Der Kinobetrieb ist seit Anfang des Monats wieder erlaubt. Regulär geöffnet ist im Kreis Ludwigsburg bislang aber erst ein Lichtspieltheater, die anderen haben zumindest angekündigt, wann sie wieder Filme zeigen wollen.

Kreis Ludwigsburg - So schlimm wie den Ufa-Palast in Stuttgart hat es die Kinos im Kreis Ludwigsburg noch nicht getroffen. Die Betreiberfamilie des 1996 eröffneten, einstmals größten Multiplex-Kinos in Süddeutschland hatte Ende Mai die Schließung bekannt gegeben. Die wirtschaftliche Situation habe keine Alternative gelassen. Dieses Schicksal blüht den Filmtheatern im Kreis dem Vernehmen nach nicht, die meisten sind aber immer noch geschlossen – obwohl sie in der vergangenen Woche wieder hätten öffnen dürfen. Doch es fehlen die großen, neuen Filme, die Publikum anziehen.

 

„Wir brauchen dringend den neuen Bond-Film“, sagt Claus Wollenschläger, Geschäftsführer der Ludwigsburger Kinos Central und Union. Im Aushang ist der letzte Teil der Agentenreihe mit Hauptdarsteller Daniel Craig bereits angeschlagen. Bundesstart: 12. November. „Den Bond bieten die Verleiher erst an, wenn wir wieder eine 100-Prozent-Auslastung haben, und das kann dauern“, so Wollenschläger. Normalerweise fassen seine Kinos bis zu 800 Besucher, mehr als 100 Tickets kann er momentan aber nicht verkaufen. Und das lohnt sich nicht.

Deshalb öffnen das Central und das Union frühestens am 2. Juli. Bei diesem Datum orientiert sich Wollenschläger an den Ludwigsburger Arthaus-Kinos Scala, Luna und Caligari, die von Kinokult betrieben werden.

Das Sommernachts-Open-Air wird deutlich kleiner

Das Caligari-Kino, so sagt Rainer Storz von Kinokult, zeige den ersten Film, „Udine“ am 2. Juli. Das Luna in der unteren Stadt bleibt sogar bis August geschlossen und im Scala beginnt die Kinosaison voraussichtlich erst im Herbst. „Uns hat die Schließung hart getroffen, aber Soforthilfe, Kurzarbeitergeld und die nachträgliche Aufstockung der Filmprogramm-Preisprämien haben uns über die Schließzeit hinweggeholfen“, sagt Storz. Viele Kinobesucher hätten während der Schließung Kinogutscheine gekauft und schon gekaufte Karten gespendet. Wenn es wieder los geht, werden im Caligari und im Luna, die jeweils 160 Sitzplätze haben, wegen der Abstandsregel nur bis zu 35 Besucher eingelassen. „Mit so wenig Besuchern rechnet sich unser Kinobetrieb eigentlich nicht“, sagt Rainer Storz.

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Auch das von Kinokult organisierte Sommernachts-Open-Air-Kino im Hof der Karlskaserne wird nicht stattfinden – zumindest nicht so wie in den vergangenen Jahren. „Da es wesentlich zur Finanzierung beiträgt, ist das besonders bitter. Wir versuchen nun, eine verkleinerte Veranstaltung mit 500 Plätzen auf die Beine zu stellen“, sagt Storz. „Die Abstandsregeln reduzieren die Besucherzahl so dramatisch, dass ein rentabler Betrieb schwierig ist.“ Die Stadt Ludwigsburg hat ihre Hilfe bei der Organisation schon zugesagt. Da ganze Kinokult-Reihen wie das Seniorenkino, Filmpremieren, Treffpunkt Kino oder Gourmet-Cinema auf ungewisse Zeit nicht stattfinden können, könnten die Kinos mittelfristig nur mit weiteren finanziellen Hilfen überleben, so Storz.

In Bissingen laufen Filme für Kinder

Claus Wollenschläger hat seine Mitarbeiter im Central- und Union-Kino in Kurzarbeit geschickt. „Zum Glück muss ich keine Mieten bezahlen, da mir die Immobilien gehören, sonst müsste ich jetzt schon für immer schließen“, sagt er. Die Krise werde vielen Kinobesitzern das Genick brechen. Er selbst will weitermachen, „ich kann das noch ein paar Monate durchhalten, dann bin auch ich am Ende“.

Jürgen Graf hat einen der beiden Kinosäle der Olympia- und Paradies-Lichtspiele in Bissingen schon am vergangenen Freitag geöffnet. Zum Start hat er aber nur Kinderfilme gezeigt, am ersten Tag liefen „Lassie“ und „Onward“. Auf Filme, die bereits angelaufen sind und schon in den Autokinos gezeigt wurden, verzichtet er lieber. „Da werden uns teilweise auch Filme von 2018 angeboten, die schon im Fernsehen gezeigt wurden“, sagt er. Das liegt auch daran, weil die Filmproduktion in den vergangenen Monaten wie vieles andere still stand und die Streifen nicht abgedreht sind. Graf rechnet ebenfalls erst im Herbst mit ersten Premieren von kostspieligen Produktionen.

Dass Kinderfilme gefragt sind, weiß er: „Ich hatte sogar Anfragen von Eltern, die den ganzen Saal mieten wollten.“ Überhaupt ist Graf überwältigt von der Resonanz seiner Besucher, die sich nach seiner Situation erkundigten und viele Gutscheine für sein Kino kauften. Zweimal die Woche hat der Kinobetreiber Popcorn zum Mitnehmen verkauft, „das ging immer weg wie warme Semmeln“, sagt er.

Zeit für Klassiker

Ebenfalls geöffnet ist das Capitol in Kornwestheim. Es zeigt seit dem 1. Juni wieder Filme für alle Altersklassen. „Bislang ist es noch ruhig, aber es gab auch schon Vorstellungen, bei denen wir an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen sind“, sagt Tobias Scholz vom Capitol. Im Gegensatz zu seinem Kollegen aus Bissingen scheut er sich nicht, Filme zu zeigen, die auch schon im (Auto-)Kino zu sehen waren. „Wir nutzen jetzt die Zeit, um auch ein paar Klassiker auf die Leinwand zu bringen“, so Scholz. „Die Chance hat man sonst ja eher selten.“