieler als intrigante und missgünstige Bürger eine Rotte bilden und die Heilung der Katharina in der verqueren Denkweise des Mittelalters anzweifeln, nimmt die Handlung den Zuschauer immer mehr gefangen.

Natürlich ist die Kirchenszene das Herzstück und gleichzeitig Mittelpunkt der Aufführung, um den sich die anderen Handlungsstränge der Geschichte zu einem großen Ganzen weben. Eine Szene hat ihre ganz eigene Intensität und birgt dabei eine mystische Botschaft in sich. Ohne zu viel zu verraten: Auf der Bühne brennt ein Feuer über dem ein dampfender Kessel hängt. In der Dunkelheit sitzen die bunt gekleideten Zigeuner im Kreis um die Licht-und Wärmequelle. Es erklingt Gitarrenspiel und die Laute eines Schellenkranzes. Eine raue, tiefe Frauenstimme singt ein fremdartiges Lied, das sofort unter die Haut geht und das Herz berührt. Im Feuerschein beginnen die Frauen barfuß und mit fliegenden Haaren zu tanzen.

Doch wer die ganze Geschichte erfahren und erleben möchte, sollte zu einer der vier Vorstellungen im Theater im Spitalhof gehen und sehen, was diese Schauspielgruppe so engagiert und gekonnt lebendig werden lässt.