Wut und Verzweiflung über den November-Lockdown in der Kultur halten an. Nun melden sich die Kulturpolitiker von Land und Stadt zu Wort und werben um Verständnis. Umfangreiche Zuschüsse sollen die Künstler vor dem Schlimmsten bewahren. Wird das reichen?

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Das Kunstministerium von Baden-Württemberg hat am Freitag über die Umsetzung der jüngsten Berliner Beschlüsse zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie informiert: Vom 2. bis zum 30. November dürfen landesweit keine „Kulturveranstaltungen“ stattfinden – „nicht“, wie die Ministerin Theresia Bauer (Grüne) erklärte, „weil hier eine besondere Infektionsgefahr bestünde, sondern weil wir insgesamt Kontakte reduzieren müssen“. Das sei „hart“, aber nur so könne es gelingen, „den Gesundheitsnotstand zu verhindern“.

 

Betroffen sind Theater, Opern, Konzerthäuser, Museen und Kinos; außerdem alle öffentlichen Veranstaltungen. Bibliotheken sind nicht betroffen. Auch nicht betroffen ist der „interne Arbeitsbetrieb“; Ensembles dürfen also proben und trainieren. Für die Breitenkultur gilt dagegen sowohl Veranstaltungs- als auch Probenverbot. Hier gelten Ausnahmen nur für die Musikschulen.

Die Politik sah keine andere Wahl

Um Verständnis für diesen einmonatigen Kultur-Lockdown in der darüber teilweise heftig empörten Szene wirbt derweil die Staatssekretärin Petra Olschowski (Grüne) mit einem Video auf der Homepage des Ministeriums: Sie verstehe gut die Enttäuschung und die Angst „der Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffenden“, vor allem auch deren „Angst und Sorge, wie es weitergehen soll“. Die „neue, zugespitzte Situation“ in der Corona-Pandemie lasse der Politik aber keine Wahl.

Umso wichtiger sei es nun, ergänzte Olschowski gegenüber unserer Zeitung, „dass die finanziellen Hilfen für Ausfälle im Lockdown-Monat November so schnell wie möglich“ bei den Kulturschaffenden ankämen. „Daran arbeiten wir gerade im Land und in Zusammenarbeit mit dem Bund mit Hochdruck“. Ein besonderes Augenmerk „legen wir in einem ersten Schritt neben dem Nothilfefonds, der bereits existiert, auf unsere Kinolandschaft und auf die freien, selbstständigen Künstler“.

Millionen aus Stuttgart, Milliarden aus Berlin

Der bereits bestehende Nothilfefonds des Landes zur Existenzsicherung im Kulturbereich umfasst 32,5 Millionen Euro. Antragsberechtigt sind Kulturanbieter in privater Trägerschaft mit Sitz in Baden-Württemberg. Der Fonds wird auch 2021 zur Verfügung stehen. Der Bund will für Einnahme-Ausfälle im Lockdown-Monat für alle wirtschaftlichen Bereiche insgesamt zehn Milliarden Euro zur Verfügung stellen; so stellten es Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Donnerstag in Aussicht. Von diesen Hilfen sollen auch Kulturveranstalter und Soloselbstständige profitieren können.

Auch Fabian Mayer (CDU), der Kulturbürgermeister der Stadt Stuttgart, äußerte sich im Gespräch mit unserer Zeitung besorgt: „Die erneute kulturelle Zwangspause ist bitter, für die Kulturschaffenden ebenso wie für die Kulturgenießer. Es schmerzt mich besonders für diejenigen, die mit Kultur ihren Lebensunterhalt verdienen und voller Sorgen auf die kommenden Wochen des Stillstands schauen.“ Mayer fordert „zielgenaue und unbürokratische Hilfen von Bund und Land“. Aber auch die Landeshauptstadt selbst sei in der Pflicht: „Wir wollen auch als Stadt mit unserem Rettungsschirm denjenigen zur Seite stehen, bei denen die Not am größten ist.“