Fast überall fallen in diesem Jahr die Sommerfestivals aus, nur in Salzburg wird gespielt. Die Festspiele wollen unverdrossen ihren 100. Geburtstag feiern und haben angeblich alles getan, um kein Corona-Ischgl zu werden. Ob das gut geht?

Salzburg - (dpa) Die Salzburger Festspiele können aus Sicht ihres Intendanten Markus Hinterhäuser einen Weg zu einer Art Normalität für kulturelle Veranstaltungen in der Corona-Krise aufzeigen. „Wir werden noch wirklich eine lange Zeit mit diesem Virus leben müssen“, sagte Hinterhäuser in einer Video-Pressekonferenz. „Wir müssen lernen, damit umzugehen, sonst können wir die nächsten Jahre wirklich vergessen“, betonte er. „Künstler brauchen Publikum, Künstler brauchen Auftritte. Das ist das, was wir im Moment versuchen, möglich zu machen.“

 

Alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen für Künstler, Mitarbeiter und Publikum getroffen worden, so Hinterhäuser. „Das was hier im Haus passiert, ist wirklich so durchdacht, das kann nicht strenger sein.“

„Wir gehen auf dünnem Eis“, sagt Schauspieler Tobias Moretti

Die berühmten Klassik-Festspiele finden im Jahr ihres 100. Jubiläums als eines der wenigen Festivals in Europa statt, wenn auch in deutlich abgespeckter Form und nur vom 1. bis zum 30. August. Mit Fachleuten wurde ein Hygienekonzept mit personalisierten Eintrittskarten, Besucherlenkung und „Gesundheitstagebuch“ für die Künstler erarbeitet.

Schauspieler Tobias Moretti, der in diesem Jahr die Titelrolle des traditionellen Salzburg-Stücks „Jedermann“ spielt, beschrieb ein mulmiges Gefühl unter seinen Kollegen. „Ich glaube, dass wir uns alle bewusst sind, dass wir auf dünnem Eis gehen. Es kann alles jeden Moment anders sein“, sagte er über die Lage der Künstler in der Corona-Krise. „Es ist so ein bisschen wie am Abend vor der Front.“

Arte wird zum Festivalsender

Der Sender Arte spielt in diesem Jahr erstmals jeden Abend Übertragungen aus Salzburg auf seiner Streaming-Plattform Arte Concert aus, beginnend mit der Oper „Elektra“ von Richard Strauss am 1. August. Unter dem Motto „Salzburg für Jedermann“ soll insgesamt ein Drittel des Festival-Programms anschließend für 30 Tage online verfügbar sein. Auch im Fernsehen laufen auf Arte mehrere Höhepunkte nebst Begleitprogramm. Den Auftakt macht dort am 2. August die Dokumentation „Das große Welttheater – Salzburg und seine Festspiele“ über die 100-jährige Geschichte des Festivals gefolgt von einer Live-Übertragung der Mozart-Oper „Così fan tutte“.