An Kurzsichtigkeit kann zwar mancher Kindheitstraum scheitern. Mangelhafte Sehschärfe hat aber gelegentlich für den weiteren Lebenslauf auch Vorteile – wie der aktuelle Träger des Fellbacher Mörike-Preises, Jaroslav Rudiš, jetzt vergnügt mit Blick auf seine eigene Jugend schilderte. Denn eigentlich wollte der 1972 im nordböhmischen Turnov geborene Eisenbahnfan bereits als Steppke Lokomotivführer werden. Das verhinderte dann allerdings seine Brille mit den dicken Gläsern, die er bis heute mit ebenso dickem, modischem Gestell trägt. So wurde Jaroslav eben der erste Akademiker in seiner Familie, studierte Germanistik, Geschichte und Journalistik – und ist mittlerweile als Schriftsteller eine Berühmtheit. In Tschechien wie in Deutschland, wo er seit einem Stipendium „in meiner neuen Heimatstadt Berlin“ lebt.