Mit dem Bad Boller Bürgertreff BoB und der Zeller Scheune feiern in diesem Jahr zwei Institutionen, die das gesellschaftliche Leben bereichern, ihren ersten runden Geburtstag.

Zell - Gefeiert wird das Vereinsjubiläum am 16. September in der Zeller Scheune standesgemäß. Vor wohl ausverkauftem Haus mit einem Einakter der eigenen Schauspieltruppe, mit Marlies Blume und weiteren altbekannten Akteuren. Wobei sich das mit dem ausverkauften Haus schnell hat. Die Scheune, auf deren Dachboden vor weit mehr als zehn Jahren die Familie Koos ihr eigenes Theater eingerichtet hat, verfügt gerade mal über 40 Plätze. Die Enge hat einen großen Vorteil. Egal wer kommt, als Zuschauer fühlt man sich dort exklusiv. Die Künstler erlebt man hautnah. Die Atmosphäre ist familiär.

 

Die Scheune wird Kleinkunstbühne

Die Ursprünge der kleinen, aber feinen Kleinkunstbühne liegen mehr als 20 Jahre zurück. „Ich war schon immer theaterbegeistert, habe in der Göppinger Waldorfschule an einer Eltern-Theater-AG mitgemacht und beim Theater im Bahnhof Rechberghausen. Und immer, wenn ich den Dachboden in unserer Scheune in Zell betreten habe, habe ich gedacht, da könnte was entstehen“, erzählt Sonja Koos. Zu ihrem 50. Geburtstag habe sie sich dann gewünscht, dass die ganze Familie einmal das mache, was sie wolle. „Und dann haben wir in der Scheune die Bühne eingerichtet“, so Koos.

Den ersten Auftritt hat die Rechberghäuser Theatertruppe bestritten. Weitere Auftritte und Gastspiele andere Künstler folgten. Allerdings liegen die Ansprüche hoch. Auf die Bühne kommt nur, was Sonja und Malte Koos persönlich begutachtet haben, und zwar live. Von Demo-Videos oder Youtube halten sie nichts. Dafür umso mehr von Vielfalt. „Wir wollten Kultur aller Art nach Zell bringen und verstehen uns auch als Bühne für Neulinge, die bei uns ihre erste Referenz bekommen“, so Sonja Koos. Genregrenzen gibt es nicht. So waren in der Scheune im Ortskern von Zell auch schon Tanz oder Ausstellungen aller Art zu sehen.

Ein Ort, wo es nicht ums Geld geht

„Das ging jahrelang privat ganz gut, aber dann wollten wir es irgendwann auf eine breitere Basis stellen“, erläutert Sonja Koos, wie es vor zehn Jahren zur Vereinsgründung kam. Ein Gründungsmitglied ist die heutige Vereinsvorsitzende, die Kabarettistin Heike Sauer, besser bekannt als ihr Alter Ego Marlies Blume. Wenn es um die Zeller Scheune und das Ehepaar Koos geht, dann kommt sie ins Schwärmen. „Die Scheune ist einfach ein Ort, wo es noch nie ums Geld ging, wo ganz viel ausprobiert wird. Es ist meine Theaterheimat und der Ort, an dem ich alles Neue probieren kann“, berichtet sie. Und davon, dass die Künstler, die in der Regel nur für das Eintrittsgeld in der Scheune spielen, durch die Bank von der Bühne begeistert seien.

Nicht zuletzt besagen die Vereinsstatuten, dass die eigene künstlerische Betätigung im Vordergrund stehen solle. Ein Teil der 23 Mitglieder tritt deshalb auch in der vereinseigenen Theatergruppe auf. „Aber wir wollen auch nach außen wirken. Deshalb haben wir schon die Württembergische Landesbühne Esslingen in die Zeller Gemeindehalle gebracht“, so Sauer. Zum Jubiläum wünschen sich die Vereinsmitglieder aber vor allem, dass die Zeller Scheune auch in den kommenden zehn Jahren fantasievoll die Kulturlandschaft der Region bereichert.

Zum Jubiläum mehr als nur Theater

Am 16. September feiert der Verein von 20 Uhr an sein Jubiläum. Das Ensemble hat den Einakter „Die Königinnen von Frankreich“ von Thornton Wilder einstudiert. Das Stück wird am Sonntag darauf beim Dorffest aufgeführt. Durch den Abend führt Marlies Blume.

