Eric Gauthier bringt selbst Tanzmuffel in Bewegung. Der Ballettstar tanzt mit seinem Team in der Luginslandschule und bezieht die Schüler in die Tanzstunde ein.

Entsprechende Musik, ein paar Vortänzer und einen Motivator – mehr benötigt man nicht, um eine komplette Schule zum Tanzen zu bringen. Der Choreograf und Startänzer des Stuttgarter Theaterhauses Eric Gauthier tourt mit seinem „Moves for Future“-Projekt durch Stuttgarts Schulen. Jetzt verwandelte er die Turnhalle der Luginslandschule in eine Ballettbühne und die Schüler samt Lehrer in Mitglieder seiner Kompanie. „Die Kinder saßen wegen Corona Monate lang daheim nur herum. Jetzt müssen wir sie wieder in Bewegung bringen. Let’s move“, sagt der gebürtige Kanadier.

 

Spitzentanz zu Schwanensee

Zunächst müssen die aufgeregten Erst- und Zweitklässler allerdings ihre Füße ruhig halten und auf Turnbänken und -mattensitzen. Gauthier, selbst Vater dreier Kinder, bekommt die Rasselbande schnell in den Griff. Die Turnhalle wird zur Bühne. „Wer hat schon einmal ein Ballett gesehen?“, fragt Gauthier mit franko-deutschem Akzent. 20 Prozent der Hände gehen in die Höhe. Der Ballettstar leitet kurz zum klassischen Ballett und zu „dem sehr famous Solo für Primaballerina“ über. Schwanensee. „Wollt Ihr das sehen?“ Natürlich. Gemeinsam rufen die Grundschüler „Ayda“. Spitzenschuhe an den Füßen, ein Tutu um die Hüfte und weiße Federn auf dem Kopf schwebt der weibliche Jungstar in die Halle. Vereinzelt kichern Jungs wegen des Röckchens, verstummen aber schnell, als die Musik angeht und die Primaballerina ihre Tanzschritte beginnt. Es wird andächtig still, als der stolze Schwan am Ende auf dem Boden liegt „und schläft“, wie Gauthier erzählt.

Gemeinsam ein Stück choreografiert

Doch es gäbe auch modernen Tanz, „auf Socken statt Spitzenschuhen“, sagt Gauthier. Arnau und Maria springen herein und bei „Füttere Dein Baby Dino“ darf im jungen Publikum auch mal gelacht werden. Das dritte Stück wird noch moderner: Barfuß, temperamentvoll und einfühlsam getanzt – ein zweites Pas de deux von Angelo und Ayda, diesmal ohne Tutu. Ihre Schritte und Gesten drücken Gefühle aus, die auch die Achtjährigen ergreifen. „Doch wie entstehen die Stücke?“, fragt Gauthier und gibt die Antwort. „Ein Choreograf wie ich. Komischer Job, oder? Nein, ein toller. Sollen wir gemeinsam eines erfinden?“

Tierischen Spaß beim gemeinsamen Tanz

Die Kinder sind begeistert. Schritt und Figur fügen Gauthier mit den Kindern eine Szene zusammen. Die Kinder verfolgen jede Sequenz, soufflieren den Tänzern die Schritte und sind am Ende begeistert. Tosender Applaus und Bravo-Rufe. „Jetzt seid ihr dran“, sagt Gauthier. Bänke und Matten werden zur Seite geschoben. Gauthier berichtet von seinem Zoobesuch. Er hat ihn zu drei Tänzen inspiriert. Im ersten verwandeln sich Schüler, Lehrer und Tänzer in Kaninchen, die aufwachen, sich recken, Hunger haben und dann eine Karotte knabbern. Beim zweiten schlüpfen die Luginslandschüler aus einem imaginären Kokon, breiten ihre Flügel aus und werden zu einem schönen Schmetterling. Zum Finale schlüpfen die jungen Tänzerinnen und Tänzer in die Rolle eines Löwen, der brüllt, sich anschleicht und Futter sucht. Die Nachwuchstänzer sind begeistert, wollen nach 45 Minuten Ballett und Tanz nur ungern in die Pause. „Das hat Spaß gemacht“, bedankt sich eine Zweitklässlerin. Ihr Klassenkamerad fand den Tanz mit dem Rock „komisch“. Am Ende gehört aber auch er zu den wildesten Löwen, auf der Jagd nach Futter. Nicht nur er hat die „Moves“ raus. „Eine tolle Aktion“, sagt Schulleiterin Imke Kuhlmann. „Tanzen und Bewegen macht eben glücklich“, stimmt ihr Gauthier zu.