Gesang Duo
Martina Knoll und Angela Hack, kurz „Knack“, stehen für musikalische Unterhaltung und zeigen Ausschnitte aus ihrem allerersten Programm „Engelshaar und Höllenschweif“, das 2007 seine Premiere in Zell hatte.

Gesang

Solo
Kristin Art ist Sängerin, Songwriterin und Teil des Zeller Theaterensembles. Ihr Debütalbum„Into A World Of Gold . . .“ wird bald in einem abendfüllenden Konzert in Zell vorgestellt. Zum Jubiläum gibt es einen Vorgeschmack.

Kabarett

Hanna Münch und Heike Sauer bekommen in der Zeller Scheune immer den letzten Schliff für ihre gesellschaftskritische und politische Satire und nehmen die Festbesucher mit auf eine kabarettistische Plattform mit Weitblick.

Karten

Noch gibt es Restkarten fürs Jubiläum. Diese und weitere Informationen finden sich unter www.zeller-scheune.de.

Ausblick

Am 29. Oktober gastiert der Kölner Kabarettist Aydin Isik mit „Bevor der Messias kommt“ in Zell.

Satte Einlagen für das Boller Töpfle

Bad Boll - Der Boller Bürgertreff BoB feiert sein Jubiläum das ganze Jahr über – am Samstag mit dem Brunnenhock. Die Gruppen Silver Blue und Two Generations spielen auf. Der Kinder- und Jugendzirkus Maroni zeigt seine Feuershow. Direkt aus dem Dorfbrunnen wird – daher auch der Name Brunnenhock – das beliebte Dümpelbier gereicht. Und natürlich gibt es weitere flüssige und feste Köstlichkeiten. Am Samstagabend dürfte es auf dem kleinen Platz gegenüber dem Alten Schulhaus in Bad Boll jedenfalls wieder brummen.

300 Veranstaltungen mit kostenlosem Eintritt

Der Benefiz-Brunnenhock, den das Jugendhaus Bo, die Mountainbiker der Bone Frackers, der Zirkus Maroni und der Bürgertreff BoB gemeinsam auf die Beine stellen, ist in der Badgemeinde längst zu einem festen Bestandteil des Festkalenders geworden: wie so viele andere Konzerte, Musik- und Kabarettabende sowie Ausstellungen, die auf Initiative des vor zehn Jahren gegründeten Bürgertreffs entstanden sind. Weit über 300 Veranstaltungen mit mehr als 11 000 Besuchern wurden im Laufe der Zeit auf die Beine gestellt – rein ehrenamtlich und obendrein kostenlos für die Besucher.

Aus dem anfänglichen Bürgercafé ist ein meist freitäglicher Kulturtreff geworden, um den sich ein 15-köpfiges Team kümmert. Aber viel mehr noch unterstützt der BoB mit all dem, was aus den Spenden der Gäste zusammenkommt, und dem Überschuss aus dem Getränkeverkauf soziale Projekte.

Als Testgebiet von Künstlern empfohlen

Das Boller Töpfle etwa, das unverschuldet in Not geratene Menschen im Ort unterstützt, verdankt dem Bürgertreff satte Einlagen. Auch der Erlös aus dem Brunnenhock wird zu gemeinnützigen Zwecken weitergereicht, so wie heuer an die Arbeits- und Lebensgemeinschaft Bad Boll für den Bau einer Feuertreppe.

Michael Baron, der für den Bürgertreff vor allem die Bands und die Kleinkünstler verpflichtet, ist über all das, was in zehn Jahren im und mit dem BoB umgesetzt werden konnte, ebenso überrascht wie zufrieden. „Wir haben uns etabliert, so dass viele Gäste, aber auch Künstler immer wieder zu uns kommen, sagt er. Kleinere Locations würden selbst von den Größen der jeweiligen Szenen zum Testen neuer Programme ausgewählt. „Da läuft auch viel über die Empfehlung von Kollegen“, sagt Baron. Die Räumlichkeit im Keller des Alten Schulhauses, die von der Kommune kostenlos zur Verfügung gestellt werde, sei dafür jedenfalls perfekt geeignet.

Abendprogramm